Datenspezialist Cogia mit Datenlücke

Menschenhand und Maschinenhand

In den AnlegerPlusNews Ausgabe 3/2021 stellten wir die Cogia AG (ISIN DE000A3H2226) vor. Das im Bereich Big-Data-Analytics tätige Unternehmen war im Dezember 2020 an die Börse gekommen und wurde von uns als aussichtsreiches, wenn auch spekulatives Investment bei einem Aktienkurs von 3,30 Euro besprochen. Mittlerweile notiert das Papier bei 4,28 Euro, also gegenüber unserer Besprechung mit 30 % im Plus.

Der Eindruck, den die jüngst abgehaltene Hauptversammlung (HV) hinterlassen hat, veranlasst uns nun aber dazu, unsere ursprüngliche Einschätzung zu revidieren.

Irritierende Kapitalmarktkommunikation

Stolz präsentierte der Alleinvorstand Pascal Lauria im Rahmen der virtuellen HV am 11. Juni die aktuelle – im Plan liegende – Geschäftsentwicklung und meldete anschließend den erfolgreichen Vollzug einer Bezugsrechtskapitalerhöhung zu einem Preis von 3 Euro je Aktie, die brutto 1,5 Mio. Euro in die Firmenkasse spült.

Ein Aktionär hatte zum Thema Kapitalmaßnahmen einige Fragen im Rahmen der HV eingereicht, deren Beantwortung bei Aktionären mehr als ein Stirnrunzeln hinterlassen haben dürfte. Im Januar 2021 meldete Cogia nämlich ad hoc den Einstieg zweier strategischer Investoren via Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts. Insgesamt sollten laut entsprechender Unternehmensmeldung darüber 381.000 Euro in die Firmenkasse geflossen sein. Damit sollte „zum einen die weitere Entwicklung im Bereich Customer Experience und Künstliche Intelligenz finanziert werden, zum anderen der Ausbau der Vertriebs-Ressourcen, um das Unternehmenswachstum zu beschleunigen.“

Hört sich gut an für Anleger. Diese vermeintliche Kapitalerhöhung wurde aber offenbar nie ins Handelsregister eingetragen. Denn das Grundkapital verharrte laut den uns vorliegenden Informationen bis zum HV-Termin bei 3 Mio. Euro. Und damit genauso hoch wie beim Börsenlisting im November 2020. Alleinvorstand Lauria erklärte dazu auf der HV, dass die damals gemeldete Kapitalerhöhung eben jetzt bei der Bezugsrechtskapitalerhöhung durchgeführt worden sei.

Verschwundene Ad hoc

Aktionäre müssen auf die Aussagen von Ad-hoc-Meldungen vertrauen können. Und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem sie veröffentlicht werden. Wenig vertrauenserweckend ist außerdem, dass gerade diese Ad-hoc-Meldung auf der Unternehmensseite (cogia.ag/de/news) nicht zu finden ist (Stand 23.6.2021).

Bei uns hinterlässt der intransparente Vorgang keinen guten Beigeschmack. Wir nehmen das Unternehmen daher von unserer Nebenwerteliste. Anleger, die über einen Verkauf ihrer Aktien nachdenken, sollten beachten: Das Papier ist sehr markteng, Transaktionen sollten deshalb unbedingt limitiert werden.

Foto: Gerd Altmann von Pixabay

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