Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Wachstumstreiber an den Börsen. Doch auch in dieser energiehungrigen Branche setzen einige Unternehmen auf Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften.
Der KI-Sektor zählt zu den großen Gewinnern des bisherigen Börsenjahres. Das ist nachvollziehbar, denn künstliche Intelligenz gilt als die bedeutendste technologische Innovation seit der Einführung des Internets. Nach Angaben des Statistikportals Statista könnte der Markt für KI-Anwendungen bis zum Jahr 2031 auf rund eine Billion US-Dollar anwachsen. Derzeit liegt das weltweite Volumen bei etwa 220 Mrd. US-Dollar.
Mit Nachhaltigkeit wird künstliche Intelligenz bislang nur selten in Verbindung gebracht. KI-Anwendungen erfordern schließlich enorme Rechenleistung, weshalb immer leistungsstärkere Rechenzentren entstehen. Diese wiederum verbrauchen große Mengen an Strom und Kühlwasser. Ein Umstand, der kaum mit umwelt- und ressourcenschonendem Wirtschaften vereinbar ist.
Dennoch können Unternehmen aus dem KI-Sektor nachhaltig agieren, indem sie die Energieeffizienz ihrer Produkte verbessern, auf Recycling und transparente Lieferketten achten oder faire Arbeitsbedingungen fördern. Die nachfolgend vorgestellten Unternehmen verfolgen genau diesen Ansatz und sind deshalb für Anleger mit Fokus auf verantwortungsbewusstes Investieren grundsätzlich interessant.
Kursexplosion nach OpenAI-Mitteilung
Der US-Chiphersteller Advanced Mirco Devices, kurz AMD, profitierte Anfang Oktober von positiven Schlagzeilen. OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, kündigte eine Großbestellung an. OpenAI baut gerade mit Finanzpartnern ein Netz von KI-Rechenzentren auf. In diesen sollen AMD-Chips zum Einsatz kommen. OpenAI möchte zudem mittelfristig 10 % der Aktienanteile an AMD erwerben. Der Kurs von AMD schoss kurz nach Bekanntgabe des Deals um fast 40 % nach oben.
Der US-Konzern zählt zu den nachhaltigen Chipherstellern. Das Management geht verantwortungsvoll mit seinen Mitarbeitern um und versucht, seine Chips ressourcenschonend zu produzieren. Bis 2035 möchte AMD die Energieeffizienz seiner Prozessoren um 30 % erhöhen. Außerdem hat das Unternehmen seine CO2-Emissionen seit 2020 um gut 25 % gesenkt.
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Nach dem steilen Kursanstieg seit Anfang Oktober ist die Aktie des Halbleiterkonzerns ambitioniert bewertet. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2025 liegt bei über 60. Geduldige Anleger warten daher mit dem Einstieg ab, bis sich der Hype um die OpenAI-Partnerschaft wieder etwas gelegt hat.
Rechenzentren mit grünem Strom
Ein Unternehmen, das zeigt, wie sich technologische Entwicklung und Nachhaltigkeit verbinden lassen, ist Digital Realty Trust. Das US-Unternehmen baut und betreibt Immobilien für Rechenzentren. Mit rund 310 verwalteten Gebäuden ist Digital Realty eines der größten Unternehmen seiner Branche. Aktiv ist die Immobiliengesellschaft in den USA, Europa, Südamerika und Asien. Die meisten Serverimmobilien befinden sich in Metropolregionen, in Deutschland beispielsweise in Düsseldorf und Frankfurt.
Digital Realty achtet auf Nachhaltigkeit, vor allem einen niedrigen ökologischen Fußabdruck. 2024 bezog das Unternehmen 75 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Und in den USA arbeitet Digital Realty daran, den Kühlwasserverbrauch stetig zu reduzieren.
Die Aktie des Datencenterbetreibers hat ihre hohen Kursgewinne vom Jahresanfang mittlerweile abgegeben und ist damit wieder fair bewertet. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 2,8 %. Die Aussicht auf zukünftige steigende Dividenden ist gut.
IT-Dienstleistungen made in Germany
In einer ganz anderen Branche ist unser drittes Unternehmen aktiv. Bechtle, aus dem schwäbischen Neckarsulm, ist auf IT-Lösungen für Unternehmenskunden spezialisiert. Es bietet Hardware, Software und Cloud-Dienste an und ist, gemessen am Umsatz, der größte IT-Systemdienstleister für Geschäftskunden in Deutschland.
Die Schwaben setzen verstärkt auf künstliche Intelligenz und halten 51 % der Anteile an Planet AI, einem Deep-Learning-Spezialisten aus Rostock, der eine KI-Plattform zur intelligenten Dokumentenanalyse entwickelt hat. Außerdem bietet Bechtle Schulungen für den Einsatz von KI in Microsoft Azure an sowie zu Themen wie KI-Sicherheit, -Datenschutz und -Compliance.
Der Konzern ist in Deutschland stark positioniert und sollte dort weiter eine wichtige Rolle spielen. In Sachen KI konkurriert Bechtle aber mit den ganz Großen der Branche. Ob es vom wachsenden KI-Einsatz deshalb genauso stark wie Microsoft und Co profitieren wird, bleibt abzuwarten.
Hinweis: Der Autor hält Aktien von AMD und Digital Realty.
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