US-Apotheke spionierte Kunden jahrelang aus

Börsenbär und Bulle

Rite-Aid-Filiale: Unternehmen in der Kritik (Foto: unsplash.com/Christopher Ott)pressetext.redaktion

Camp Hill (pte002/30.07.2020/06:05) – Die US-Apotheken- und Drogeriekette Rite Aid http://riteaid.com hat über acht Jahre lang in hunderten Filialen Überwachungskameras mit Gesichtserkennungs-Software eingesetzt, um Kunden auszuspionieren. Bezeichnenderweise waren die meisten davon in Gegenden installiert, in denen besonders viele ethnischen Minderheiten mit relativ geringen Einkommen leben. So heißt es in einem „Reuters“-Bericht, der heftige Diskussionen zum Einsatz derartiger Technologien ausgelöst hat.

Schutz vor Überfällen

Dem Bericht nach habe die Chefetage bei Rite Aid den Einsatz von Gesichtserkennungs-Software zunächst vor allem damit zu rechtfertigen versucht, dass man sich dadurch besser vor Überfällen und Gewaltverbrechen schützen wolle. Eine genauere Überprüfung habe aber gezeigt, dass dieses Argument nicht den Tatsachen entspricht. „In Regionen, in denen viele farbige Menschen wie Afro- oder Lateinamerikaner leben, war die Wahrscheinlichkeit, dass in ihren Geschäften Kameras installiert sind, über dreimal so hoch“, schreibt die Agentur.

Nachdem man das Unternehmen mit dem Ergebnis der Recherchen konfrontiert habe, sei dieses dann auf eine neue Argumentationslinie umgeschwenkt. „Wir haben uns entschieden, die Kameras abzuschalten, weil es zu diesem Thema im Moment eine weitreichende Debatte in der Branche gibt. Andere große Technologiefirmen überdenken anscheinend zunehmend ihr Engagement in Sachen Gesichtserkennung, da es eine wachsende Unsicherheit gibt, wie diese Systeme sinnvoll eingesetzt werden sollen“, wird Rite Aid zitiert.

Kritisches Hinterfragen

Dass immer mehr Behörden und private Unternehmen vor einem Einsatz von Gesichtserkennungs-Software zurückschrecken oder diesen zumindest sehr kritisch hinterfragen, ist ein deutlich zu beobachtender Trend. Ausschlaggebend hierfür sind unter anderem Studien, die belegen, dass viele der verwendeten Algorithmen mit Rassen-Vorurteilen behaftet sind (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20191220033 ) oder bei Transgender-Personen, deren äußerliche Merkmale sich oft nicht eindeutig als männlich oder weiblich charakterisieren lassen, gleich völlig versagen (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20191030027 ).

Zahlreiche namhafte Firmen wie beispielsweise IBM (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20200609014 ), Amazon oder Microsoft haben mittlerweile anscheinend wirklich umgedacht und sich auch öffentlich zu einer Abkehr von Gesichtserkennungs-Software bekannt. Sie wollen erst wieder in diesem Bereich forschen und arbeiten, wenn der US-Kongress ein entsprechendes Gesetz aufsetzt, das den Verkauf und auch den Einsatz solcher Technologien genauer regelt, betonen die Verantwortlichen.

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