Kleine und große Probleme bei BASF

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Kaum einer am Kapitalmarkt kennt den DAX-Konzern BASF so gut wie SdK Mann Andreas Schmidt. Bereits seit knapp zehn Jahren besucht der SdK Vorstand die Hauptversammlungen des Chemieriesen. Schon zuvor beobachtete er den Chemiekonzern in seiner Zeit als Analyst. Im Video erläutert Schmidt nun, wie es um den Chemiegiganten aktuell steht.

Mit 111.000 Mitarbeitern zählt BASF zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Die Produkte des Konzerns gelten als das Nonplusultra einer funktionierenden Wirtschaft, sie sind schlichtweg fast überall drin. Umso größer ist die Tragweite, wenn der Chemiegigant Zahlen liefert – zum dritten Quartal dieses Mal mit viel Licht und viel Schatten.

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Besonders ins Auge sprang ein Kosteneinsparprogramm außerhalb der Produktion in Höhe von 500 Mio. Euro pro Jahr. Mehr als die Hälfte der Einsparungen betrifft das Werk in Ludwigshafen. Jedoch „kein großes Ding für die Größe von BASF“, kommentiert Schmidt. Deutlich relevanter seien die ebenfalls angekündigten strukturellen Anpassungen im Produktionsverbund, die im ersten Quartal 2023 kommuniziert werden sollen. Dort schlummern größere Risiken.

Wo alles halb so wild ist

Doch vorneweg zunächst einmal die Gefahren, deren Auswirkungen Schmidt als nicht allzu dramatisch erachtet. Sowohl die Inflation als auch die Zinsbelastung seien gut kontrollierbar. Die Nettoverschuldung von knapp 19 Mrd. Euro ist hoch, BASF jedoch günstig und langfristig finanziert. In Spitzenjahren fließt ein Free Cashflow von 5 Mrd. Euro – 2021 waren es immerhin 4,6 Mrd. Euro – also halb so wild.

Genauso fällt das Urteil in Sachen Inflation aus. BASF hat viele Spezialitäten und eine große Marktmacht. Wo kleinere Chemieunternehmen eher Spielball der äußeren Umstände sind, setzt BASF die Leitplanken. Zudem sieht ein nicht unerheblicher Teil der Kundenverträge ohnehin bereits Preisanpassungsklauseln vor.

Wo bei BASF die Gefahr schlummert

Oftmals liegen Chancen und Risiken nah beieinander, ebenso große Errungenschaften und große Fallhöhen – die Verbundproduktion könnte eine davon sein. Mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft hat BASF eine besonders effiziente und umweltschonende Produktionsweise etabliert. Abfälle der einen Produktion fungieren als Vorprodukte für die nächste – so geht Umweltmanagement.

Das geht jedoch auf Kosten der Flexibilität. Bei einem solch filigranen Produktionsnetz ist ein Vorprodukt nicht so leicht zu ersetzen, wodurch die Produktion schnell beeinträchtigt ist. Man darf gespannt sein, wie flexibel oder unflexibel BASF bei Nachfrageanpassungen sein wird, die angesichts einer Rezession drohen. Hier kommt dann direkt das eigentliche Risiko ins Spiel, nämlich das des Volumens. Sollte konjunkturbedingt die Nachfrage einbrechen, könnte sich BASF als Wirtschaftskoloss dem Strudel wohl nicht entziehen.

„Dem Management wird nicht langweilig werden“, so das Fazit in aller Kürze. BASF sollte sich nicht auf den Lorbeeren von gestern ausruhen. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem 16-minütigen Video-Interview mit Andreas Schmidt, das Sie hier bequem ansehen können.

Dieser Artikel stammt aus den AnlegerPlus News 11/2022.

Foto: © SdK

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