Pharmariesen unter Steuervermeidungsverdacht

Börsenbär und Bulle

Pillen: Pharmariesen nutzen Steueroasen gezielt (Foto: pixelio.de, Tim Reckmann)pressetext.redaktion

Berlin (pte003/18.09.2018/06:10) – US-amerikanische Pharmariesen haben Gewinne in Steueroasen verschoben – zumindest wenn es nach dem Bericht „Prescription for Poverty“ der Entwicklungs- und Nothilfeorganisation Oxfam http://oxfam.org geht. Allein Pfizer, Merck, Johnson & Johnson und Abbott sollen demnach zwischen den Jahren 2013 und 2015 einen Schaden von 3,8 Mrd. Dollar (rund 3,3 Mrd. Euro) verursacht haben.

„Kommt nicht zufällig zustande“

Allein Deutschland sind im Zeitraum zwischen den Jahren 2013 und 2015 dem Bericht nach 316 Mio. Dollar (rund 272 Mio. Euro) an Steuereinnahmen durch die Lappen gegangen sein. Die Analysten von Oxfam haben Umätze, Gewinne und Renditen der vier Pharmagiganten in 20 Ländern verglichen und der globalen Durchschnittsrendite gegenübergestellt.

Das Ergebnis: Die untersuchten Unternehmen haben in Ländern mit durchschnittlichem Steuersatz Renditen von nur sechs Prozent angegeben. In Steueroasen, wie Belgien, Irland, den Niederlanden und Singapur lagen diese jedoch bei 31 Prozent. Abbott weist in Irland sogar eine Rendite von über 75 Prozent aus, behauptet aber in Indien einen Verlust von 36 Prozent gemacht zu haben.

„Solche Ergebnisse kommen nicht zufällig zustande. Ganz offenbar werden hier gezielt Gewinne in Steueroasen verschoben“, so Oxfam-Steuerexperte Tobias Hauschild. Die NGO setzt sich daher seit langer Zeit für schwarze Listen und effektive Sanktionen für Steueroasen sowie weltweite Mindeststeuersätze ein. Insbesondere arme Länder, deren Systeme auf Unternehmenssteuern angewiesen sind, würden von derartigen Vorgehensweisen noch mehr belastet. Daher fordert Hauschild eine öffentliche Berichterstattungspflicht.

Dividende wichtiger als Forschung

Laut dem Bericht kostet zum Beispiel ein Behandlungszyklus mit Pfizers Brustkrebsmedikament Paclitaxel in der Herstellung rund 1,16 Dollar. Der Verkaufspreis liege jedoch zwischen 276 Dollar in den USA und 912 Dollar in Großbritannien. Diese Preise erschweren laut Oxfam vor allem armen Menschen den Zugang zu lebensrettenden Medikamenten oder belasten öffentliche Gesundheitssysteme. Obwohl Pharmariesen hier mit Forschung und Entwicklung argumentieren, zeige die Realität etwas anderes: Zwischen 2006 und 2015 hat Pfizer fast ein Viertel seiner Gewinne in Dividenden und Aktienrückkaufprogramme investiert. Für Forschung und Entwicklung waren es nur 15 Prozent.

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