Stuttgart/Wien (pte001/18.03.2019/06:00) – Von der geeigneten IT-Strategie wird es künftig abhängen, ob Unternehmen erfolgreich sind. Die IT rückt damit von reiner Dienstleistung in den Mittelpunkt ganzer Geschäftsmodelle und Organisationsprozesse. Crossfunktionale Teams von Entwicklern, Betriebswirten und Marketingspezialisten werden die Digitalisierung vorantreiben, davon ist IT-Strategieberater Jörg Thamm von Horváth & Partners Stuttgart http://horvath-partners.com im Gespräch mit pressetext überzeugt. Agile Methoden und Cloud Services werden an Relevanz gewinnen, die Bedeutung der CIOs hingegen abnehmen.
Trend zum universellen Ansatz
Während die klassische IT dazu notwendig war, Dinge zum Laufen zu bringen und zumeist in isolierten Projekten für einzelne Themen und Aufgabenstellungen tätig war, geht es heute um einen universellen Ansatz quer durch alle Unternehmensbereiche und Prozesse, um die Verzahnung komplexer Anforderungen und Lösungen. Damit wird die Arbeit bunter, der Geschäftszweck rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit, sagt der Experte, der seine Karriere in der medizinischen Informatik gestartet hat und bei Horváth & Partners seit 15 Jahren IT-Strategien und IT-Organisationen entwickelt.
Rein technische Fragen treten immer mehr in den Hintergrund, da die IT inzwischen für jeden Fachbereich mitgedacht und integriert werden muss. So wird das frühere Silo-Denken zu einem Auslaufmodell, die IT-Abteilung gänzlich neu aufgestellt und verzahnt mit allen Unternehmensbereichen. Die Chefs der Abteilung (CIOs) sind daher heute vielfach bereits Betriebswirte und keine Informatiker mehr, immer mehr nur noch für Auswahl und Beschaffung von Technologien zuständig, für Datenmanagement, IT-Security und Informationsstrukturen (Governance), alles weitere passiert in oder in gemeinsamen Aktionen mit den Fachbereichen.
Zu hohe Erwartungen, zu wenig Mut
Trotzdem warnt Thamm vor allzu hohen Erwartungen des Managements. Welchen Nutzen die Digitalisierung bringt und welchen nicht, sei selbst in großen Unternehmen noch strittig. Auch beim Einsatz von SAP S/4HANA gibt es – trotz erheblichen technischen Fortschritts – erstaunlich wenig Antworten zum Business-Nutzen. Wozu braucht ein Unternehmen wirklich Echtzeit-Daten? Gibt es einen Business Case für Echtdatenverarbeitung? Hinzu kommt der gerade im deutschen Mittelstand schwach ausgeprägte Mut zum Risiko. Damit man sieht, was möglich ist, sollten Unternehmen – wie in den USA – vermehrt Cloud Services ausprobieren, mit Start-ups kooperieren, projektbezogen Leute tauschen und vieles mehr.
Kritisch sieht der Experte die Entwicklungen im Bereich Datenschutz. Auch wenn die grundlegende Vorstellung, die Bürger und Konsumenten vor Überwachungstendenzen und Bevormundung zu schützen, richtig war und ist, gehe der Datenschutz in manchen Bereichen zu weit. „Wir legen uns selbst Fesseln an und verhindern damit mögliche Geschäfte. Das geht eigentlich in die falsche Richtung“, bedauert Thamm und belegt dies mit zahlreichen Beispielen, in denen IT-Systeme geknebelt und die Datenauswertung geschäftsschädigend verunmöglicht wird – während Amerikaner wie Asiaten alle Freiheiten für sich in Anspruch nehmen können und damit den europäischen Unternehmen davonziehen.
Aussichten der großen Technologie-Player
Befragt nach seiner Einschätzung zu künftigen Technologie-Playern ist Thamm erstaunlich offen. Der deutsche SAP-Konzern werde weiter wachsen, da er als Full-Service-Prozess-Anbieter mit und für den Kunden entwickelt, ihm Arbeit abnimmt und Mehrwert anbietet. Microsoft habe ein großes Öko-System und werde sich halten.
IBM hingegen wird weiter verlieren. Die Erwartungen an Quantenrechner hält der Experte aktuell für überzogen. Die Technologie sei noch nicht ausgereift und schnellere Rechenzeiten seien kein Game Changer, so Thamm, sondern optimierten nur klassische Fragestellungen, wie zum Beispiel Medikamentenforschung, durch höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Für Facebook sieht der IT-Consultant schwarz. Das Unternehmen habe sich in vielen Bereichen überreizt, es gibt mittlerweile viele und gute Wettbewerber, die Alleinstellung ist verloren, junge Leute verließen die Plattform, die Marktmacht werde abnehmen. Von der Google-Mutter Alphabet sei hingegen viel zu erwarten, weil sich das Unternehmen rechtzeitig breit diversifiziert hat, mit Robotics, Spielen und autonomem Fahren etwa. Als Innovationshub werde das Unternehmen weiter und stärker wachsen.
Apple bezeichnet Thamm als interessanten Fall, schwer zu prognostizieren. Die Marktdominanz und Vorreiterschaft im Smartphone-Geschäft sei vorbei. Wettbewerber aus China und Südkorea könnten diese Dinge schon besser und bieten bereits mehr an. Die Frage hier sei: „What is the Next Big Thing?“
Amazon schließlich könnte ein Fall für die Regulierungsbehörden werden, da die Marktdominanz ungebrochen weiter wächst. Wie bei Facebook ist auch hier denkbar, dass das Ökosystem von den USA selbst zerschlagen, das Cloud-Geschäft vom Online-Store getrennt wird. Die Cloud hat Amazon groß gemacht, da gibt es keinen wirklichen Wettbewerber mehr.
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