Die Wiederverwertung von Rohstoffen und Abfallprodukten ist aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht unverzichtbar. Für langfristig orientierte Anleger bieten sich attraktive Chancen, um von diesem zukunftsweisenden Markt zu profitieren. Wir stellen drei spannende Recycling-Aktien vor.
Metalle, Plastik und andere Abfallstoffe zu neuen Produkten verarbeiten und damit Geld verdienen: Die Kreislaufwirtschaft kann auch für Anleger lukrativ sein. Doch dafür müssen viele Faktoren stimmen. „Für institutionelle Investoren bieten sich bislang wenige Pure Plays unter den Unternehmen an, in deren Geschäftsmodell die Kreislaufwirtschaft fokussiert“, meint Alexander Funk, Mitgeschäftsführer bei der Fondsboutique rezooM Capital. Das Anlageuniversum sei deutlich größer bei Unternehmen, die Recycling nur als Teil ihres Geschäftsmodells betreiben. Interessant ist, dass der Verkauf recycelter Materialien oft deutlich höhere Margen erzielt als das industrielle Recycling im Auftrag von Kunden.
Neue Technologien schaffen Chancen
Die Abfallbeseitigung ist für Alexander Funk ein treffendes Beispiel für eine Branche, die zunehmend auf Recycling und den Verkauf wiederverwerteter Materialien setzt. Ebenso profitabel gestaltet sich für Abfallentsorger die Energiegewinnung aus Abfällen. „Die Unternehmen können mit Biogas nicht nur den eigenen Energiebedarf decken, sondern auch als Energielieferant für Endkunden von den steigenden Energiepreisen profitieren. Unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten bieten diese Geschäftsmodelle den Investoren eine größere Stabilität.“
Das Plastik- und Kunststoffrecycling steckt in der Kommerzialisierung noch in den Kinderschuhen. Hier geht es um das Zerlegen von Materialien in ihre chemischen Bestandteile, um daraus neue Produkte herzustellen. Deutlich weiter ist das Recycling von Metallen: Dank Kameras, Sensoren und künstlicher Intelligenz können Metalle, Elektro- und Elektronikschrott immer günstiger und präziser automatisiert getrennt werden. Ein großer Fortschritt für die Branche. Die Lebensmittelindustrie bietet ein weiteres Einsatzgebiet für die Wiederverwertung von Materialien. Abfallprodukte werden hier zunehmend zu Dünger, Tierfutter, grünem Treibstoff oder Biogas verarbeitet, was sie zu einer wichtigen Quelle für nachhaltige Energie macht.
Damit neue Technologien den kommerziellen Durchbruch schaffen, müssen schnell Skaleneffekte erzielt werden, erklärt Simon Frank, Anlagestratege bei Pictet Asset Management: „Letztlich ist der Erfolg der Kreislaufwirtschaft auch eine Preisfrage. Sobald Recycling-Technologien ökonomischer sind als der Abbau neuer Ressourcen, werden sie sich am Markt durchsetzen.“ Anleger sollten das Thema Kreislaufwirtschaft in ihren Portfolios berücksichtigen, jedoch wie bei anderen Zukunftsthemen breit diversifizieren. Wir stellen drei Aktien vor, über die sich das Geschäft der Kreislaufwirtschaft mit unterschiedlichen Ansätzen und Produkten abbilden lässt.
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Aurubis: Zukunftsmarkt Multimetall-Recycling
Beim Hamburger Kupferrecycler Aurubis brauchen Anleger Geduld. Das MDAX-Unternehmen investiert 1,7 Mrd. Euro in neue Prozesstechniken und Recyclingfabriken. Besonders im Fokus steht das kürzlich eröffnete Multimetall-Recyclingwerk in Georgia, USA, mit einem Budget von 740 Mio. Euro. In einem Umfeld, in dem die US-Regierung zunehmend auf lokale Produktion und die Stärkung heimischer Lieferketten setzt, positioniert sich Aurubis dort als Vorreiter im Zukunftsmarkt Multimetall-Recycling. Dies verschafft dem Unternehmen einen wichtigen Zugang zum wachsenden US-Markt.
Auch auf dem deutschen Heimatmarkt setzt Aurubis auf Innovation und Effizienz. Angesichts der energieintensiven Produktion ist das Unternehmen auf langfristig stabile und günstige Strompreise angewiesen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier fließen 300 Mio. Euro in den Ausbau der Prozesskette für Edelmetalle, um Durchlaufzeiten zu verkürzen und die operativen Kosten zu senken.
