Gegenwind für Elektroautos in Europa, Rückenwind aus China. Während der Marktanteil elektrifizierter Antriebe hierzulande eher langsam anzieht, eilen chinesische Hersteller von Rekord zu Rekord. Welche E-Auto-Aktien profitieren, welche verlieren und welche Marken können sich dem Wandel widersetzen?
Die Transformation der Automobilindustrie schreitet weltweit voran, getrieben vom Hochlauf der Elektromobilität. In Europa verläuft die Entwicklung jedoch nicht reibungslos. Der Marktanteil vollelektrischer Fahrzeuge und Hybriden ging 2024 leicht auf 20,8 % zurück. Gründe sind inkonsistente Förderprogramme und der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Gleichwohl zeigen die Zulassungszahlen in diesem Jahr bis Mai eine weiterhin robuste Dynamik. Besonders reine Elektrofahrzeuge waren gefragt, deren Verkäufe stiegen um rund ein Drittel. Ihr Anteil an den Neuzulassungen erreichte 15,4 % und lag damit drei Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Auch Hybridmodelle legen in der Gunst der Autokäufer weiter zu. Inzwischen ist mehr als jeder dritte Neuwagen in der EU ein Hybridmodell. Und zusammen mit Plug-in-Hybriden erreichen hybride Antriebe einen Marktanteil von 43 %. Damit übertreffen sie reine Verbrenner.
Und der Wettbewerb zwischen den Herstellern verschärft sich. Zu spüren bekommt dies insbesondere der ehemalige Branchenprimus Tesla. Der US-Autobauer verliert in Europa deutlich an Boden. Im Mai beispielsweise gingen die Tesla-Verkaufszahlen um 28 % zurück, im Monat zuvor um 53 %.
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China auf dem Vormarsch
Der Umstieg von Verbrennungsmotoren auf Elektrofahrzeuge verlangt von den Herstellern technologisch nicht nur neue Antriebsarten, sondern eine grundlegende Neugestaltung des Fahrzeugs. Elektromotoren und Batterien ersetzen Motorblock und Tank, gleichzeitig wandelt sich die Bordelektronik von einem dezentralen zu einem zentralisierten System. Das eröffnet Potenziale für softwarebasierte Innovationen, etwa bei Updates oder Fahrassistenzsystemen, und damit Chancen für neue Anbieter mit hoher technologischer Flexibilität.
Ein Gewinner dieser Transformation ist China. Der frühere Linde-CEO und Auto-Manager Wolfgang Reitzle prognostizierte bereits frühzeitig: „Der Aufstieg der Elektrofahrzeuge ist eine einzigartige Chance für die Chinesen, die sie sich nicht entgehen lassen werden.“ Tatsächlich wurden dort 2024 bereits 12,9 Millionen Elektrofahrzeuge produziert, fast doppelt so viele wie das ursprüngliche Ziel für 2025. Rund 60 % davon waren voll elektrisch. Der Marktanteil der Verkäufe vollelektrischer und hybrider Autos liegt in China inzwischen bei rund 50 %. Zudem hat das Land 2023 Japan als weltweit größten Autoexporteur abgelöst.
Herausforderndes Umfeld
Angesichts dieser Entwicklung und dank umfangreicher staatlicher Unterstützung übertreffen chinesische Autohersteller regelmäßig die Gewinnerwartungen. Auf der anderen Seite bedroht der Wandel hin zu Elektroautos und autonomem Fahren die vergleichsweise hohen Margen deutscher Premiummarken in China.
Die Automobilbranche ist grundsätzlich wettbewerbsintensiv, kapitalaufwendig, konjunkturabhängig und margenschwach. Als wäre die Elektromobilität in diesem Umfeld nicht bereits herausfordernd genug, könnten neue Trends wie autonome Mobilitätsdienste – etwa von Waymo, einer Tochterfirma von Alphabet – das Konzept des Autobesitzes ganz grundsätzlich infrage stellen. Die Folgen für Absatzvolumen und Geschäftsmodelle wären erheblich.
In unserer Printausgabe 7/2025 stellen wir zwei chinesische Automobilhersteller und die Luxusmarke Ferrari vor. Sie könnten zu den langfristigen Gewinnern des Wandels zählen oder sich ihm zumindest weitgehend entziehen.
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