Ungefähr jedes zweite Bier weltweit und rund ein Viertel aller verarbeiteten Milch läuft durch die Anlagen des Düsseldorfer GEA-Konzerns. GEA liefert Hightech-Anlagen für die Nahrungsmittel-, Getränke und Pharmaindustrie. Vorstandschef Stefan Klebert erläutert im Interview, wie GEA das hohe Wachstumstempo beibehalten will.
AnlegerPlus: Herr Klebert, die GEA-Aktie notiert auf Rekordniveau – worauf führen Sie das in einem konjunktursensiblen Umfeld zurück, das viele Anlagen- und Maschinenbauer belastet?
Stefan Klebert: Wir haben uns über die letzten Jahre sehr gut aufgestellt, indem wir klar messbare Einheiten geschaffen haben, viel Verantwortung dezentralisiert haben, aber auch die Verantwortung einfordern. Zugleich haben wir viele Effizienzprogramme erfolgreich umgesetzt. Zudem haben wir Vertrauen am Kapitalmarkt aufgebaut. Wir liefern, was wir versprechen – oder eher mehr. Mit den bereits 2024 – also zwei Jahre früher – erreichten Zielen der Mission 26 und der jetzigen Strategie Mission 30 konnten wir viele Investoren überzeugen. Zu allen relevanten Meilensteinen informieren wir den Markt transparent und verlässlich. Investoren schätzen unser robustes Geschäftsmodell. Wir bedienen attraktive Endmärkte mit Fokus auf Lebensmitteln, Getränken und Pharma. Dabei sind wir global aufgestellt und verfügen häufig über einzigartige technologische Kompetenz.
In welchen Geschäftsfeldern sehen Sie auf Sicht der nächsten drei Jahre das größte Wachstumspotenzial?
Besonderes Potenzial sehen wir bei nachhaltigen Lösungen, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz. Den Umsatzanteil aus dem Geschäft mit nachhaltigen Lösungen wollen wir bis 2030 auf über 60 % ausbauen. Das sind Dinge wie energieeffiziente Anlagen und ressourcenschonende Produktionsprozesse unsere Kernkompetenz. Den Umsatz mit digitalen Angeboten wie der intelligenten Vernetzung von Maschinen wollen wir bis 2030 verdreifachen. In unserem Servicegeschäft erwarten wir bis 2030 über 6 % jährliches Wachstum. Darüber hinaus treiben wir die Erschließung neuer Geschäftsfelder voran: alternative Proteine, industrielle Wärmepumpen oder Carbon Capture.
Und in welchen Zielmärkten erwartet GEA 2025 die größte Auftragsdynamik?
Seit Mitte letzten Jahres sehen wir eine Erholung und gute Entwicklung des Auftragseingangs. Das hat sich im ersten Quartal fortgesetzt, unter anderem getrieben von einer Wiederbelebung bei Großaufträgen. Speziell die Lebensmittelproduktion und die milchverarbeitende Industrie sehen dieses Jahr vielversprechend aus.
GEA Group in den USA gut aufgestellt
Rechnen sie für 2025 und darüber hinaus eigentlich mit größeren Auswirkungen durch die Zollpolitik der Trump-Administration auf den operativen Gewinn?
Präzise Vorhersagen sind für uns genauso schwierig wie für alle anderen, da die Situation schnelllebig und volatil ist. Bei GEA machen wir uns aber generell keine größeren Sorgen. Die überwiegende Mehrheit unserer Verträge beinhaltet Vereinbarungen, dass Zölle von unseren Kunden getragen werden. Dazu sind wir speziell in den USA lokal stark aufgestellt. Zum Beispiel finden über 90 % des Einkaufs vor Ort statt.
Können sich die Aktionäre in Zukunft auf höhere Gewinnausschüttungen freuen, wenn GEA in den nächsten Jahren bei Kapitalrendite und Cash Conversion Rate weiter zulegt?
Auf unserem Kapitalmarkttag 2024 haben wir unsere neue Dividendenpolitik vorgestellt. Diese beinhaltet eine höhere Pay-out-Ratio von etwa 50 %. Davon haben unsere Aktionäre dieses Jahr bereits profitiert. Die jüngste Dividende haben wir um 15 Cent je Aktie erhöht. Außerdem haben wir schon mehrere Aktienrückkaufprogramme erfolgreich abgeschlossen. Unsere Kapitalallokation folgt festen Kriterien: Neben Dividenden und Aktienrückkäufen schaffen wir Wert über Investitionen in unser Kerngeschäft und neue Technologien. Falls strategisch und finanziell attraktiv, haben wir auch die Mittel für eine größere Akquisition.
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Foto: GEA Group AG