Marvell Technology hat Rekordzahlen vorgelegt, doch die Euphorie bleibt aus: Trotz eines starken Umsatzwachstums im zweiten Quartal zeigten sich Investoren ernüchtert. Der enttäuschende Ausblick auf das laufende Quartal lässt Zweifel an der kurzfristigen Dynamik im KI-Geschäft aufkommen, für die Marvell-Aktie ging es nach unten.
Der vergangene Handelswoche verlief auf beiden Seiten des Atlantiks wenig spektakulär. Der Dow Jones verschlechterte sich auf Wochensicht um 0,19 % auf 45.544 Punkte. Der DAX rutschte 1,89 % ins Minus. In Deutschland sorgte vor allem die Unsicherheit bezüglich der US-Handelspolitik für Verunsicherung. Da die heimische Wirtschaft bereits in den vergangenen beiden Jahren geschrumpft ist, ist die Angst vor weiteren Belastungsfaktoren groß.
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KI-Euphorie ebbt ab
Auch dem KI-Sektor mangelt es derzeit an positiven Impulsen, Der US-Chiphersteller Marvell Technology hat seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal des Fiskaljahres 2026 vorgelegt. Mit einem Umsatz von 2,006 Milliarden Dollar erzielte das Unternehmen einen neuen Rekord und steigerte die Erlöse im Jahresvergleich um 58 %. Auch der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 0,67 Dollar im Rahmen der Erwartungen. Dennoch reagierten die Märkte enttäuscht: Die Aktie verlor nachbörslich deutlich an Wert.
Ein Grund für die negative Kursreaktion liegt im verhaltenen Ausblick. Für das laufende dritte Quartal erwartet Marvell lediglich einen Umsatz von rund 2,06 Milliarden Dollar und bleibt damit leicht unter den Analystenerwartungen von 2,11 Milliarden Dollar. Auch beim Rechenzentrums- und ASIC-Geschäft, das im Vorquartal um 69 % auf 1,49 Milliarden Dollar zulegte, wurden die Erwartungen nicht erfüllt.
Vorstandschef Matt Murphy zeigte sich dennoch optimistisch: „Marvells Wachstum wird durch die starke KI-Nachfrage nach unseren kundenspezifischen Silizium- und Elektrooptikprodukten sowie durch eine deutlich beschleunigte Erholung unserer Endmärkte für Unternehmensnetzwerke und Carrier-Infrastrukturen vorangetrieben.“ Laut Unternehmensangaben befindet sich die Pipeline für kundenspezifische KI-Designs auf einem Allzeithoch. Aktuell arbeite Marvell an über 50 Projekten für mehr als zehn Kunden.
Marvell-Aktie rutscht ab
Trotz dieser Entwicklungen bleiben kurzfristige Unsicherheiten bestehen. Analysten verweisen unter anderem auf Verzögerungen bei der Einführung eigener KI-Chips durch Microsoft sowie auf Marktanteilsverluste von Amazon Web Services gegenüber der Konkurrenz. Einige Marktbeobachter erwarten, dass Marvell frühestens in 12 bis 18 Monaten vom Ausbau des ASIC-Geschäfts profitieren könnte.
An der Börse setzte sich die seit Jahresbeginn zu beobachtende Schwäche der Marvell-Aktie fort. Nach einem Kursverlust von rund 30 % im bisherigen Jahresverlauf rutschte das Papier auf Wochensicht 13,88 % ins Minus.
Die künftige Entwicklung bleibt damit eng an das Tempo der Erholung in den Schlüsselmärkten sowie die Umsetzung strategischer Projekte im KI-Bereich geknüpft. Zwar sehen einige Analysten mittelfristig Potenzial, kurzfristig dürften aber Unsicherheit und hohe Erwartungen das Kursgeschehen prägen.
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