Das Geschäft mit Windenergie ist aufgrund externer Faktoren wie den politischen Rahmenbedingungen, technologischen Entwicklungen sowie Marktschwankungen tendenziell eher volatil. Der aktuelle „Aufwind“ liefert wieder Kaufargumente für die Windkraft-Aktien ausgewählter Firmen.
Der Ausbau der Windenergie hat 2023 reichlich Auftrieb bekommen. Windräder mit einer Gesamtleistung von 117 Gigawatt (GW) nahmen laut dem aktuellen Jahresbericht des Global Wind Energy Council (GWEC) weltweit den Betrieb auf. Gegenüber den 78 GW von 2022 ist das eine Verdoppelung an neu installierten Anlagen. Nach den aktuellen Schätzungen des GWEC könnte sich der Gesamtzubau bis 2029 von zuletzt 117 auf mehr als 200 Gigawatt fast verdoppeln.
In Deutschland erhöhte sich der Nettozubau um ein Drittel auf 3,29 Gigawatt neu installierter Leistung. Zugleich stieg die Stromeinspeisung aus Windkraft um 13 % auf den neuen Rekordwert von 139,8 Milliarden Kilowattstunden. Bis 2030 soll sich die Leistung von Windkraftanlagen nach den Plänen der Bundesregierung von 69 auf 145 Gigawatt mehr als verdoppeln.
Während bei den Herstellern von Windturbinen und den Entwicklern Umsatz und Gewinn an den Volumina der Neuaufträge hängen, sind die Einnahmen für Windparkbetreiber stabiler geworden. Gerade in Europa haben sich langfristige Stromlieferverträge (PPA) für einzelne Windparks mit fixen Abnehmerpreisen bei den Betreibern über definierte Zeiträume durchgesetzt. Mit solchen langfristigen Stromkaufverträgen lassen sich höhere Margen erzielen als auf dem freien Energiemarkt. Zugleich ist die Stromerzeugung aus Windkraft an geeigneten Standorten mittlerweile günstiger als Kohle- oder Gaskraft.
Diversifikation bei Windkraft-Aktien ist ein Plus
Anleger, die an diesem Wachstumsmarkt mitverdienen wollen, müssen jedoch standfest bei Gegenwind sein. Die volatile Kursentwicklung bei den Aktien von reinen Windenergiespezialisten ist ein Spiegelbild des zyklischen Geschäfts und der entsprechenden Schwankungen bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung. Beispielsweise bleibt es für die Hersteller von Windturbinen schwierig, höhere Material- und Energiepreise weiterzugeben, da mit den Kunden oft langfristige Verträge mit garantierten Preisen geschlossen werden. Aus diesem Grund erweitern immer mehr Turbinenhersteller ihr Geschäftsmodell um margenstarke Serviceleistungen.
Die Erzeuger von Ökostrom profitieren dagegen nicht nur von hohen Strompreisen, sondern auch vom politischen Rückenwind für die Energiewende. Etliche Betreiber von Windparks balancieren ihr Geschäft aus, indem sie gleichzeitig Solarparks betreiben.
Wie lukrativ das Projektgeschäft mit erneuerbaren Energien ist, zeigt die jüngste Übernahmeofferte für das MDAX-Unternehmen Encavis durch die Investmentgesellschaft KKR. Bei der Titelauswahl von Windkraft-Aktien (mehr dazu in den AnlegerPlus News 5/2024) ist darauf zu achten, dass die Firmen die aus Anlauffinanzierungen resultierenden Verbindlichkeiten durch stabile Zuflüsse bei den Cashflows stemmen können. Das gilt für Weltkonzerne ebenso wie für regionale Nischenplayer.
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