HSBC-Manager: „Fokus auf Buchwerte reicht nicht“

Börsenbär und Bulle

Frankfurt am Main (pte015/13.06.2017/10:30) – „Der Kapitalmarkt und seine Akteure sind letztlich ein Spiegel der Gesellschaft.“ Zu dem Fazit kommt Henrik Pontzen, Leiter der Institutional Client Group beim deutschen Ableger der britischen Großbank HSBC http://hsbc.de , im Rahmen der diesjährigen DIRK-Konferenz http://dirk.org , die 2017 bereits zum 20. Mal in Frankfurt stattfindet. Unter dem Motto „Was sind uns Werte wert? – Investor Relations zwischen Renditestreben und ethischen Leitbildern“ verdeutlichte Pontzen, dass es neben bloßen Kurs- und Buchwerten auch ein Bekenntnis zu einer fairen und gerechten Compliance in der Finanzbranche bedarf.

Überregulierte Finanzindustrie

Der auch dem Ethik-Panel der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management http://dvfa.de angehörende Pontzen kritisierte in seinem Vortrag die seines Erachtens überregulierte Finanzindustrie in Deutschland und Europa. Demnach hätten die größten europäischen und US-amerikanischen Banken seit 2010 rund 321 Mrd. Euro an Strafen für Regelbrüche bezahlen müssen. Weitere 176 Mrd. Euro Aufwendungen seien für IT-Compliance-Investitionen notwendig gewesen.

Seit der Bankenkrise wurden Pontzen zufolge weltweit über 54.000 Stellen pro Jahr gestrichen, und die Zahl der Compliance-Mitarbeiter stieg jährlich um ein Drittel an. Doch obwohl der Ruf nach mehr Regulierung seit 2011 um rund 20 Prozent rückläufig ist, sehen 72 Prozent der Deutschen die Notwendigkeit zu noch mehr staatlichen Eingriffen, Regeln und Vorgaben für den Finanzmarkt und die Institute. Mit nur drei Prozent landen Banker inzwischen hinter Politikern auf dem letzten Platz in der Ansehensskala der Berufe.

Dabei sind sich laut dem HSBC-Banker die Wenigsten über ihre Ansprüche an Moral und den richtigen Weg dahin im Klaren. Einigkeit besteht gerade noch über die Relevanz von Moral. Sie bildet die Gesamtheit der von einer Gesellschaft für vernünftig anerkannten Normen und Pflichten. „Fragen Sie heute jemanden in Berlin-Kreuzberg, dann kommen dabei mit Sicherheit andere Wertvorstellungen heraus, als wenn Sie die gleiche Umfrage in Oberammergau durchführen“, betont Pontzen in Bezug auf die Bedeutung von Moral.

„Gegenstandsgerechte Genauigkeit“

Als Ausweg aus dem Dickicht der Regelungswut empfiehlt Pontzen schließlich eine „gegenstandsgerechte Genauigkeit“ der gesetzlichen Anweisungen. So wie ein Goldschmied mit anderen Einheiten wägt und misst als ein Hufschmied, so seien eben auch Compliance-Handbücher von 200 Seiten und vielleicht eben auch die kommende MiFID und die seit Juli 2016 geltende MAR schlichtweg nicht sachgerecht. Alles regeln zu wollen, sei so hilfreich, wie einem verirrten Wanderer eine Karte im Maßstab 1:1 in die Hand zu drücken. Eben weil dort kein Detail fehle, sei keine Orientierung mehr möglich.

Pontzen bekennt sich jedoch als Freund der Compliance. Jeder müsse sich an seinem Platz fragen, ob das, was er tue, auch richtig ist. Das führe zu besseren Ergebnissen als die Frage „Ist es erlaubt?“. Pontzen nach setzt das freilich auch eine Identifikation mit der Aufgabe und einen soliden inneren Kompass voraus. Pontzens Fazit: „Shareholder Value war gestern. Ohne ethisches Bewusstsein bleiben den Akteuren des Finanzmarktes wichtige Werte verborgen.“

Fotos zur 20. Konferenz des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband stehen in Kürze unter http://fotodienst.at kostenlos als Download zur Verfügung.

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