Der Streamingriese Netflix hat im zweiten Quartal 2025 starke Geschäftszahlen vorgelegt und seine Jahresprognose angehoben. Zugleich sorgt der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Produktion für Aufmerksamkeit. Für die Netflix-Aktie ging es nach der Veröffentlichung nach unten.
Mit einem Umsatz von 11,08 Milliarden Dollar (+15,9 % im Jahresvergleich) und einem Gewinn je Aktie von 7,19 Dollar übertraf Netflix erneut die Erwartungen der Analysten . Der Nettogewinn belief sich auf 3,13 Milliarden Dollar, ein Plus von über 45 % im Vergleich zum Vorjahr. Die operative Marge kletterte von 27 % auf 34 %.
Währungsbedingte Vorteile, höhere Abopreise, gestiegene Werbeerlöse und ein spätes, aber kräftiges Mitgliederwachstum trugen zur positiven Entwicklung bei. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde entsprechend angepasst: Netflix erwartet nun einen Umsatz zwischen 44,8 und 45,2 Milliarden Dollar – zuvor lag die Spanne bei 43,5 bis 44,5 Milliarden Dollar .
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KI als Produktionsbooster – und Streitpunkt
Neben Zahlen rückte Co-CEO Ted Sarandos bei der Quartalskonferenz auch die Rolle von KI in den Fokus. In der argentinischen Serie El Eternauta sei erstmals eine Szene per KI erstellt worden und damit deutlich schneller und günstiger als mit konventionellen Spezialeffekten. Sarandos sieht darin einen Weg, Filme und Serien nicht nur effizienter, sondern auch besser zu machen.
Gleichzeitig bleibt die Technologie umstritten: In Hollywood war der Einsatz von KI einer der Auslöser der jüngsten Streiks. Autoren und Schauspieler befürchten den schrittweisen Ersatz durch Software. Der Vorstoß von Netflix könnte den Druck auf konkurrierende Studios weiter erhöhen.
Inhaltliche Highlights und globale Strategie
Erfolgreich war Netflix im zweiten Quartal unter anderem mit der dritten Staffel von Squid Game, der Serie Secrets We Keep aus Dänemark und dem animierten K-Pop-Film KPop Demon Hunters, dessen Soundtrack internationale Chartrekorde brach. Insgesamt verzeichnete das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte über 95 Milliarden gestreamte Stunden – mehr als ein Drittel davon entfiel auf nicht-englischsprachige Inhalte.
Mit einer neuen Nutzeroberfläche will Netflix die Orientierung verbessern und die Empfehlungslogik stärker auf den individuellen Nutzungskontext zuschneiden. „Das Netflix, das man an einem Dienstagabend zu sehen bekommt, ist anders als das, das man an einem Sonntagnachmittag sieht“, so Co-CEO Greg Peters.
Netflix-Aktie: Analysten bleiben optimistisch
Trotz der starken Zahlen zeigte sich der Markt verhalten. Die Aktie rutschte am Freitag 5,10 % ins Minus. Analysten werten das als Zeichen überzogener Erwartungen. JPMorgan etwa hob zwar das Kursziel für die Netflix-Aktie auf 1.300 Dollar an, blieb aber bei „Neutral“. Die Bewertung sei hoch, und die Aktie benötige eine Verschnaufpause. Jefferies und UBS hingegen bestätigten jeweils ihr „Buy“-Rating und hoben ihre Kursziele auf 1.500 bzw. 1.495 Dollar an. Besonders hervorgehoben wurde das starke Wachstum in der UCAN-Region (USA, Kanada, Australien, Neuseeland).
Besonders optimistisch zeigt sich Bernstein Research. Analyst Laurent Yoon sieht in der Netflix-Technologie zur Personalisierung von Empfehlungen einen Treiber für eine künftige Marktkapitalisierung im Billionenbereich und hob das Kursziel auf 1.390 Dollar an. Ob diese Bewertung gerechtfertigt ist, bleibt umstritten.
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