Im Geschäftsjahr 2023/24 (September) konnte Aurubis den operativen Gewinn um 19 % auf 413 Mio. Euro steigern. Für 2024/25 rechnet das Management jedoch mit Gegenwind auf den Beschaffungsmärkten und setzt daher den Prognosekorridor für den operativen Gewinn nur auf 300 bis 400 Mio. Euro. Sollten jedoch die Schmelzlöhne und Kupferpreise im Verlauf des Jahres steigen, könnte Aurubis in den kommenden Quartalen positiv überraschen.
Agilyx: Hochspekulativer Plastikrecycler
Die an der Börse Oslo gelistete US-Gesellschaft Agilyx hat sich auf das chemische Pyrolyseverfahren spezialisiert, mit dem Kunststoffabfälle in reines Plastik oder Mineralöl zerlegt werden. Das Marktpotenzial ist enorm: Jährlich entstehen weltweit mehr als 440 Millionen Tonnen Plastikmüll, von denen weniger als 10 % recycelt werden. Rund 50 % landen auf Deponien, weitere 20 % verschmutzen die Umwelt.
Um die industrielle Verarbeitung voranzutreiben, hat Agilyx das Joint-Venture Cyclyx International gegründet, an dem LyondellBasell und ExxonMobil zur Hälfte beteiligt sind. Die beiden Partner finanzieren den Bau der ersten kommerziellen Pyrolyse-Anlage, die bis Mitte 2025 in Betrieb gehen soll. Für jede recycelte Tonne Kunststoff erhält Agilyx dann mengenabhängige Lizenzgebühren.
Die Langfristziele sind ambitioniert: Bis 2030 sollen bis zu 100 Millionen Tonnen Plastikmüll jährlich in Cyclyx-Anlagen recycelt werden. Das Joint-Venture bietet über seine Konsortiumstruktur weiteren Interessenten wie Ölkonzernen, Konsumgüterherstellern oder Abfallentsorgern die Möglichkeit, sich zu beteiligen und die Recycling-Technologie an ihre Bedürfnisse anzupassen. Danone, Coca-Cola, Nestlé oder Ikea planen zum Beispiel, bis 2030 mindestens die Hälfte ihrer Verpackungen aus recyceltem Plastik herzustellen. Gelingt es Agilyx, die ersten Großkunden zu gewinnen, könnte dies eine Neubewertung der Aktie nach sich ziehen.
Republic Services: Wachstum durch Biogas und Recycling
Der zweitgrößte Abfallentsorger der USA, Republic Services, hat den Einstieg in die Erzeugung von Biogas aus Müll gewagt. Rund 50 % der bei der Abfallentsorgung freigesetzten Gase bestehen aus Methan, also Biogas. Das erste kommerzielle Projekt läuft seit 2023 in Kalifornien. Zusätzlich investiert das Unternehmen bis zu 300 Mio. US-Dollar in den Aufbau von vier Standorten, an denen Kunststoff-Polymere zu neuen Produkten recycelt werden.
Der Beitrag des Recyclinggeschäfts am Gesamtumsatz ist mit weniger als 3 % noch gering. 75 % der Erlöse erzielt Republic Services durch den Mülltransport und die Abfallentsorgung über ein landesweites Netz firmeneigener Betriebe. Dieses Kerngeschäft treibt auch das Ergebniswachstum: Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Gewinnanstieg im mittleren zweistelligen Bereich erwartet. Zwischen 2020 und 2023 konnte der Konzern den Gewinn je Aktie bei stabilen Umsätzen durchschnittlich um 16 % jährlich steigern, gestützt von einer operativen Marge von 20 %.
Kein Wunder also, dass die Aktie 2024 bereits um 33 % zugelegt hat. Ist die Geschäftsausweitung erfolgreich, scheint das Kurspotenzial aber längst nicht ausgeschöpft. Besonders attraktiv für Anleger ist die Dividendenhistorie. Republic Services hat in den letzten 21 Jahren die Ausschüttung kontinuierlich erhöht, selbst nach Investitionen von 5,5 Mrd. US-Dollar in Übernahmen allein in den vergangenen drei Jahren.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Foto: © Shirley Hirst