Lukas Spang sieht bei Small & Micro Caps große Investmentchancen und hat sich in den vergangenen sieben Jahren in diesem Umfeld einen beeindruckenden Track-Record aufgebaut. Daher wird er seinen Ansatz zukünftig in einem Small & Micro Cap Fonds fortsetzen.
Unter dem Titel „Der lange Weg zum eigenen Fonds“ haben wir in Ausgabe 1/2021 einen ersten Einblick in das geplante Unterfangen von Lukas Spang gegeben und angekündigt, seinen Weg hin zum eigenen Fonds weiter redaktionell zu begleiten. Da in unserem Magazin regelmäßig über Nebenwerte berichtet wird, haben wir Herrn Spang kurz vor dem voraussichtlichen Fondstart im Mai in einem Interview gebeten, uns zur geplanten Strategie seines Small & Micro Cap Fonds weitere Einblicke zu geben.
Herr Spang, als wir im Januar zuletzt miteinander gesprochen haben, war der Fondsstart für Ende Januar avisiert. Nun sprechen wir über Mai. Woran hapert’s?
Ja, leider hat sich die Fondsauflage unerfreulicherweise deutlich verzögert. Dies ist einerseits auf die Frage zwischen mir und der Kapitalverwaltungsgesellschaft, wie mit dem Thema wikifolio umgegangen wird, sowie andererseits auf einen Passus im Verkaufsprospekt zurückzuführen, der mit der BaFin abgestimmt werden musste. Damit sollten nun aber hoffentlich alle Steine vor dem Fondsstart aus dem Weg geräumt sein.
Das freut uns zu hören. Lassen Sie uns nochmal ein Stück zurückgehen und über die Idee des Fonds sprechen. Erzählen Sie unseren Lesern bitte ein wenig darüber, wie es dazu kam.
Sehr gerne. Wie Sie ja bereits in Ihrem Artikel im Februar geschrieben haben, bin ich seit September 2013 auf der Social-Trading-Plattform „wikifolio“ mit dem Portfolio „Chancen suchen und finden“ unter dem Trader-Namen „Junolyst“ aktiv. Im Februar 2014 wurde darauf ein Zertifikat zusammen mit Lang & Schwarz emittiert. Dabei habe ich mich von Beginn an auf Nebenwerte aus dem deutschsprachigen Raum bzw. der DACH-Region konzentriert. Seit der Auflage des Zertifikats konnte sich dieses im Wert mehr als verfünffachen bzw. einen Anstieg von 413 % erzielen. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 25,6 %. Zum Vergleich: Der SDAX, der in Deutschland die kleineren Unternehmen unterhalb von DAX und MDAX abbildet, hat im gleichen Zeitraum lediglich um 134 % bzw. 12,5 % pro Jahr an Wert gewonnen.
Da lag die Idee eines eigenen Fonds dann nahe?
Richtig. Gleichzeitig habe ich über die Jahre einerseits ein breites Netzwerk in der Branche aufbauen können und zudem ein sehr umfangreiches Wissen zu den Unternehmen aufgebaut. Nach Abschluss meines Masterstudiums im Frühjahr 2019 habe ich mich dann damit beschäftigt, welche Möglichkeiten es gibt, den wikifolio-Ansatz in einem professionelleren Vehikel fortzuführen. Dabei war der Fonds letztlich die einzig sinnvolle Variante und die HANSAINVEST war von Beginn an von der Strategie bzw. dem Konzept überzeugt. Im Anschluss folgte der Feinschliff am Konzept sowie die Investorensuche bzw. -ansprache, die gerade bei einem Nischenprodukt wie diesem kein Selbstläufer war.
Sie sprachen Ihre Performance der letzten Jahre an, die für Außenstehende beeindruckend erscheint. Was sind Ihre Renditeerwartungen für den Fonds? Glauben Sie, dass sie das „Tempo“ weiterhin so hochhalten können?
Grundsätzlich muss man natürlich festhalten, dass die Wertentwicklung des Zertifikats kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung des Fonds ist. Dennoch trete ich nicht an, um mittelmäßige oder durchschnittliche Ergebnisse zu erzielen, sondern möchte zu den besten in dem Marktsegment gehören. Daher ist es selbstverständlich das klare Ziel und mein Anspruch, über einen Wirtschaftszyklus von fünf Jahren den Markt outzuperformen und an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen.
