ProSiebenSat.1-Aktie steigt wegen MFE-Übernahme

ProsiebenSat.1-Aktie

MFE übernimmt die Mehrheit an ProSiebenSat.1 und hält nun 75,61 % der Anteile. Für Anleger rückt damit die Frage nach Synergien, Kosteneffizienz und Schuldenabbau in den Fokus. Während Chancen in einem stärkeren europäischen Werbemarkt liegen, bleibt die finanzielle Lage von ProSiebenSat.1 herausfordernd. Die Aktie legte zum Wochenende zu.

Der italienische Medienkonzern MediaForEurope (MFE) hat sich die Kontrolle über ProSiebenSat.1 gesichert, wie das Unternehmen am Donnerstag mitgeteilt hatte. Nach Abschluss des öffentlichen Übernahmeangebots hält MFE nun 75,61 % der Anteile an dem Medienunternehmen mit Sitz in Unterföhring. Damit wird MFE künftig klarer Mehrheitsaktionär und bestimmt die strategische Ausrichtung maßgeblich.

Die Abwicklung des Angebots ist für den 16. September vorgesehen. Bereits zuvor hatte der tschechische Großaktionär PPF angekündigt, seinen Anteil von rund 15,7 % an MFE zu verkaufen. Mit diesem Schritt war der Weg für die Übernahme frei. Kartellrechtliche Hürden bestehen nach den bisherigen Prüfungen auf EU- und Bundesebene nicht.

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Gerüstet für den internationalen Wettbewerb

Für ProSiebenSat.1-Aktionäre stellt der Zusammenschluss eine Zäsur dar. Vorstandschef Bert Habets bezeichnete den Einstieg MFEs als „wichtigen Meilenstein“ und kündigte an, die Kooperation künftig stärker zu vertiefen. Beide Unternehmen decken zusammen fünf große europäische Märkte ab – Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der einen, Italien und Spanien auf der anderen Seite. Ziel ist es, die Wettbewerbsposition gegenüber internationalen Streaminganbietern zu stärken.

Finanziell rechnet ProSiebenSat.1 mit Synergieeffekten in Höhe von rund 150 Mio. Euro pro Jahr innerhalb der kommenden vier bis fünf Jahre, sofern es zu einer vollständigen rechtlichen Integration kommt. MFE kalkuliert sogar mit möglichen Einsparungen von bis zu 400 Mio. Euro. Marktbeobachter halten diese Zahlen allerdings teilweise für ambitioniert. Klar ist jedoch: Der neue Mehrheitsaktionär wird auf Effizienzsteigerungen drängen.

Hohe Schulden & Stellenabbau

Für Anleger bleibt die finanzielle Situation von ProSiebenSat.1 ein Unsicherheitsfaktor. Das Unternehmen ist hoch verschuldet und meldete 2024 das dritte Jahr in Folge ein rückläufiges operatives Ergebnis. Bereits im Frühjahr wurde der Abbau von rund 430 Vollzeitstellen angekündigt. Zudem lasten sinkende Werbeerlöse und steigende Investitionen im Streaminggeschäft auf den Margen.

Gleichzeitig bietet die neue Struktur Chancen: Durch den Zusammenschluss mit MFE entsteht ein Medienverbund mit geschätzten kombinierten TV-Werbeeinnahmen von rund 3,6 Mrd. Euro in den fünf größten europäischen Märkten. Das entspräche laut Analysen einem Marktanteil von knapp 25 %. Für den Kapitalmarkt bedeutet das eine stärkere Verhandlungsposition im Werbegeschäft sowie potenziell mehr Stabilität in einem von Streamingwettbewerb geprägten Umfeld.

ProSiebenSat.1-Aktie legt zu

Langfristig wird sich zeigen, ob MFE die Erwartungen der Anleger erfüllen kann – insbesondere mit Blick auf die Umsetzung von Synergieeffekten, die weitere Entwicklung der Plattform Joyn und den Umgang mit der Verschuldung. Am Freitag ging es für die ProSiebenSat.1-Aktie 7,78 % nach oben.

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Foto: © ProSiebenSat.1

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