Hamburg/Rotterdam (pte029/06.04.2021/13:38) – Angestellte, die vom Chef nie oder nur selten schlecht behandelt werden, kündigen ebenso wahrscheinlich wie jene Mitarbeiter, die permanent kritisiert oder andauernder Schikane ausgesetzt sind. Zu dem Schluss kommt Doktorand Benjamin Korman von der Kühne Logistics University (KLU) http://the-klu.org . Der Grund: Nur gut behandelte Mitarbeiter haben Angst vor sozialem Ausschluss und entwickeln eine Scham gegenüber Kollegen, weil diese denken könnten, sie hätten sich mit dem Chef verbündet. Inkonsequente schlechte oder gar feindselige Führung hat also in jedem Fall negative Folgen.
Online-Experimente durchgeführt
„Ein Chef, der nur einzelne Angestellte vergleichsweise nett behandelt, aber andere schlecht, kann erstere so dazu bringen, das Unternehmen zu verlassen“, sagt Korman. Zur Überprüfung seiner Theorie hat er zusammen mit dem KLU-Wissenschaftler Christian Tröster und Steffen R. Giessner von der Erasmus University http://eur.nl zwei Online-Experimente mit jeweils 195 und 231 Teilnehmern durchgeführt. Fazit: Die Konsequenzen feindseliger Führung können bei inkonsistentem Verhalten der Führungskraft für das Unternehmen sogar insgesamt negativer sein als bei Führungskräften, die alle Angestellten gleichermaßen schlecht behandeln.
„Die Forschung legt nahe, dass in Teams, in denen alle Mitglieder von toxischer Führung betroffen sind, weniger Angestellte motiviert werden ihr Team zu verlassen, als in Teams, in denen manche besser, manche schlechter behandelt werden“, verdeutlicht Korman. Der Hintergrund: Teilen alle dasselbe Schicksal, fühlen sich die Team-Mitglieder nicht sozial ausgeschlossen von ihren Kollegen und es tritt kaum Scham auf, was wiederum ihre Motivation, die Organisation zu verlassen, reduziert, erläutert der Hamburger Forscher.
Gute Führung nicht sofort zu sehen
Laut dem Wissenschaftler ist es für Unternehmen daher wichtig, genau hinzuschauen, was in ihren Teams passiert, denn geringe Fluktuation deutet nicht notwendigerweise auf gute Führung hin. Die Anzahl der Angestellten, die ein Team oder Unternehmen verlässt, sei kein geeigneter Indikator, um festzustellen, wie Führungskräfte mit Angestellten tatsächlich umgehen. Hilfreich für einen besseren Überblick seien dagegen zum Beispiel jährliche Befragungen der Angestellten zur Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld und den Arbeitsbedingungen. „Selbstverständlich sind jegliche Methoden toxischer Führung – ob nun alle oder nur einzelne Angestellte betroffen sind – absolut abzulehnen“, betont Korman.
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