Dank ihrer breiten Diversifizierung kommt die mittelständische Industrieholding KAP gut durch die Pandemie. Das operative Ergebnis konnte 2020 sogar leicht gesteigert werden. Die virtuelle Hauptversammlung (HV) beschloss am 30. September eine Dividende von 1,75 Euro, womit die KAP-Aktie einmal mehr ihren Ruf als zuverlässiges Dividendenpapier unterstreicht.
Im Segment engineered products zählt sich KAP zu den weltweit führenden Herstellern von technischen Textilien, die in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen. Ein Schwerpunkt des Segments liegt auf der Automobilindustrie, weshalb das Geschäft stark von der Coronakrise betroffen war. Mit der Schließung von unproduktiven Werken und der Fokussierung auf hochmargige Spezialgewebe konnte die Auslastung aber schnell wieder verbessert werden.
Krisenfest aufgestellt
Im Segment surface technologies mit Oberflächenlösungen für metallische Materialien war die Situation ähnlich. Jedoch gelang es, mit dem Ausbau des stark auf die Automobil- und Möbelindustrie ausgerichteten Verfahrensportfolios neue Umsatzpotenziale zu erschließen.
Im Segment flexible films gilt KAP als führender Spezialist für Extrusionsbeschichtungen und verfügt über eine starke Marktstellung bei Membranen und Planen. Der Vorstandssprecher Eckehard Forberich berichtete zu diesem Bereich im Rahmen der HV von einer deutlich höheren Nachfrage bei Medizinanwendungen und Schwimmbadfolien.
Das Segment precision components mit einem Schwerpunkt auf hochpräzise Produkte für elektrische und elektromechanische Spezialantriebe weist zwar eine hohe Abhängigkeit von der Automobilindustrie auf. Die Gruppe profitiert jedoch von neuen Aufträgen in den Bereichen E-Bike und elektromechanische Spezialgetriebe.
Operative Marge steigt
Dank der breiten Diversifizierung ging der Umsatz von KAP im Geschäftsjahr 2020 trotz Pandemie nur um 9 % auf 339 Mio. Euro zurück. Darin enthalten ist noch der Beitrag des Segments it/services, von dem sich der Vorstand im Zuge der Schärfung des Beteiligungsportfolios im Juni 2021 trennte. Seither umfasst die Gruppe noch etwas mehr als 20 Unternehmen aus vier Segmenten. Das bereinigte EBITDA konnte trotz Corona sogar um 1,9 % auf 32,5 Mio. Euro leicht verbessert werden. Die operative Marge nähert sich der Zielmarke von 10 %. Zudem hat sich der Free Cashflow im Vergleich zum Vorjahr von 19,4 auf 34,2 Mio. Euro deutlich erhöht.
Noch besser lief es im ersten Halbjahr 2021. Der Umsatz stieg um 12 % auf 181,7 Mio. Euro und das normalisierte EBITDA um 23 % auf 21,7 Mio. Euro. Alle fortgeführten Segmente konnten ihr operatives Ergebnis deutlich steigern. Das im vergangenen Jahr noch leicht negative Konzernergebnis sprang auf 23,7 Mio. Euro nach oben. Darin enthalten ist der Beitrag aus dem Verkauf des IT-Service-Segments.
KAP (ISIN DE0006208408) in Zahlen
in Mio. Euro | GJ 2020 | GJ 2019 |
Umsatz | 338,7 | 372,8 |
Normalisiertes EBITDA | 32,5 | 31,9 |
Konzern-Jahresergebnis* | -2,7 | -14,1 |
Ergebnis je Aktie** | -0,35 | -1,82 |
Dividende je Aktie** | 1,75 | 0,00 |
Free Cashflow | 34,2 | 19,4 |
Eigenkapital | 154,4 | 161,0 |
Eigenkapitalquote | 49,3 % | 46,5 % |
Mitarbeiter | 2.736 | 2.809 |
Quelle: KAP AG
Attraktive Dividenden
Über derart hohe Ausschüttungen durften sich KAP-Aktionäre in der Vergangenheit schon häufiger freuen, da wurden mehrfach sogar 2 Euro je Aktie ausgeschüttet. Im Rahmen der HV versicherte der Vorstand, dass eine attraktive Ausschüttung in Zukunft weiterhin höchste Priorität habe. Nachdem sich zudem gezeigt hat, dass die Gruppe selbst in schwierigen Zeiten gut bestehen kann, ist die Aktie für risikobewusste Anleger ein interessantes Investment. Bei einer Transaktion gilt es jedoch mit Limit zu agieren. Die Börsenumsätze sind gering, was auch daran liegt, dass sich von den insgesamt 7,8 Millionen Aktien nur knapp 29 % im Streubesitz befinden. 45,5 % hält der Finanzinvestor Carlyle und 25,7 % die FM Verwaltungs GmbH.
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