Von Chris Hofmann, Head of Intermediated Wholesale Germany & Austria, Vanguard
Während Aktien-ETFs mittlerweile ein beliebtes Anlageinstrument der Deutschen sind, ist der Markt für Anleihen-ETFs noch für viele weitestgehend unerschlossen. Dabei bieten breit gestreute Anleihen-ETFs auch Privatanlegern einen einfachen Zugang zu den Rentenmärkten. Gerade in turbulenten Phasen kann dies von entscheidender Bedeutung sein: Denn ein diversifiziertes Portfolio, das sowohl Aktien als auch Anleihen beinhaltet, trägt zu einer stabilen Performance bei – und liefert nach der Zinswende durch einen gewissen Anleihe-Anteil zudem endlich wieder Erträge.
Seit der Zins zurück ist, interessieren sich immer mehr Anleger wieder für Anleihen. Denn das erhöhte Zinsniveau sorgt dafür, dass festverzinsliche Papiere nach der langanhaltenden Niedrigzinsphase endlich wieder Erträge abwerfen. Und nach einhelliger Meinung der Experten ist der Zins gekommen, um zu bleiben – wenn auch sehr wahrscheinlich nicht auf dem aktuellen Niveau. Trotzdem sind Anleihen das Instrument der Stunde. Dies zeigt sich besonders mit Blick auf die weitere Zinsentwicklung in der Eurozone und den USA. Kommt es im laufenden Jahr – wie von vielen Experten erwartet – zu ersten Zinssenkungen durch die EZB und Fed, ist sogar mit einem weiteren Schub an den Anleihemärkten zu rechnen. Das liegt daran, dass ein sinkendes Zinsniveau zu steigenden Kursen laufender Anleihen führt. Ihre hohe Verzinsung macht sie dann interessant für Käufer.
Anleihen sind somit im Vergleich zu den letzten Jahren für viele Anleger wieder deutlich attraktiver geworden. Allerdings gilt auch ganz unabhängig von den aktuellen Marktentwicklungen, dass Anleihen zur Risikostreuung und Stabilisierung eines Portfolios beitragen und daher bei der Anlagestrategie berücksichtigt werden sollten. So zeigen Untersuchungen von Vanguard, dass Anleihen dieser Aufgabe auch während der Niedrigzinsphase gerecht geworden sind.
Grundsätzlich gehören Anleihen daher unabhängig vom Marktumfeld in jedes Depot. Wie hoch ihr Anteil sein sollte, hängt dabei vom Zeithorizont, den Renditeerwartungen und der Risikobereitschaft des Anlegers ab. Darüber hinaus gilt das Gleiche wie auch auf der Aktienseite: Eine breite Streuung über unterschiedliche Segmente und einzelne Papiere senkt das Risiko.
Investments über Exchange Traded Funds
Wie auf Aktienseite bietet sich daher ein Investment per Exchange Traded Fund (ETF) an. Schließlich bieten ETFs mit ihrer klaren und transparenten Ausrichtung eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Grundregeln der Kapitalanlage umzusetzen. Sie lassen sich bereits ab einem Stück an der Börse handeln und demokratisieren so die Geldanlage für Privatanleger. Anleihen-ETFs bilden wie Aktien-ETFs einen Index nach, in diesem Fall einen Rentenindex, der die Wertentwicklung einer Vielzahl von Anleihen zusammenfasst. Dabei punkten Anleihen-ETFs grundsätzlich mit den gleichen Vorteilen wie entsprechende Produkte auf Aktienindizes. So investieren Anleger mit einem einzigen Anlageprodukt sehr kostengünstig in einen gesamten Markt oder ein Marktsegment. Damit erzielen sie eine breite Streuung, ohne selbst eine große Zahl einzelner Wertpapiere kaufen zu müssen.
Im Gegensatz zu den bekannten Aktienindizes wie den FTSE-All World oder dem S&P 500 sind Indizes, die einen Rentenindex abbilden, bisher in der allgemeinen Wahrnehmung unterrepräsentiert. Das zeigt sich auch daran, dass Aktien-ETFs sich einer viel größeren Beliebtheit erfreuen als ihr Anleihen-Pendant. Das kann Anlegern erschweren, einen Überblick zu gewinnen und eine Auswahl zu treffen, zumal den Indizes teilweise sehr unterschiedliche Auswahlkriterien zugrunde liegen.
Grundsätzlich gilt auch hier das Gleiche wie für Aktien-ETFs: Für den Rentenanteil eines auf langfristigen Vermögensaufbau ausgerichteten Portfolios eignen sich am besten breit streuende Anleihe-ETFs. Ein weltweit diversifiziertes Anleiheninvestment lässt sich beispielsweise mit einem ETF auf den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index umsetzen. Er enthält rund 30.000 Einzeltitel und dient als Referenzindex für die globalen Märkte festverzinslicher Anleihen mit Investment Grade Rating. Der Index bildet die Wertentwicklung von Staatsanleihen, regierungsnahen Anleihen, Unternehmensanleihen und verbrieften Anleihen ab.
Rebalancing leicht gemacht
Noch einfacher machen es sich Anleger mit einem Multi-Asset-ETF, der in ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Anleihen investiert. Denn diese Fonds, bei denen Anleger zwischen unterschiedlichen Aktien- und Anleihequoten wählen können, stellen die ursprünglichen Gewichtungen der beiden Anlageklassen regelmäßig wieder her. So wird das Beste aus beiden Welten vereint. Und dieses regelmäßige so genannte Rebalancing wirkt sich von regelmäßig positiv auf die langfristige Performance aus, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Vermögensaufbau belegt. Beispielsweise bieten die LifeStrategy ETFs von Vanguard eine maßgeschneiderte Anlageoption für jeden Investorentypen. So profitieren risikoaversere Anleger von ETFs mit einem Aktien/Anleihen-Verhältnis von 60:40 oder sogar 40:60. Risikoaffinere können hingegen Produkte mit einem Verhältnis von bis zu 80:20 wählen. So passt sich der ETF optimal den individuellen Bedürfnissen des Anlegers an – auch dank einfacher Handelbarkeit.
Zur Autorin
Chris Hofmann ist Head of Intermediated Wholesale Germany & Austria bei Vanguard.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Beitragsbild: © Markus Winkler auf Pixabay
Bild unten: Vanguard