An den Börsen ging die Rekordjagd in der vergangenen Woche weiter, die deutsche steckt indes tiefer denn je in der Krise. Der Chipkonzern Micron Technology überzeugte mit starken Zahlen und einem optimistischen Ausblick, die Aktie drehte ins Plus.
Der DAX erklomm am Donnerstag ein neues Allzeithoch bei 19.491 Zählern. Am Freitag beendete er die Handelswoche nur knapp darunter bei 19.473 Punkten mit einem satten Wochenplus von 4,03 %. Die 20.000-Punkte-Marke rückt damit in greifbare Nähe. Für den MDAX ging es 4,81 % nach oben, für den SDAX 3,35 %.
Der Dow Jones stellte am Freitag einen neuen Rekord auf, zwischenzeitlich kletterte er auf 42.617 Punkte. Auf Wochensicht legte er 0,59 % zu. Auch der S&P 500 hat eine Rekordwoche hinter sich, am Donnerstag erreichte er 5.773 Zähler, ins Wochenende verabschiedete er sich bei 5.738 Punkten.
Wirtschaftsexperten pessimistisch: Deutsche Wirtschaft schrumpft
Für gute Stimmung an den Börsen sorgten unter anderem frische Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten. In den USA ist die Wirtschaft im Frühjahr stärker gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 3,0 %. Das teilte das US-Handelsministeriumnach einer dritten Schätzung mit.
Von solchen Nachrichten können die Deutschen nur träumen, die heimische Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Krise. Ein Licht am Ende des Tunnels ist derzeit nicht in Sicht. Dazu passt auch die von führenden Wirtschaftsforschungsinstituten erstellte Gemeinschaftsdiagnose. Die Expertem erwarten für das Jahr 2024 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 0,1 %. Für die kommenden beiden Jahre erwarten die Institute eine schwache Erholung mit Zuwächsen von 0,8 % (2025) und 1,3 % (2026). Gegenüber der Prognose vom Frühjahr bedeutet dies eine Abwärtsrevision um 0,2 (2024) und 0,6 (2025) Prozentpunkte.
„Neben der konjunkturellen Schwäche belastet auch der strukturelle Wandel die deutsche Wirtschaft“, sagt Dr. Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel und wohl auch der stärkere Wettbewerb mit Unternehmen aus China haben strukturelle Anpassungsprozesse ausgelöst, die die Wachstumsperspektiven der deutschen Wirtschaft dämpfen.“
Auch in der deutschen Exportindustrie ist die Stimmung im Sinkflug. Die Ifo-Exporterwartungen gingen im September zurück: auf minus 6,3 Punkte, von minus 5,2 Punkten im August. „Die Industrie klagt über fehlende Aufträge aus dem Ausland“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Die Exportwirtschaft befindet sich in einer Schwächephase.“
Micron-Aktie dreht auf
Der US-Chiphersteller Micron Technology hat am Mittwoch nach US-Börsenschluss seine Zahlen für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2023/2024 veröffentlicht. Das Unternehmen erzielte im Berichtszeitraum einen Umsatz von 7,75 Milliarden Dollar. Eine deutliche Steigerung gegenüber den 4,01 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Die Experten hatten bloß 7,65 Milliarden Dollar prognostiziert.
Der Gewinn je Aktie betrug im vierten Quartal 1,18 Dollar. Im Vorjahresquartal hatte ein Verlust von 1,31 Dollar je Aktie in den Büchern gestanden. Für das Gesamtjahr meldete Micron Technology einen Gewinn von 1,30 Dollar je Aktie, was über der Erwartung der Analysten (1,21 Dollar je Aktie) lag. Im Vorjahr stand unterm Strich ein negatives EPS von 5,34 Dollar. Der Umsatz betrug im selben Zeitraum 25,11 Milliarden Dollar.
Wegen der starken Zahlen präsentierte Micron einen optimistischen Ausblick für das laufende Quartal. Der Umsatz soll 8,70 Milliarden Dollar betragen, plus/minus 200 Mio. Dollar. Das kam bei den Marktteilnehmern gut an, die Micron-Aktie drehte auf Wochensicht 18.22 % zu. Auf Jahressicht notiert das Papier fast 60 % im Plus.
Ausblick
In der kommenden Woche wird unter anderem der Adidas-Rivale Nike Zahlen vorlegen. Das Papier kämpft seit einiger Zeit mit Problemen, in den vergangenen drei Jahren hat es mehr als 35 % an Wert verloren. Die Experten sind dennoch optimistisch. Goldman Sachs empfiehlt den Titel zum Kauf mit einem Kursziel von 105 Dollar. Auch der HR-Dienstleister Paychex wird seine Bücher öffnen.