Augsburg (pts021/20.05.2021/12:00) – Unser Nachbarplanet Mars bekommt immer wieder Besuch von der Erde: Sonden umkreisen ihn, Rover werden abgesetzt, wir „hörten“ kürzlich vom Mars und fieberten bis vor Kurzem dem Erstflug des NASA-Helikopters „Ingenuity“ entgegen. Die Europäische Weltraumorganisation ESA und ihr US-Pendant NASA wollen im Programm Mars Sample Return (MSR) die robotische Exploration des Roten Planeten auf ein neues Level bringen: Mars-Bodenproben sollen in den 2030er Jahren zur Erde gebracht werden. Die Augsburger MT Aerospace AG, die zum Bremer Hochtechnologiekonzern OHB SE gehört, trägt mit Tanksystemen maßgeblich zum „Earth Return Orbiter“ (ERO), dem größten europäischen Part dieses Vorhabens, bei.
„Wir wurden mit Entwicklung, Fertigung und Qualifizierung der Tanksysteme des europäischen Raumfahrzeugs beauftragt, das die Gesteinsproben im Mars-Orbit übernehmen und in eine Erdumlaufbahn bringen wird. Wir sind sehr stolz, unser über viele Jahre aufgebautes Know-how bei dieser hochanspruchsvollen Mission einbringen zu können“, sagt Hans Steininger, der Vorstandsvorsitzende der MT Aerospace AG. Das Unternehmen hat einzigartige Fertigungstechnologien entwickelt und ist führend im Leichtbau aus Metall- und Verbundwerkstoffen. Die fortschrittlichen Strukturbauteile und Tanks kommen in europäischen und internationalen Trägersystemen (u.a. Ariane und Space Launch System), Raumfahrzeugen, Satelliten und bei der Flugzeug-Flotte von Airbus erfolgreich zum Einsatz.
Drei Mal hin, ein Mal retour
Mit der Ankunft des NASA-Marsrovers „Perseverance“ im Februar diesen Jahres ist der erste Schritt im ambitionierten „Mars Sample Return“-Programm erfolgt: Sich umsehen und Gesteinsproben sammeln. Im Jahr 2026 wollen sowohl NASA als auch die ESA erneut zum Roten Planeten aufbrechen: Die NASA schickt dann mit der „Sample Retrieval Lander“-Mission einen von der ESA beigesteuerten „Sample Fetch Rover“ zum Einsammeln der bis dahin von „Perseverance“ gefüllten Proben-Container sowie ein „Mars Ascent Vehicle“, das die Container in den Mars-Orbit transportiert. Dorthin schickt die ESA ihren ERO, der das etwa fußballgroße Behältnis einfangen und an Bord nehmen wird. ERO wird für die Rundreise zum Mars und dieses anspruchsvolle Manöver mit verschiedenen Antrieben ausgestattet, die dazugehörigen Tanksysteme kommen größtenteils aus Augsburg.
Tanks von MT Aerospace ermöglichen die Reise zum Mars – und zurück
Die MT Aerospace AG ist Spezialistin für die Entwicklung und Fertigung hochpräziser Strukturen und Tanks für die Luft- und Raumfahrt – sowohl aus metallischen als auch aus Verbundwerkstoffen, als Einzelstück, Kleinserie oder Serienfertigung. „Wir entwickeln und fertigen größtenteils in Deutschland und haben über die Jahre ein attraktives Tank-Portfolio aufgebaut und einzigartige Fertigungstechnologien entwickelt“, so Thomas Schermann, der bei MT Aerospace das Tank-Geschäft verantwortet. „Wenn es auf möglichst geringe Masse ankommt, wählen wir ein entsprechend dünnwandigeres Design, das durch CFK-Umwickelung (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) die nötige Stabilität erhält.“
Bislang wurden circa 21.000 Tanks für die Luftfahrt verkauft. Zu den Kunden zählt vor allem der europäische Flugzeughersteller Airbus. Rund 330 Tanks für Satelliten wurden bis dato beispielsweise an Thales Alenia Space, Airbus und Unternehmen der OHB SE ausgeliefert. Für die ERO-Mission wurden nun drei unterschiedliche Tanksysteme geordert:
* Der größte Tank für den europäischen ERO ist der 900 Liter fassende L-XTA Xenontank. Er wird den hocheffizienten elektrischen Antrieb des Raumfahrzeugs versorgen, der neben der Transferphase auch für Manöver im Mars-Orbit genutzt wird. Der Auftrag mit einem Volumen von 1 Mio. Euro wurde vom industriellen Hauptauftragnehmer der ERO-Mission, Airbus SAS, Frankreich, vergeben. Bereits im nächsten Jahr soll der mit CFK umwickelte metallische Spezialtank an den Kunden ausgeliefert werden.
* Auch bei den Tanks für den chemischen Antrieb des Raumfahrzeugs hat sich Airbus für die Expertise der MT Aerospace AG entschieden. Der 2,8 Mio. Euro Vertrag über die Fertigung und Qualifizierung dieser Tanks wurde letzte Woche unterzeichnet. Es handelt sich um mehrere me-tallische Tanks aus der ursprünglich für Telekommunikationssatelliten entwickelten E3000-Tankserie; so werden Entwicklungskomplexität und -aufwand minimiert. Sie fassen je 225 Liter und geben unter Nutzung der Kapillarwirkung über eine komplexe Baugruppe (das Propellant Ma-nagement Device) die benötigte Menge an Treibstoff und Oxidator in der Schwerelosigkeit frei. Das chemische Antriebssystem wird für das Einschwenken in den Mars-Orbit sowie den Wiederaustritt nach dem Einfangen der Proben genutzt werden.
* Des Weiteren war die MT Aerospace AG auch bei den Helium-Hochdrucktanks (HeHPV, Helium High Pressure Vessel) für ERO erste Wahl: Im Unterauftrag zu Avio S.p.A, Italien, wird neben der bestehenden 50 Liter Version der etablierten Tankfamilie ein 90 Liter fassender Hochdrucktank (Innendruck 310 bar) entwickelt und gefertigt. Der an der dünnsten Stelle weniger als 1 mm dicke metallische Liner wird mit einer CFK-Ummantelung verstärkt, um an Bord des Raumfahrzeugs den nötigen Überdruck auf die mit Flüssigtreibstoff gefüllten Tanks erzeugen zu können. So wird der chemische Antrieb während kritischer Manöver zuverlässig mit Treibstoff versorgt.
Die ERO-Mission ist sehr anspruchsvoll. Die wissenschaftlichen Untersuchungen der wertvollen Fracht werden zu ganz neuen Erkenntnissen führen und die von Mars-Sonden übermittelten oder bisher automatisiert auf der Marsoberfläche durchgeführten Experimente ideal ergänzen. „Wir haben unsere Kunden durch die allseits anerkannte Qualität unserer Arbeit sowie mit kurzen Lieferzeiten überzeugt und können so einen entscheidenden Beitrag zu dieser einzigartigen Mission leisten“, freut sich Simon Bühler, der bei MT Aerospace AG für den Vertrieb der Tanks zuständig ist.
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Aussender: OHB SE
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