Hauptversammlung: Delivery Hero – mehr Lieferungen, kein Gewinn, keine Dividende

Delivery Hero

Am 16. Juni findet die virtuelle Hauptversammlung der Delivery Hero AG statt. Auf der Tagesordnung stehen neben den üblichen Abstimmungspunkten umfangreiche Kapitalbeschlüsse in Höhe von 20 % des Grundkapitals. Da 2021 keine Gewinne erzielt wurden, werden Dividenden kein Thema sein.

Delivery Hero verzichtet auch 2022 auf eine Hauptversammlung in Präsenz, die Aktionäre können lediglich online über das HV-Portal teilnehmen. Der Hauptversammlung werden dabei zwei weitreichende Beschlüsse zur Schaffung neuer genehmigter Kapitalien vorgelegt. In beiden Fällen soll der Vorstand ermächtigt werden, das Grundkapital in der Zeit bis zum 15. Juni 2027 in Höhe von je 12,6 Mio. Euro zu erhöhen, wobei das Bezugsrecht der Aktionäre ausgeschlossen werden kann. Zur möglichen Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen sollen zusätzlich zwei bedingte Kapitalien im selben Umfang abgesegnet werden. Bereits Anfang 2021 hatte sich der Lieferkonzern neues Kapital an der Börse besorgt, die Folge war ein Kursrutsch.

Mehr Bestellungen, kein Gewinn

Zwar hat sich die Aktie der Delivery Hero SE in den letzten Wochen etwas erholt, von ihrem Höchststand ist sie aber noch immer weit entfernt. Auf Jahressicht notiert sie ca. 65 % im Minus. Das kostet Delivery Hero jetzt sogar den Platz im DAX. Als das Unternehmen mit der niedrigsten Marktkapitalisierung muss der Lieferdienst seinen Platz am 20. Juni an Beiersdorf abtreten. Das große Problem war und ist die Profitabilität: Zwar bedient das Unternehmen immer mehr Kunden, 2021 stieg die Zahl der Bestellung im Vergleich zum Vorjahr um 114 % auf 2,8 Mrd., auch der Umsatz verbesserte sich um 125 % (6,4 Mrd. Euro); unterm Strich stand noch immer ein Verlust von 1,09 Mrd. Euro. Ähnlich sah die Lage im ersten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres aus: Gestiegener Bruttowarenwert (Wert des ausgelieferten Essens), gestiegener Umsatz, negatives EBITDA. 

Das soll sich bald ändern: Für das vierte Quartal des aktuellen Geschäftsjahres erwartet man ein bereinigtes EBITDA – also das EBITDA ohne Sondererträge, aber -kosten – zwischen 0 und 100 Mio. Euro. Im Geschäftsjahr 2023 soll dann die gesamte Gruppe Gewinne einfahren. Verglichen mit den immensen Verlusten der letzten Jahre, sind kleine Gewinne kaum der Rede wert. Ein Garant für langfristige Profitabilität sind sie ebenfalls nicht. Denn es gibt einige Unabwägbarkeiten: Steigen beispielsweise die Spritpreise weiter, würden auch die Lieferkosten steigen. Diese können natürlich nicht immer zu 100 % an den Kunden weitergegeben werden. Delivery Hero ist außerdem nicht nur in verschiedenen europäischen Ländern – allerdings nicht im Heimatmarkt Deutschland –, sondern unter anderen Namen (z. B. Talabat oder Yemeksepeti) auch in Nordafrika, dem Nahen Osten und Südamerika tätig. Die nach Umsatz wichtigsten Märkte sind Südkorea, Taiwan und Saudi-Arabien. Aber nicht überall ist das Unternehmen als Marktführer etabliert. So schnell wie man sich in den letzten Jahren ausbreitete, kann auch ein Rückzug nötig werden, wenn neue Konkurrenz die Kundschaft abgräbt.

Was passiert mit der Delivery-Hero-Aktie?

Man muss aber auch die Chancen von Delivery Hero im Blick haben. Essen bestellen ist im Trend. Gerade in der Pandemie wurde dieser Trend in vielen Teilen der Erde durch die staatlichen Maßnahmen gestützt. Delivery Hero nutzte die Chance und fügte zahlreiche neue Restaurants zum Lieferantenportfolio hinzu. Erneute Einschränkungen im Herbst oder Winter könnten den Umsatz Ankurbeln. Natürlich hat nicht nur Delivery Hero diese Chance genutzt, zahlreiche Lieferdienste bauten ihr Geschäft aus. Einige davon, z. B. das türkische Start-up Getir, verfolgen dabei ebenfalls eine globale Strategie. 

Für Aktionäre ist die Entwicklung eines Unternehmens an der Börse entscheidend: Ob Delivery Hero tatsächlich profitabel wird, ist aktuell noch nicht sicher. Die Kapitalerhöhungen könnten den Kurs erneut abstürzen lassen. Da Zentralbank weltweit ihren Leitzins anheben, wird das Investment in spekulative Titel für institutionelle Anleger weniger interessant. Für die Delivery-Hero-Aktie sind das insgesamt keine guten Aussichten. 

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