Der Wissenschaftsverlag Springer Nature hat seinen Börsengang vollzogen. Welche Probleme es gibt und wie sinnvoll ein Investment in die Springer-Nature-Aktie ist, diskutierten die beiden Vorstände der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V., Paul Petzelberger und Daniel Bauer, in einem YouTube-Video.
Der Finanzinvestor BC Partners und der Holtzbrinck-Verlag haben den Wissenschaftsfachverlag Springer Nature an die Frankfurter Börse gebracht. Beim Börsengang am 4. Oktober wurden durch die Ausgabe von knapp 26,6 Millionen Aktien rund 600 Mio. Euro eingesammelt. Der erste Kurs von 24,00 Euro entsprach einem Plus von 6,7 % gegenüber dem Ausgabepreis von 22,50 Euro. Zuletzt wurde die Aktie für rund 23,80 gehandelt.
Hohe Schulden, wenig Gewinn
Springer Nature spielte der Börsengang rund 200 Mio. Euro frisches Kapital ein. Das soll vor allem zum Schuldenabbau genutzt werden. Der hohe Schuldenstand gehört laut SdK-Vorsitzendem Daniel Bauer auch zu den größten Problemen des Verlags. Zum 31.12.2023 standen gegenüber den Aktionären – BC Partners und Holtzbrinck – Schulden in Höhe von 1,4 Mrd. Euro in den Büchern, Gläubigerbanken schuldete der Verlag weitere 2 Mrd. Euro.
2023 erzielte der Verlag einen Umsatz von rund 1,85 Mrd. Euro und ein EBITDA in Höhe von 747 Mio. Euro. Unter anderem wegen hoher Finanzaufwendungen von rund 600 Mio. Euro blieb davon unter dem Strich aber „nur“ ein Nettogewinn von 15,7 Mio. Euro übrig. Da mit dem Erlös aus dem Börsengang die kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten beglichen werden sollen, sei die Laufzeitstruktur der Verschuldung trotz der Höhe der Schulden laut Bauer aber in Ordnung. Negativ sieht er hingegen die geringe Eigenkapitalquote.
KI und Dividende
Positiv hob der SdK Vorsitzende die hohe Cash Conversion des Geschäftsmodells hervor. Zudem habe das Unternehmen in den letzten Jahren zwar den Umsatz nicht stark steigern können, aber auf der Kostenseite große Fortschritte erzielt. Als Beispiel nannte er eine deutliche Reduzierung der Belegschaft. Den Umsatz will Springer Nature durch eine Erweiterung des Produktportfolios erreichen. Geplant seien unterem anderem KI-Anwendungen und Analysetools. Als Vorbild könne hier die britische RELX Group dienen.
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Was die Dividendenpläne des Unternehmens angeht, zeigten sich die Anlegerschützer wenig beeindruckt. Zwar sei die angestrebte Ausschüttungsquote von 50 % erfreulich, eine substanzielle Dividendenrendite sei aufgrund des geringen Gewinns aber dennoch nicht zu erwarten.
Auch wenn die Anlegerschützer der SdK das IPO grundsätzlich positiv bewerten – bei einem entsprechenden Streubesitz sei der Verlag sogar ein Indexkandidat –, erwarten sie in den nächsten Jahren kein starkes Wachstum. Für ein Investment eignet sich die Aktie nach Meinung des SdK Vorsitzenden, sobald Springer Nature die Schulden stark reduzieren konnte oder sich ein deutliches Wachstum abzeichnen würde.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Foto: © Konstantin Kolosov