P2P-Kredite: Diese Risiken sollten Anleger kennen

Roulette

In Zeiten von Nullzinsen suchen viele Anleger nach alternativen renditebringenden Geldanlagen. Immer beliebter wurden zuletzt P2P-Kredite. Doch die Risiken einer solchen Geldanlage sind enorm.

Inhalt

  1. Was sind P2P-Kredite?
  2. Risiko Nr.1: Das Geld ist nicht sofort verfügbar
  3. Risiko Nr. 2: Probleme mit den Kreditvermittlern
  4. Risiko Nr.3: Sachwerte schlagen Geldwerte
  5. Fazit

Was sind P2P-Kredite?

Der Blick auf die Quartalsabrechnung des Tagesgeldkontos kann einem schon die Tränen in die Augen treiben. Kaum noch Zinsen auf das mühsam Ersparte, immer öfter sogar Minuszinsen oder Gebühren. Als Alternative sind bei Anlegern in jüngster Zeit P2P-Kredite immer beliebter geworden. Dabei handelt es sich um Kredite, die von Privatpersonen über eine Internetplattform direkt an andere Privatpersonen vergeben werden.

Hier locken hohe Renditen vor allem im Ausland: Baltische Plattformen wie Mintos, Peerberry oder EstateGuru versprechen Zinsen jenseits der 10-Prozent-Marke. Für einige Investoren ist das so verlockend, dass sie damit gar konventionelle Geldanlagen in Sachwerte wie Aktien oder Immobilien ersetzen wollen. Dabei werden die Risiken und die weiteren Nachteile dieser hochriskanten Zinswetten meist völlig ausgeblendet.

Risiko Nr.1: Das Geld ist nicht sofort verfügbar

Das Tagesgeldkonto kann diese Anlageform schon deshalb nicht ersetzen, weil das eingesetzte Kapital dort je nach Kreditlaufzeit gebunden ist. Beachten sollten Investoren außerdem, dass es sich bei den Plattformen, über die der Investor sein Geld verleiht, um keine Banken handelt. Es gibt also dort keine Einlagensicherung, wie sie etwa in Deutschland Bankeinlagen pro Privatperson bis zu 100.000 Euro schützt.

Eines der elementarsten Risiken einer P2P-Investition ist also der Bankrott der P2P-Plattform selbst. In diesem Fall ist das eingesetzte Kapital komplett gefährdet. Die Chance, im Fall des Falles etwas davon wiederzusehen, dürfte gering sein. Der Investor müsste bei einer Plattforminsolvenz nämlich jeden seiner Ansprüche einzeln geltend machen.

Nur ein Beispiel: Eine Anlagesumme von 5.000 Euro kann etwa bei Mintos in bis zu 500 Einzelkredite verteilt werden. Das reduziert zwar das Ausfallrisiko der einzelnen Kredite, treibt aber den Aufwand, die Ausleihungen bei einer Plattforminsolvenz geltend zu machen, in die Höhe. Erschwerend kommt hinzu, dass der Investor gar nicht über die Daten der Kreditnehmer verfügt und somit erst herausfinden muss, an wen er sich überhaupt wenden muss.

Das offensichtlichste Risiko eines P2P-Investments ist der Ausfall einzelner Kredite. Passiert das zu oft, kann das ganze Investment schnell zu einem Verlustgeschäft werden. Dieses Risiko ist für den Investor nur schwer abzuschätzen: Eine Wirtschaftskrise in einzelnen Ländern etwa kann zu massenhaften Kreditausfällen in einer bestimmten Region führen, obwohl hier zuvor jahrelang alles gut gelaufen ist.

Risiko Nr. 2: Probleme mit den Kreditvermittlern

Und das führt dann möglichweise zu einem Problem bei den sogenannten Kreditanbahnern. Die meisten Plattformen vergeben die Kredite nämlich nicht selbst, sondern treten nur als Vermittler zwischen Investoren und privaten Unternehmen auf. Letztere finanzieren die Kredite vor und stellen diese dann zur Verfügung.

Da es sich auch bei diesen Unternehmen ebenfalls um keine Banken handelt, unterliegen sie bei der Kreditvergabe meist keiner Regulierung oder staatlichen Überwachung. Die Kredite, die sie vergeben, können an Personen erfolgen, die bei konventionellen Banken aus gutem Grund kein Darlehen bekommen hätten. Das hohe Ausfallrisiko müssen die Kreditnehmer mit entsprechend hohen Zinsen bezahlen.

Auf einigen P2P-Plattformen gibt es jedoch eine Rückkaufgarantie seitens der Kreditanbahner (Buyback). Ist ein Darlehen eine bestimmte Zeit in Verzug, kauft das Unternehmen das Darlehen selbst zurück. Diese Garantie ist jedoch mehr ein Versprechen als eine Garantie. Denn fallen zu viele Darlehen aus, wird der Kreditanbahner die Garantie nur schwer erfüllen können. Somit ist ein fundamentales Risiko für jeden Investor, dass ein Kreditanbahner Insolvenz anmeldet – und die Rückkaufgarantie damit wertlos ist.

Auf einer der größten P2P-Plattformen, Mintos, gab es zuletzt reichlich Probleme mit Kreditvermittlern. Mit Peachy meldete Anfang März ein Anbahner aus Großbritannien Insolvenz an, mit Monego und IuteCredit aus dem Kosovo verloren zwei Vermittler ihre Lizenz wegen zu hoher Zinsen. Wer Kredite solcher Anbahner in seinem Portfolio hat, muss nun um sein Geld fürchten. Ein Totalausfall droht trotz Rückkaufgarantie.

Risiko Nr.3: Sachwerte schlagen Geldwerte

Gegenüber klassischen Geldanlagen wie Aktien und Immobilien kommt ein weiterer Aspekt hinzu, der nicht zu unterschätzen ist. Bei Investments in P2P-Kredite legt der Investor sein Geld nicht in Sachwerte an, sondern in Kredite. Damit trägt er das volle Risiko einer in der Zukunft möglichweise wieder ansteigenden Inflation oder eines Währungscrashs. Der Sachwertinvestor dagegen könnte davon sogar profitieren.

Und auch unter Renditeaspekten sind P2P-Kredite nicht die erste Wahl. Zwar hören sich Zinsen von mehr als 10 % auf den ersten Blick gut an. Bedenken muss man hierbei aber, dass die Rendite immer limitiert ist. Mehr als 13, 14 oder im Einzelfall auch einmal 15 % pro Jahr sind nicht drin, die Risiken dafür aber enorm. Sachwerte wie Aktien hingegen haben keine Renditelimits nach oben. Gute Werte können auch mal 20, 50, 100 oder mehr % Rendite einfahren.  

Fazit

Die Vielzahl an Risiken zeigt, dass ein Investment in P2P-Kredite keine konventionelle Anlage in Sachwerte wie Immobilien und Aktien ersetzen kann. Sie ist vielmehr eine hochriskante Zinswette, die Investoren, wenn überhaupt, nur mit Geld eingehen sollten, auf das sie bei einem Totalverlust nicht angewiesen sind.

Bild: © xundefined undefined – istockphoto.com

AnlegerPlus