Fahrschulen sind bislang ein regionales Geschäft. Beinahe jede Ortschaft, die etwas auf sich hält, hat eine eigene Fahrschule. Große überregionale Player gibt es so gut wie nicht. Das will das Management der 123fahrschule SE ändern.
Eine erste Kapitalerhöhung zur Umsetzung der Pläne wurde soeben erfolgreich platziert. Derzeit notiert der aktuelle Aktienkurs nahe am Bezugspreis.
Durch Übernahmen wachsen
123fahrschule ist eine digital betriebene Fahrschulkette mit dem Fokus auf E-Learning. Die Kernkompetenz des 2016 gegründeten Unternehmens liegt auf der digital unterstützten Ausbildung von Privatpersonen für die Führerscheinklasse im B-Segment. Mit bundesweit 31 Standorten ist man die größte Fahrschulkette im B-Segment und plant die weitere Expansion auf bis zu 200 Standorte in den nächsten Jahren.
Nach Ablauf des ersten Halbjahrs 2021 weist 123fahrschule Umsatzerlöse von 2,86 Mio. Euro sowie ein EBITDA von −1,19 Mio. Euro aus. Unter dem Strich steht ebenfalls ein Fehlbetrag von 1,55 Mio. Euro. Nach Auffassung von CEO Boris Polenske wären ohne Corona rund 1 Mio. Euro mehr Umsatz möglich gewesen, die Ergebnisbelastungen auf EBITDA-Ebene taxiert er auf rund 420.000 Euro.
Das Gesamtjahr sollte schon allein deshalb spürbar voluminöser werden, weil die Kölner einige Übernahmen, die bereits verhandelt wurden, erst in der zweiten Jahreshälfte umsetzen wollen. Hintergrund hierfür ist, dass erst geklärt sein soll, ob und in welcher Höhe Coronahilfen in den übernommenen Fahrschulen zurückgezahlt werden müssen. Insgesamt geht der Vorstand für 2021 von einem „deutlichen Wachstum in Umsatz und EBIT“ aus.
Erfolgreiche Kapitalerhöhung
Die Expansionsstrategie des Unternehmens wird im Wesentlichen via Kapitalerhöhungen finanziert. Im März brachte eine Kapitalerhöhung rund 5 Mio. Euro ein, eine kleine Privatplatzierung aus dem Januar 2021 sorgte für einen Erlös von etwas mehr als 470.000 Euro. Im September wurde das Aktienkapital von 1.814.480 Anteilscheinen auf 2.419.306 Stücke aufgestockt, sodass dem Unternehmen brutto 6,96 Mio. Euro zuflossen.
Interessant dabei war der Bezugspreis für die Altaktionäre, der mit 11,50 Euro deutlich unter dem Kursniveau von Anfang September bei etwa 16 Euro lag. Der Emissionserlös soll zur Übernahme weiterer Fahrschulen in den Zielregionen verwendet werden. CEO Polenske zeigt sich optimistisch: „Die Kapitalerhöhung ist der logische nächste Schritt, um unseren eingeschlagenen Wachstumspfad fortzuführen. Wir blicken bereits auf eine gut gefüllte Pipeline an Akquisitionen und behalten mit der zusätzlichen Finanzierungsmaßnahme den nötigen Handlungsspielraum. Immer mehr Fahrschulen kommen mittlerweile auch aktiv auf uns zu und wollen Teil der 123fahrschule-Familie werden. Im Übrigen sehen wir, dass sich unsere Expansion schrittweise auch ergebnisseitig bezahlt macht, denn jede neu integrierte Fahrschule trägt u. a. durch Skaleneffekte zu unserer Profitabilität bei.“
Aktie spekulativ
Gemessen am aktuellen Aktienkurs von 12 Euro wird das aufstrebende Unternehmen mit knapp 30 Mio. Euro bewertet. Angesichts der hohen Wachstumschancen in einem zersplitterten Markt bietet die Aktie bei dieser Bewertung Potenzial. Ein mittelfristiges Kursziel für den unserer Meinung nach sehr spekulativen Titel sehen wir bei 20 Euro, ein Stop-Loss-Limit sollte bei 9 Euro platziert werden.
Foto von Kindel Media von Pexels