Berkeley/New York (pte003/15.11.2017/06:10) – Die in Entwicklungsländern verbreiteten Handy-Geldbörsen dienen oft gar nicht dem Bezahlen, wie eine aktuelle Studie nahelegt. In Tansania wechselt demnach mehr als ein Drittel der eingezahlten Gelder nie den Besitzer. „Überraschenderweise sehen die Leute Mobile Money als Diebstahlsversicherung“, meint Co-Autor Przemyslaw Jeziorski von der University of California, Berkeley http://berkeley.edu . Dafür nehmen Nutzer Kosten von etwa sieben Prozent beim Beheben in Kauf. Das ist ein Zeichen dafür, wie sehr hohe Kriminalität die Wirtschaft bremsen kann.
Zwischenlagern statt überweisen
Handy-Geldbörsen, bei denen Nutzer Geld auf ein mit der Telefonnummer verbundenes Konto hinterlegen und und beim Laden an der Ecke abheben können, sind in Entwicklungsländern mangels guter Bankeninfrastruktur verbreitet. Der damit mögliche mobile Geldtransfer gilt als Wirtschaftstreiber, doch scheinen solche Lösungen noch einen zweiten großen Nutzen zu haben. Der in „Marketing Science“ erschienenen Studie „Mobile Money in Tanzania“ zufolge nutzen dort viele Anwender die Handy-Geldbörse als einen – eigentlich recht teuren – Diebstahlschutz.
Die Forscher haben das Verhalten von 1,4 Mio. Kunden des Mobilfunkers Tigo http://tigo.co.tz analysiert. Dabei haben sie festgestellt, dass 35 Prozent des einzahlten Geldes nie zwischen Nutzern transferiert wird, sondern einfach kurzfristig zwischengelagert. Entweder die User heben es nach wenigen Stunden etwa fünf bis sechs Kilometer vom ursprünglichen Standort entfernt wieder ab oder nach einigen Tagen am gleichen Ort. „Offensichtlich bietet Mobile Money diesen Konsumenten eine neue Möglichkeit, Geld zu schützen“, erklärt dies Studien-Coautor Nicholas Economides von der New York University http://nyu.edu .
Für viele ein kostspieliger Schutz
Dieser zeitweilige Diebstahlschutz ist der ärmeren Bevölkerung offenbar viel wert. „Das Beheben kostet etwa sieben Prozent“, betont Jeziorski. In urbanen Teilen Tansanias sind Nutzer laut Studie gewillt, im Schnitt Kosten von 1,52 Prozent pro Kilometer oder 0,8 Prozent pro Tag dafür in Kauf zu nehmen, Bargeld in der relativen Sicherheit der Handy-Geldbörse zu verwahren. „Diese überraschend hohe Schätzung zeigt uns, wie wichtig es ist, dass Regierungen einen Schwerpunkt auf Verbrechensbekämpfung legen, um der Wirtschaft wachsen zu helfen“, verdeutlicht daher Economides abschließend.
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