Bei der langfristigen Aktienauswahl vertrauen viele erfolgreiche Investoren auf die Fundamentalanalyse. Hierbei werden zumeist die Einzelkennziffern KGV und PEG als besonders relevant betrachtet. Dennoch sollten Anleger einige Fallstricke beachten.
Eine der ältesten bis heute noch gültigen Kaufmannsregeln besagt, dass der Gewinn vor allem im Einkaufspreis liegt. Das gilt auch an der Börse auf der Jagd nach unterbewerteten Anteilscheinen. Neben dem allseits bekannten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wird bei Kaufentscheidungen hierbei auch die Price-Earnings-Growth-Ratio (PEG) angewendet, die vor allem bei der Bewertung von Wachstumsunternehmen zum Einsatz kommt.
Die PEG-Ratio setzt das KGV eines Unternehmens in Relation zum erwarteten Gewinnwachstum über einen jeweils zu definierenden Zeitraum. Sind beide etwa identisch, deutet dies auf eine faire Bewertung hin, ist die PEG kleiner als eins, auf eine Unterbewertung. Wird beispielsweise ein Technologietitel mit einem KGV von 50 gehandelt und ist gleichzeitig mit einem jährlichen durchschnittlichen Gewinnwachstum von 100 % über den Zeitraum von, sagen wir, drei Jahren zu rechnen, beträgt die PEG in diesem Szenario lediglich 0,5. Wird hingegen ein traditioneller Autobauer mit einem KGV von 10 gehandelt und beträgt die Gewinnsteigerung nur 2 % über die gleiche Zeitspanne, ist dieser Titel mit einem PEG von 5 gemessen an dieser Kennziffer wesentlich höher bewertet.
Validität der Analystenschätzungen
An der Börse wird bekanntlich immer die Zukunft gehandelt. Entsprechend sind Anleger bei der Anwendung der Fundamentalanalyse immer auf die Expertenschätzungen der Investmenthäuser angewiesen, welche die wesentlichen Prognosen bezüglich der künftigen Gewinnentwicklung veröffentlichen. Dennoch sind solche Erwartungen stets mit Vorsicht zu genießen, da selbst die versiertesten Analysten mit ihren Zukunftsannahmen oftmals viel zu optimistisch sind.
Stürzt eine Aktie nach einem schwachen Newsflow in kurzer Zeit dramatisch ab, reduziert sich das KGV optisch zunächst ebenfalls deutlich, da insbesondere bei Nebenwerten die Analystenschätzungen zu den Gewinnaussichten erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung nach unten revidiert werden. Noch größere Effekte hat ein Geschäftseinbruch auf die PEG-Ratio. Denn selbst eine Stagnation der Unternehmensprofite, also ein Gewinnwachstum von nahezu 0 %, würde mathematisch zu einem unendlich hohen PEG-Verhältnis führen.
Daher sollten Anleger bei der Bewertung von Investmentzielen eine Vielzahl von weiteren Faktoren neben den fundamentalen Kennziffern beachten. Hierzu zählen unter anderem dauerhafte Wettbewerbsvorteile, die Qualität des Geschäftsmodells und des jeweiligen Managements sowie die bilanzielle Solidität einer Gesellschaft.
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