Die geplanten wechselseitigen Zölle der USA unter Donald Trump könnten die deutschen Exporte belasten – allerdings weniger stark als befürchtet. Laut einer aktuellen Simulation des Ifo-Instituts droht ein Rückgang der deutschen US-Exporte um rund 2,4 %, sollte die EU keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Doch die Ifo-Expertin warnt: Die handelspolitischen Pläne des ehemaligen Präsidenten stellen eine ernsthafte Gefahr für die Weltwirtschaftsordnung dar.
Die Rückkehr von Donald Trump in das politische Rampenlicht sorgt auch wirtschaftlich für Unruhe – insbesondere in Europa. Sollte der ehemalige US-Präsident seine angekündigte Zollpolitik umsetzen, müssten sich deutsche Exporteure auf Einbußen einstellen. Das Ifo-Institut in München hat die möglichen Auswirkungen sogenannter „reziproker“ Zölle – also spiegelbildlicher Handelsabgaben – untersucht und warnt vor negativen Effekten, auch wenn diese moderat ausfallen könnten.
In der Ifo-Simulation sinken die deutschen Exporte in die USA um 2,4 %, falls die EU keine Gegenmaßnahmen ergreift. Grundlage der Analyse ist die Annahme, dass die USA ihre Zölle auf das Niveau anheben, das ihre Handelspartner auf US-Produkte erheben. „Potenziell sind über die Hälfte aller deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten betroffen“, erklärt Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft.

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Angriff auf die Weltwirtschaftsordnung
Im Vergleich zu einer pauschalen Zollanhebung durch die USA wären die Effekte jedoch deutlich geringer. Frühere Berechnungen des Instituts zeigen: Bei einem pauschalen US-Zoll von 20 % auf EU-Waren und sogar 60 % auf chinesische Produkte könnten deutsche Exporte in die USA um rund 15 % einbrechen.
Flach kritisiert die US-Zollpläne dennoch deutlich: „Die geplante Zollerhöhung markiert eine Zeitenwende und ist ein Frontalangriff auf die regelbasierte Weltwirtschaftsordnung. Trump untergräbt damit fast 80 Jahre Multilateralismus.“
Einigung als Chance für deutsche US-Exporte
Gleichzeitig verweist das Ifo-Institut auf die Chancen, die diplomatische Gespräche bieten könnten. Sollten es der EU und den USA gelingen, im Rahmen von Verhandlungen ihre Zölle gegenseitig zu senken, könnte dies die deutsche Wirtschaft sogar stärken. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die wichtige Rolle von Verhandlungen, um die nachteiligen Auswirkungen eines Handelskrieges abzuwenden“, so Flach.
Das zugrunde liegende Handelsmodell des Ifo-Instituts berücksichtigt sowohl Zölle als auch nicht-tarifäre Handelshemmnisse und umfasst 141 Länder und 65 Wirtschaftssektoren. Damit deckt es über 90 Prozent der globalen Wertschöpfung ab und erlaubt eine differenzierte Analyse der weltweiten Handelsverflechtungen.
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