Köln (pte026/05.08.2019/12:30) – Die Nähe der sozialen Beziehung zwischen Finanzberatern und deren Klienten beeinflusst das Ergebnis erheblich – die gute alte Vetternwirtschaft klappt also. Das haben Forscher vom Social Cognition Center Cologne (SoCCCo) der Universität zu Köln http://soccco.uni-koeln.de herausgefunden. Die Teilnehmer der Studien sollten in einem ökonomischen Spiel die Rolle eines Beraters einnehmen, der stellvertretend für Klienten Entscheidungen über Angebote trifft. Details wurden in „Personality and Social Psychology Bulletin“ publiziert.
Freunde und Bekannte profitieren
In den Tests zeigte sich, dass die Teilnehmer ihren Klienten besonders profitable Angebote zukommen ließen, wenn diese ihnen nahestanden. Die Angebote, über die die Personen entscheiden sollten, waren Vorschläge, wie eine externe dritte Partei 100 Euro zwischen sich selbst und dem Klienten aufteilt. Die Aufteilung war mal mehr, mal weniger profitabel: Manchmal bot die dritte Partei dem Klienten einen Anteil von unter 50 Euro, manchmal aber gab es richtige Superangebote, etwa über 50 Euro oder sogar die gesamten 100 Euro.
Entscheidend war noch eine weitere kritische Info: Die Probanden sollten sich vorstellen, dass ihre Klienten entweder ein Familienmitglied, ein guter Freund, ein loser Bekannter oder aber eine ihnen völlig unbekannte Person ist. „Dadurch haben wir die ganze Spannbreite an sozialer Nähe im Alltag abgebilde. Zudem wurde vorab die Regel aufgestellt, sich von der sozialen Beziehung zum Klienten nicht beeinflussen zu lassen und für alle gleichermaßen möglichst profitable Entscheidungen zu treffen“, unterstreicht Forscherin Janna Katrin Ruessmann.
Vetternwirtschaft funktioniert
Den Teilnehmern wurde gesagt, dass die Klienten den Gewinn später nicht mit ihnen teilen können. Sie hatten keinen wirtschaftlichen Vorteil. Dennoch funktioniert Vetternwirtschaft. Obwohl sich die Teilnehmer nicht von ihrer Beziehung zu dem Klienten beeinflussen lassen sollten, bevorteilten sie ihre Verwandten und Freunde. Gerade bei Superangeboten, bei denen die Klienten mehr als 50 von den 100 Euro angeboten bekamen, akzeptierten sie Angebote häufiger für Verwandte und Freunde als für entfernte Bekannte oder gänzlich fremde Klienten.
„Angebote an unbekannte Klienten wurden in weniger als 80 Prozent der Fälle angenommen, Angebote an sozial nahestehende Klienten dagegen zu über 90 Prozent. Dies ist eine hochsignifikante Differenz“, sagt Ruessmann. Diese systematische Vetternwirtschaft fanden die Forscher in elf Experimenten mit mehr als 1.500 Teilnehmern. Fazit: Es scheint sich also zu lohnen, bei finanziellen Fragen erst einmal das eigene persönliche Umfeld auf entsprechende Expertise abzuklopfen, um den größtmöglichen wirtschaftlichen Vorteil zu genießen.
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