Nagarro: Erfolgreiche Abspaltung

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Als eigenständiges Unternehmen existiert die Nagarro SE erst seit Dezember 2020. Zuvor war der Spezialist für digitales Engineering Teil der ebenfalls börsennotierten Allgeier SE gewesen. Für die Aktionäre hat sich die Abspaltung bereits ausgezahlt.

Nagarro bietet Kunden aus praktisch allen Branchen und in mehr als 60 Ländern Dienstleistungen in den Bereichen digitale Produktentwicklung, Digital Commerce und Customer Experience an. Mit dieser Aufstellung verzeichnet der Konzern seit Jahren ein rasantes Wachstum.

Kontinuierliches Wachstum

Unbeeindruckt von der Coronapandemie legte der Umsatz selbst im Geschäftsjahr 2021 um 27 % auf 546 Mio. Euro zu. Am stärksten ging es in den Bereichen Automotive, Fertigung und Industrie, Technologie sowie Konsumgüter voran. Regional lag Nordamerika mit einem Plus von 31 % auf 193 Mio. Euro erstmals vor Mitteleuropa, wo die Umsätze um 13 % auf 182 Mio. Euro zulegten. 117 Kunden steuerten jeweils mehr als 1 Mio. Euro zum Umsatz bei.

Das bereinigte EBITDA verbesserte sich um 5 % auf 79,7 Mio. Euro, womit sich die operative Marge auf 14,6 % (Vj. 17,7 %) reduzierte. Als einen Grund für den Margenrückgang nannte der Vorstandsvorsitzende Manas Fuloria im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung (HV) am 29. Juni, in englischer Sprache und simultan übersetzt, die steigenden Löhne in der IT-Branche. Vor allem aber war das Vergleichsjahr 2020 wegen der umfassenden Kostensparmaßnahmen, die infolge der Pandemie eingeleitet worden waren, sowie staatlicher Unterstützungsleistungen ungewöhnlich profitabel. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich 2021 auf 2,16 Euro (Vj. 1,60 Euro).

Bemerkenswert ist die Unternehmenspolitik, wonach alle Beschäftigten bei Nagarro arbeiten können, von wo aus sie möchten. Diese virtuelle und globale Organisationsstruktur, genannt „work-from-anywhere-policy“, galt bereits vor der Pandemie und hat sich bewährt. Die Kunden reagieren in aller Regel positiv. Zumeist kommen bei den Projekten kleine und effiziente Teams zum Einsatz, die schnell und kundenorientiert reagieren können. Zudem fällt es ohne Zwang zu einem festen Arbeitsort leichter, auf dem umkämpften Arbeitsmarkt neue Fachkräfte zu gewinnen.

Ein Schwerpunkt bei der Mitarbeitersuche liegt auf dem indischen Markt, auf dem Nagarro gute Kontakte hat. Firmenchef Manas Fuloria ist dort geboren. Zudem kommen über Akquisitionen regelmäßig neue Fachkräfte in die Gruppe. Inzwischen arbeiten 16.000 Mitarbeiter in 30 Ländern für Nagarro.

Umsatzsprung im ersten Quartal

Im laufenden Geschäftsjahr ist trotz des deutlich eingetrübten wirtschaftlichen Umfelds keine Abschwächung des Wachstums bei Nagarro zu erkennen – im Gegenteil. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 60 % auf 185 Mio. Euro und die operative Marge erhöhte sich auf 16 %, womit sich das Ergebnis je Aktie auf 1 Euro nahezu verdoppelte. Die veröffentlichte Prognose, wonach der Umsatz im Gesamtjahr um etwa 40 % auf rund 770 Mio. Euro ausgeweitet und die Marge 14 % betragen soll, erscheint damit realistisch. Trotz aller Krisen wird weiterhin branchenübergreifend in die digitale Transformation investiert.

Die Entwicklung der Aktie gleicht einer Achterbahnfahrt. Nach der Abspaltung schnellte der Kurs zunächst von 82 Euro auf 211 Euro hoch, wozu sicherlich die Aufnahme der Aktie in den SDAX und TecDAX beigetragen hat. Seit Jahresbeginn ging es mit der allgemeinen Schwäche der Technologiewerte wieder um fast 50 % auf 115 Euro nach unten. Bei einem geschätzten Gewinn je Aktie von 3,50 Euro im laufenden Jahr ist die Bewertung selbst damit noch nicht übermäßig günstig, mit Blick auf das weiterhin vorhandene Wachstumspotenzial für risikofreudige Anleger möglicherweise dennoch interessant. Eine Dividende wird es vorerst allerdings nicht geben.

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