Der US-Arbeitsmarkt hat im August weniger Stelle geschaffen als prognostiziert. Auch für die deutsche Wirtschaft prognostizieren die Experten jetzt weniger Wachstum als bisher erwartet. Mögliche Werksschließungen bei VW setzen die Aktie unter Druck.
Der DAX startete zunächst freundlich in den Freitag, nachdem auch in New York der Handel begann, ging es jedoch abwärts. Auf Tagessicht ging es für den deutschen Leitindex gut 1,5 % nach unten, auf Wochensicht büßte er 3,20 % ein. Der MDAX verlor in der vergangenen Handelswoche 2,56 %, der SDAX sogar 5,10 %.
Jenseits des Atlantiks verlief die Börsenwoche ebenfalls wenig erfreulich, der Dow Jones verschlechterte sich insgesamt um 2,93 %. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es 5,82 % nach unten.
USA: Arbeitsmarkt schwächelt
Am Freitag veröffentlichte das US-Arbeitsministerium neue Daten zur Arbeitsmarktentwicklung. Im August wurden 142.000 neue geschaffen, erwartet wurde ein Plus von 164.000 Stellen. Für den Juli hatte das Ministerium zunächst ein Plus von 114.000 vermeldet, diese Zahl wurde jetzt auf 89.000 revidiert. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,2 Prozent nach 4,3 Prozent im Vormonat und entspricht damit den Erwartungen.
Die Stundenlöhne sind in den Vereinigten Staaten gegenüber dem Vormonat um 0,4 % gestiegen, gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,8 % und damit stärker als erwartet. Diese Entwicklungen könnten die Fed dazu veranlassen, den Leitzins im September weniger stark zu senken als bisher erwartet.
Prognose: Deutschlands BIP wird 2024 voraussichtlich sinken
Nach dem Ifo-Institut hat auch das IfW Kiel seine Wachstumsprognose für Deutschland revidiert. Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte 2024 erneut schrumpfen, nachdem sie bereits im Vorjahr gesunken war. Das teilten die Forscher in ihrer aktuellen Herbstprognose mit. Positive Signale zur Jahresmitte haben sich nicht bekräftigt, weshalb das IfW Kiel seine Erwartungen für dieses und das kommende Jahr deutlich nach unten revidiert. 2024 dürfte das BIP um 0,1 % zurückgehen (Sommerprognose: +0,2 %). Für 2025 steht nur noch ein Plus von 0,5 % in Aussicht, statt wie bislang erwartet 1,1 %. Die Arbeitslosenquote dürfte zwischenzeitlich bis auf 6,1 % steigen, die Inflation allmählich auf 2 % nachgeben.
„Die Aufwärtssignale, die die Frühindikatoren noch im Sommer sendeten, haben sich nicht verfestigt,” sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel. „Zugelegt haben zuletzt vor allem die staatlich stark beeinflussten Dienstleistungsbranchen. Insgesamt stottert die deutsche Wirtschaft in eine blutleere Erholung, auch weil die Wirtschaftspolitik keine verlässlichen Weichenstellungen vorzunehmen vermag.“
VW-Aktie leidet unter möglichen Werksschließungen
Die Krise hat auch mittlerweile auch die großen Player erreicht: VW will mit seiner 30-jährigen Tradition brechen und die Beschäftigungsgarantie für die Belegschaft aufgeben. Doch das ist noch nicht alles –auch über die dauerhafte Schließung eines deutschen Standorts wird nachgedacht. Wie viele der rund 120.000 Arbeitsplätze betroffen sein könnten, bleibt unklar. Der Konzern äußert sich nicht zu konkreten Zahlen oder betroffenen Standorten. Der Betriebsrat berichtet jedoch, dass der Markenvorstand mindestens ein Fahrzeugwerk und eine Komponentenfabrik in Deutschland für verzichtbar hält.
Für die VW-Aktie ging es wegen dieser Nachricht spürbar nach unten, auf Wochensicht verschlechterte sich der Titel um 4,87 %. In den letzten vergangenen drei Jahren hat sich ihr Wert bereits um gut 35 % verringert.
Das Thema beschäftigt nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Politik: Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) will dem Konzern mit Subvetionen unter die Arme greifen. SPD-Chefin Saskia Esken lehnt das ab. Janine Wissler, Vorsitzende der Linkspartei, fordert dass Aktionäre Milliarden-Dividenden zurückzahlen, um den Verlust von Arbeitsplätzen zu vermeiden.
Ausblick
In der kommenden Woche wird unter anderem der Softwarekonzern Adobe Zahlen vorlegen. Zuletzt konnte das Unternehmen mit starken Zahlen überzeugen. Auch im Zusammenhang mit KI-Anwendungen waren die Aktien zuletzt gefragt.
Erwähnte Werte
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