Die Netflix-Aktie ist zum Wochenbeginn ins Minus gerutscht. Für den Kursverlust ist die geplante Übernahme von Warner Bros. Discovery verantwortlich. Ein neuer Bieter und politischer Widerstand sorgen für Unsicherheit.
Eigentlich schien der Deal bereits in trockenen Tüchern: Vergangenen Freitag hatte Netflix angekündigt, das Film- und Studiogeschäft von Warner Bros. Discovery zu übernehmen. Den Streamingriesen sollte der Deal 72 Mrd. Dollar kosten.
Doch nun hat Paramount überraschend ein feindliches Angebot vorgelegt und den Bieterkampf eröffnet. Das Paket kommt auf 108,4 Mrd. Dollar inklusive rund 25,7 Mrd. Dollar Schulden und bewertet die WBD-Aktie mit 30 Dollar – also über dem Gegenwert des Netflix-Deals von knapp 28 Dollar je Anteil. Parallel dazu wächst der politische und regulatorische Widerstand gegen eine Fusion von Netflix und Warner Bros., von der Kritik im Weißen Haus bis hin zu kartellrechtlichen Bedenken, weil die größte und die viertgrößte Streaming-Plattform unter einem Dach stünden.
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Politische Gegenwinde und kartellrechtliche Fragezeichen
Auch in Washington regt sich deutlicher Widerstand gegen eine Übernahme durch Netflix. Kritiker warnen vor einer Machtkonzentration im Streamingmarkt: Die gemeinsame Kontrolle über die größte und die viertgrößte Plattform in den USA könnte aus Sicht der Aufseher zu viel Marktmacht bündeln, höheren Preisen und weniger Auswahl führen. Auch US-Präsident Donald Trump äußerte Bedenken.
Formal entscheidet zwar die Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC); die Regierung kann den Deal nicht im Alleingang stoppen. Doch ein Klageverfahren der FTC gegen die Fusion hätte gute Chancen, parteiübergreifende Unterstützung zu erhalten.
Analysten halten es deshalb für gut möglich, dass die Transaktion vor Gericht landet. Ein zentrales Argument der Wettbewerbshüter könnte die gemeinsame Eigentümerschaft großer Streaming-Plattformen sein. Für Netflix würde ein langwieriges Verfahren nicht nur Zeit und Managementaufmerksamkeit binden, sondern bei einem Scheitern des Deals auch reputations- und kursseitige Folgekosten nach sich ziehen.
Netflix: Aktie kommt unter die Räder
Wie es weitergeht, ist offen. Das Management von Warner Bros. Discovery muss nun abwägen, ob es trotz hoher Unsicherheit an Netflix festhält, sich auf Verhandlungen mit Paramount einlässt oder am Ende ein klassischer Bieterkampf um den besten Preis für die Aktionäre entsteht. Klar ist nur, je stärker die politischen und kartellrechtlichen Hürden wachsen, desto riskanter wird der Netflix-Plan.
An der Börse spiegelt sich diese Gemengelage bereits wider. Die Aktie von Warner Bros. Discovery legte im Laufe des Handelstages 4,41 % zu und notiert damit in der Nähe des von Netflix gebotenen Preises. Für die Anteilsscheine von Paramount ging es 9,02 % nach oben. Großer Verlierer des Übernahmechaos war die Netflix-Aktie, die 3,44 % ins Minus rutschte.
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