Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das Ifo-Institut und das Leibniz-Insitut für Wirtschaftsforschung haben ihre Konjunkturprognosen für das laufende und das kommende Jahr gesenkt. Die Forscher gehen davon aus, dass die Haushaltskonsolidierung die Lage weiter verschärfen könnten.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass die Haushaltkonsolidierung nach dem Karlsruher Urteil einen Rücschlag für die deutsche Wirtschaft bedeutet Für dieses Jahr prognostiziert das DIW Berlin einen Wirtschaftsrückgang von 0,3 %. In den beiden kommenden Jahren dürfte es dann mit 0,6 und 1,0 % langsamer bergauf gehen als noch vor drei Monaten erwartet. Diese Prognose berücksichtigt, dass die Bundesregierung für die beiden kommenden Jahre Einsparungen vornehmen und nicht alle in Aussicht gestellten oder versprochenen Ausgaben tätigen wird. Diese Kürzungen und die Unsicherheiten werden das Wachstum 2024 und 2025 voraussichtlich um 0,3 beziehungsweise 0,2 Prozentpunkte drücken.
Ifo-Institut geht von weniger Wachstum aus
Das Münchner Ifo-Institut hat seine Vorhersage für das deutsche Wirtschaftswachstum 2024 gekappt, von 1,4 % auf 0,9 %. Für 2025 erwartet es eine leichte Beschleunigung auf 1,3 %, bislang hatte das Ifo nur 1,2 % vorhergesagt. Die Entwicklung im letzten Vierteljahr 2023 dürfte schwächer ausfallen als bislang gedacht, das wirkt sich dann auch im kommenden Jahr aus“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Begründung. Unsicherheiten würden zudem die Sparneigung der Konsumenten erhöhen und die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und Privathaushalten senken. „Befördert wird dies zusätzlich durch die unklare Lage um den Bundeshaushalt nach dem Urteil des Verfassungsgerichts. Sollte der Haushalt 2024 um 20 Milliarden Euro gekürzt werden, würde die Wachstumsrate dem Ifo-Modell zufolge auf 0,7 % fallen“, ergänzt Wollmershäuser.
Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat die Einigung der Ampel auf den Haushalt 2024 dennoch als „Schritt in die richtige Richtung“ gelobt. „Dennoch bleiben Fragen offen. Es ist zu begrüßen, dass die Bundesregierung nicht den bequemen Weg der Ausrufung einer Haushaltsnotlage gewählt hat, sondern Ausgaben kürzt, vor allem Subventionen, und auch Umweltabgaben wie etwa den CO2-Preis etwas stärker erhöht. Dadurch bleiben die Anreize für den Klimaschutz erhalten.“ Bei den geplanten Investitionen für die Deutsche Bahn werde eine andere Form der Verschuldung gewählt. „Offen bleibt aber die Frage, ob auch in den kommenden Jahren im nötigen Umfang Investitionen getätigt werden können.“ Auch Wollmershäuser zufolge stünden die Weichen grundsätzlich auf Erholung.
IWH: „Weltwirtschaft verliert weiter an Schwung“
Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) verliert die Weltwirtschaft zum Ende des Jahres 2023 weiter an Schwung. Der durch den weltweiten Inflationsschub ausgelöste restriktive Schwenk der Geldpolitik drücke über höhere Finanzierungskosten vielerorts die Güternachfrage. Im nächsten Jahr dürfte die Weltwirtschaft wieder etwas anziehen. Die deutsche Wirtschaft ist nach Ende der Pandemie nicht wieder auf ihren alten Wachstumspfad zurückgekehrt. Das Verarbeitenden Gewerbe hat an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, und die Weltnachfrage nach Industriegütern ist zurzeit schwach. Zudem ist die Inflation immer noch hoch, und die Realeinkommen sind längere Zeit über zurückgegangen. Die geldpolitische Straffung hat die Finanzierungsbedingungen verschlechtert, was besonders die Bauwirtschaft belastet. Das Bruttoinlandsprodukt wird 2023 wohl um 0,3% sinken und im kommenden Jahr um 0,5% expandieren.
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