Von Sam Witherow, Dividendenfondsmanager bei J.P. Morgan Asset Management
Typischerweise zahlen die Unternehmen der „Old Economy“ die dicksten Dividenden – aber das Investmentuniversum verändert sich, weiß Sam Witherow, Dividendenfondsmanager bei J.P. Morgan Asset Management. Die künfitgen Dividendengrößen sitzen auch im Silicon Valley.
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind stabile und verlässliche Ertragsquellen wie Dividendenfonds eine attraktive Option – sie bieten nicht nur regelmäßige Ausschüttungen, sondern auch das Potenzial für langfristiges Kapitalwachstum. Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass man mit Dividendentiteln verstärkt in „die Wirtschaft von gestern“ investiert. Denn die ertragsstärksten Unternehmen finden sich in zyklischen Sektoren wie Versorger, Energie, Grundstoffe oder Finanzen – typische Unternehmen der „Old Economy“, die wenig Wachstumsdynamik versprechen. Die spannenderen Wachstumssektoren der „New Economy“ sind bei den Dividendentiteln dagegen weniger vertreten.
Richtig ist, dass wer sich allein auf die höchsten Dividendenrenditen fokussiert, ein sehr konzentriertes Portfolio dieser zyklischen Sektoren erhält. Betrachtet man jedoch die tatsächlich ausgezahlte Dividendensumme, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Während der Energie- und Finanzsektor immer noch große Dividendenzahler ist, ist die Technologiebranche inzwischen der drittgrößte Dividendensektor, gefolgt von der Gesundheitsbranche und Konsumgütern. In Summe haben die Dividenden der „New Economy“ die traditionellen Sektoren mittlerweile sogar fast eingeholt.
Ausweitung des Dividenden-Investmentuniversums
Wie es dazu gekommen ist? Eine zynische Bemerkung wäre, dass Dividenden den Cashflows folgen. Jahrzehntelang waren diese Cashflows vor allem bei Unternehmen der Öl- und Gasindustrie oder den Banken zu finden. Heute sind es die Tech-Giganten – und mit ein bisschen Verzögerung folgen auch die Dividenden.
Nachdem die Tech-Firmen zunächst Aktienrückkäufe im Fokus hatten, beginnen die Mega-Caps des Silicon Valley inzwischen, Dividenden auszuschütten. Das ist ein Zeichen für ihre weiterentwickelten Geschäftsmodelle und ihren Fokus auf Cash-Generierung. Zwei spannende Beispiele sind der Meta-Konzern und Alphabet. Die Dividendenzahlungen starten hier zwar auf einem geringen Level, aber wir rechnen mit enormen Wachstumsraten in den nächsten Jahren, was eine sehr spannende Entwicklung verspricht.
Und so ist es sinnvoll, nicht nur die Dividendenrendite zu maximieren, sondern die gesamte Bandbreite der Dividendenrenditen und vor allem des Dividendenwachstums zu betrachten. So lassen sich spannende Zukunftsthemen mit abdecken und die besten langfristigen und absoluten risikobereinigten Gesamtrenditen erzielen.
Positiver Dividendenausblick
Aktuell befinden wir uns mit dem Ende des Zinserhöhungszyklus erfahrungsgemäß in einem sehr guten Umfeld für Dividendentitel. So erwarten wir bei den Dividendenzahlungen für die nächsten fünf Jahre eine Steigerung um 7,5 % global.
Aus einer Risiko-Rendite-Perspektive bevorzugen wir aktuell defensive Titel. Aus langfristiger Bewertungssicht sind diese nämlich nach wie vor immer noch sehr günstig – fast auf dem historisch niedrigen Niveau von 2004.
Zum Autor
Sam Witherow, Managing Director, ist Portfolio Manager mit Fokus auf globalen Dividendenaktien bei J.P. Morgan Asset Management in London. Seit 2008 ist er in der International Equity Group der Fondsgesellschaft tätig, nach seinem Trainee-Programm arbeitete er zunächst als globaler Research-Analyst und Sektorspezialist für den Energiesektor. Sam Witherow hat an der University of Bristol Wirtschaft und Politik studiert.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
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