Frankfurt am Main (pte021/21.01.2019/13:30) – Migranten leisten laut einer neuen Erhebung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) http://kfw.de einen überdurchschnittlichen Beitrag zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Den aktuellen Daten nach stellen sie 21 Prozent der Gründer bei einem Bevölkerungsanteil von 18 Prozent (im Schnitt der Jahre 2013 bis 2017). Die Experten führen die höhere Gründungsaktivität dieser Gruppe auf den starken Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit und schlechtere Arbeitsmarktchancen zurück.
Mangel an Jobalternativen
„Migranten sind ein unverzichtbarer Teil des Gründungsgeschehens in Deutschland, ihre Selbstständigenquote ist überdurchschnittlich. das hat zwei Gründe: Erstens ist der Unternehmergeist von Migranten stärker ausgeprägt. Zweitens machen sie sich aber auch häufiger aus Mangel an Jobalternativen selbstständig. Dies hängt unter anderem mit den formalen Berufsqualifikationen und Sprachkenntnissen zusammen, die der deutsche Arbeitsmarkt verlangt“, verdeutlicht KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.
Laut der Sonderauswertung des KfW-Gründungsmonitors 2018 geben 38 Prozent der Migranten grundsätzlich der Selbstständigkeit den Vorzug vor abhängiger Beschäftigung. In der gesamten Bevölkerung wären nur 29 Prozent lieber selbstständig als angestellt. Ein wichtiger Faktor für diesen Unterschied ist, dass viele Migranten durch eine größere Risikofreude und mehr unternehmerische Vorbilder aus ihrer Herkunftskultur geprägt sind, so die Autoren.
Darüber hinaus führen die im Mittel schlechteren formalen Berufsqualifikationen von Migranten zu schlechteren Arbeitsmarktchancen. So haben 46 Prozent keinen beziehungsweise keinen in Deutschland anerkannten Berufsabschluss, in der gesamten Erwerbsbevölkerung sind es 22 Prozent. Die Arbeitsmarktnachteile bewirken, dass sich Migranten überdurchschnittlich oft selbstständig machen, weil sie keine besseren Erwerbsalternativen sehen. Dieser Notgründeranteil liegt mit 38 Prozent deutlich über dem Durchschnitt von 31 Prozent.
Beherrschen der Landessprache
Ein weiterer Einflussfaktor für Arbeitsmarktchancen ist neben dem Abschluss das Beherrschen der Landessprache. Zwei Drittel der 18- bis 64-jährigen Migranten sprechen überwiegend Deutsch im eigenen Haushalt. Nur 35 Prozent leben in einem fremdsprachigen Haushalt, häufig sind dessen Mitglieder erst kürzlich zugewandert. Eine ausländische Haushaltssprache ist zwar nicht gleichbedeutend mit schlechten Deutschkenntnissen, doch Migranten aus fremdsprachigen Haushalten haben statistisch schlechtere Arbeitsmarktchancen.
Den aktuellen Zahlen der KfW nach sind sie zum Beispiel häufiger arbeitslos als Migranten insgesamt (zwölf Prozent gegenüber acht Prozent). Deshalb ist auch der Anteil von Notgründern besonders hoch (48 Prozent). Davon abgesehen ist auch der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit noch einmal höher als unter Migranten insgesamt (41 Prozent). Im Ergebnis ist die Selbstständigenquote unter Migranten aus fremdsprachigen Haushalten überdurchschnittlich (neun Prozent gegenüber sieben Prozent bei Migranten insgesamt).
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