Der Ast, auf dem wir sitzen

Protektionismus Zölle USA Deutschland

„Mein Land First“ ist eine verlockende Parole. Sie überzeugt jedoch nur, wenn ein Land alle Voraussetzungen für autarkes Wachstum mitbringt: eine diversifizierte Industrie, notwendige Technologien, Rohstoffe, gut ausgebildete und ausreichend vorhandene Arbeitskräfte sowie konsumfreudige Bürger. China und die USA mögen in Richtung Autarkie streben, aber reicht das für autarkes Wachstum? Schwerlich. Es gibt daher gewichtige Gründe, die trotz zunehmendem Protektionismus für den internationalen Handel sprechen.

Durch internationale Spezialisierung können Länder die Güter effizienter und kostengünstiger produzieren, die ihren Stärken entsprechen, während Konsumenten von einer größeren und preiswerteren Produktvielfalt profitieren. Wettbewerb senkt die Preise und fördert Innovation sowie technischen Fortschritt – letztlich ein riesiges Wohlstandssteigerungsprogramm.

Trotzdem nimmt der Protektionismus weltweit zu. Ausländische Technologien werden untersagt, Importe mit Strafzöllen belegt. Besonders sichtbar ist dies in der Autoindustrie, in der ein Handelskrieg tobt. Während chinesische Hersteller den Markt mit preisgünstigeren E-Autos bereichern, reagieren Europa und die USA mit Strafzöllen von bis zu 100 % auf chinesische Import-Autos. Die Begründung: Staatliche Subventionen verschaffen chinesischen Autos einen Kostenvorteil. 

Doch die höheren Produktionskosten in westlichen Ländern resultieren auch aus den dort höheren Kosten für die Faktoren Arbeit sowie Energie (besonders in Deutschland) und einer anderen Industriepolitik. Während China das Angebot an E-Autos subventioniert, stützte Deutschland zum Beispiel die Nachfrage nach E-Autos – auch nach chinesischen Autos. Was führt wohl zu niedrigeren Preisen? Dabei operiert auch die deutsche Autoindustrie nicht ohne Subventionen: Volkswagen erhielt zum Beispiel zwischen 2016 und 2023 laut Flossbach von Storch Research Institut 6,4 Mrd. Euro an verschiedenen Subventionen im In- und Ausland.

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    Protektionismus schafft letztlich nur Verlierer. Konsumenten zahlen höhere Preise und die heimische Industrie verliert technologisch den Anschluss. Wenn wiederum ineffiziente heimische Produktion und hohe Kosten eine Produktionsverlagerung ins Ausland erzwingen, folgt die Deindustrialisierung – was den Wettbewerb und die technologische Basis weiter schwächt und die Refinanzierung verschuldeter Volkswirtschaften verteuern könnte. Die Abwärtsspirale kommt in Gang.

    Die Globalisierung wird dadurch aber nicht gestoppt. Der Handel findet weiter seine Bühne, nur mit neuen Akteuren in einem neuen Stück. Die Rolle Europas wird dann einem Handelskrieg, den wir vermutlich nicht gewinnen werden, zum Opfer fallen. Ist Protektionismus also wirklich die richtige Wahl oder muss nicht um Lösungen gerungen werden, die einen Ausweg aus der Unlogik von Zöllen und Gegenzöllen aufzeigen?

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