Bitte geben Sie unseren Lesern noch mal ein kurzes Update dazu, wer die Partner bei Ihrem Fondsprojekt sein werden.
Aufgelegt wird der Fonds durch die Service-KVG HANSAINVEST. Ich werde den Fonds unter dem Haftungsdach der NFS Netfonds beraten. Das Portfoliomanagement, das ich beraten werde, ist die Signal Iduna Asset Management. Und last but not least wird Hauck & Aufhäuser die Depotbank sein.
Sie sind erst 29 Jahre alt. Warum wagen Sie sich gleich an das Abenteuer „eigener Fonds“ und sammeln nicht erst Erfahrung als angestellter Fondsmanager bei einem großen Haus oder einer Boutique?
Das wäre auch eine Option gewesen, vor allem wenn ich mit meinem Ansatz nicht erfolgreich in der Investorenansprache gewesen wäre. Allerdings denke ich sehr unternehmerisch und hatte schon früher in meiner Schulzeit bei „Schule als Staat“ mein eigenes Unternehmen. Ich möchte die Dinge gerne aktiv nach vorne bringen und selber gestalterisch mitwirken. Auch wenn dieser Weg kurzfristig finanziell sicher nicht so attraktiv wie in einer Festanstellung ist, sehe ich in der jetzigen Konstellation die für mich besseren Perspektiven.
Wir würden gerne noch ein bisschen besser verstehen, wie Sie diese Performance bei Ihrem wikifolio erreicht haben. Wie gehen Sie vor?
Es ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Zum einen bin ich Befürworter eines fokussierten Ansatzes und werde im Fonds lediglich 20–30 Werte halten. Das ist für mich die Basis, um Alpha zu generieren bzw. den Markt outzuperformen. Mitbewerber haben hier teils deutlich mehr Werte im Fonds. Je mehr Werte ich jedoch im Portfolio halte, desto schwerer wird es, den eigenen Qualitätsanspruch zu halten. Durch einen sehr umfangreichen Researchprozess, bestehend aus einem eigenen Bewertungsmodell für jedes Unternehmen, dem Lesen der Quartals- und Geschäftsberichte, Gesprächen mit Vorständen sowie der regelmäßigen Teilnahme an Investorenkonferenzen, baue ich mir meinen eigenen Datenbestand bzw. Wissensstand zu den Unternehmen auf.
Und worauf achten Sie bei der Selektion?
Darüber hinaus fokussiere ich mich auf wachstumsstarke, aber zugleich profitable Unternehmen, die von strukturellem Wachstum, neuen Produkten oder gesetzlichen Vorgaben profitieren. Wichtig ist mir dabei auch ein skalierbares Geschäftsmodell, das hohe Kapitalrenditen ermöglicht und daher entsprechend Wert für die Aktionäre schafft. Dies ist beispielsweise vielfach bei Unternehmen aus dem IT-Sektor vorzufinden, die bisher in meinem Ansatz eine hohe Gewichtung eingenommen haben. So sollen beispielsweise die weltweiten IT-Ausgaben in diesem Jahr um 8,4 % ansteigen und im nächsten Jahr um weitere 5,5 %. Gerade die Coronapandemie hat die Digitalisierung weltweit noch einmal beschleunigt und die Bedeutung dieser gezeigt. Dieser Ansatz ist auf der anderen Seite mit einer erhöhten Volatilität verbunden, was dem Fondsanleger bewusst sein muss. Höhere Chancen sind immer eng mit höheren Risiken verbunden. Doch das ist bei anderen Assetklassen ebenfalls so, wenn Sie sich beispielsweise die Entwicklung beim Bitcoin anschauen.
Das Thema Nachhaltigkeit bzw. ESG gewinnt derzeit rasant an Bedeutung, auch regulatorisch bedingt, für Sie ebenfalls?
Aktuell wird das Thema Nachhaltigkeit in der Anlagestrategie noch nicht berücksichtigt. Jedoch wird die Entwicklung diesbezüglich beobachtet und zu einem späteren Zeitpunkt, bei mehr Klarheit zu dem Thema, ist hier auch eine Veränderung möglich.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Spang. Wir wünschen Ihnen für den Fondsstart alles Gute und werden im Verlauf des Jahres an dieser Stelle sicher noch mal über Ihr Projekt berichten.