Die geopolitische Lage verleiht dem Marinegeschäft von thyssenkrupp neue Bedeutung. Deshalb soll die Sparte eigenständig an die Börse gebracht werden. Für Anleger entstehen dadurch neue Chancen.
Am 8. August stand bei der außerordentlichen Hauptversammlung (HV) der thyssenkrupp AG eine richtungsweisende Entscheidung an. Die Aktionäre befassten sich mit der geplanten Verselbstständigung und dem Börsengang des Marinegeschäfts thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) und stimmten dem am Ende zu.
Nach Aussage des Vorstands ist die Abspaltung nicht nur ein Schritt in der laufenden Konzerntransformation, sondern auch eine Reaktion auf die veränderte sicherheitspolitische Lage, bei der die Sicherung der Weltmeere stärker in den Fokus rückt. Hier sieht der Vorstand TKMS, laut eigenen Angaben einer der führenden europäischen Anbieter von U-Booten und Marineschiffen, hervorragend positioniert. Mit einem Auftragsbestand von über 18 Mrd. Euro soll das Unternehmen seine Stärken künftig eigenständig noch gezielter im maritimen Verteidigungsmarkt einsetzen können.
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Aktionäre erhalten neue Anteile
Wichtige Voraussetzungen dafür waren die Übernahme von Atlas Elektronik und der Werft in Wismar. Damit wurde TKMS in die Lage versetzt, komplexe Marinelösungen aus einer Hand anzubieten und zugleich höhere Kapazitäten vorzuhalten.
Im Zuge der Abspaltung soll das Marinegeschäft als eigenständige Gesellschaft unter dem Namen TKMS AG & Co. KGaA an die Börse gebracht werden. Die thyssenkrupp-Aktionäre sollen dabei 49 % der Anteile erhalten. Mit einer Börsennotierung bekäme TKMS einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt und könnte so zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten nutzen, etwa für eine aktive Rolle bei der erwarteten Marktkonsolidierung.
Diskussionsstoff lieferte auf der HV die gewählte Rechtsform. Die eher „aktionärsunfreundliche“ Rechtsform der KGaA soll nach Aussage des Vorstands aber sicherstellen, dass der beherrschende Einfluss von thyssenkrupp auch bei einer späteren Verringerung der Beteiligung auf 30 % bestehen bleibt. Vorgesehen ist, dass die Aktionäre für je 20 thyssenkrupp-Aktien eine Aktie an der neuen KGaA erhalten. Der Abspaltungsprüfer KPMG hat die Angemessenheit der vorgesehenen Wertrelationen bestätigt. Eine umfassende Unternehmensbewertung wurde aber nicht vorgenommen.
Rest des Konzerns mit Problemen
TKMS agiert in einem sicherheitspolitisch sensiblen Geschäftsfeld. Dennoch plant die Bundesregierung keine direkte Beteiligung. Angestrebt wird jedoch eine Sicherheitsvereinbarung mit folgenden Eckpunkten: Der Bund soll bei sicherheitsrelevanten Aktivitäten besondere Informations- und Konsultationsrechte, Zustimmungs- und Vorkaufsrechte sowie ein Vorschlagsrecht für den Aufsichtsrat erhalten.
Operativ zeigte TKMS in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2024/25 eine erfreuliche Entwicklung. Die übrigen Konzernbereiche hatten dagegen mit schwächerer Nachfrage und niedrigeren Preisen zu kämpfen. Entsprechend senkte thyssenkrupp die Prognose und erwartet nun im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von 5 bis 7 %. Das bereinigte EBIT soll am unteren Ende der ursprünglichen Spanne von 0,6 bis 1,0 Mrd. Euro liegen.
Trotz jüngster Rücksetzer hat sich der thyssenkrupp-Aktienkurs 2025 mehr als verdoppelt. Mit der geplanten Abspaltung sehen Marktteilnehmer in Summe weiteres Kurspotenzial.
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