Jahresendrally: Chancen zwischen KI-Boom und Börsen-Comeback

Jahresendrally KI

In den letzten Wochen des Jahres bringen viele Investoren und Fondsmanager ihre Depots noch einmal auf Vordermann. Besonders im Blick stehen dabei die Gewinner des Jahres, die ihre Erfolgsserie fortsetzen könnten, ebenso wie Nachzügler mit Chancen auf eine späte Aufholjagd. So entsteht die typische Jahresendrally.

Egal ob institutioneller Investor oder Privatanleger – fast jeder Börsianer hätte wohl gerne die Top-Performer des Jahres in seinem Aktienportfolio. Während Privatanleger zum Jahresende nur sich selbst gegenüber Rechenschaft ablegen müssen, geben die Vermögensverwalter am Jahresende ihren Kunden Einsicht in die Bestände ihrer Portfolios. Dort macht es natürlich den besseren Eindruck, wenn die Überflieger des Jahres mit im Bestand sind. Deshalb neigen nicht wenige Portfoliomanager in den letzten Wochen des Jahres dazu, gezielt die Aktien ins Depot zu holen, die sich im Jahresverlauf besonders gut entwickelt haben.

Dieses Phänomen trägt den Namen „Window Dressing“. Es tritt verstärkt am Ende der Jahre mit einer insgesamt positiven Börsenentwicklung auf. Für Anleger eröffnet sich dadurch eine interessante Möglichkeit: Wer sich rechtzeitig bei den Gewinneraktien positioniert, kann vom Schwung bis zum Jahresende profitieren. Und häufig hält das Momentum dieser Titel auch in den traditionell starken Börsenmonaten zu Beginn des neuen Jahres an.

Megatrend hält an

Künstliche Intelligenz (KI) war in diesem Jahr eines der Mega-Themen an den Aktienmärkten. Aus einer vielversprechenden, aber eher spekulativen Technologie hat sich in den vergangenen Jahren eine fundamental stabile und inzwischen breit genutzte Industrie entwickelt. Enorme Fortschritte in Bereichen wie maschinelles Lernen, Deep Learning und natürliche Sprachverarbeitung haben dazu geführt, dass KI-Anwendungen längst Teil des Alltags geworden sind.

Unternehmen nutzen die Technologie heute in vielfältiger Weise: zur Automatisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen, für personalisierte Kundenerfahrungen oder zur Entwicklung innovativer Produkte. Vor allem die großen Tech-Konzerne Amazon, Alphabet, Microsoft und Meta treiben die Entwicklung massiv voran und investieren allein in diesem Jahr mehrere Hundert Milliarden US-Dollar in ihre KI-Infrastruktur.

Top-Analysen, exklusive Tipps & Markttrends – unabhängig und praxisnah.

24-mal im Jahr fundierte Börsenanalysen

Jetzt Abo abschließen!

Dass das Thema weit über das Silicon Valley hinaus an Bedeutung gewonnen hat, zeigte zuletzt auch der Quartalsbericht von Nvidia, dem führenden Chip- und GPU-Spezialisten für KI-Anwendungen. Demnach gehen die Ausgaben für KI gehen längst nicht mehr nur von den bekannten Branchengrößen aus, sondern erstrecken sich zunehmend auch auf Regierungen, klassische Industrieunternehmen, die Energieinfrastruktur und den globalen Ausbau von Infrastrukturprojekten.

KI-Aktien für die Jahresendrally

Passend zum Thema Jahresendrally hat das US-Researchhaus Wedbush zuletzt eine Liste von 16 Aktien mit Bezug zum Thema KI vorgestellt, mit denen sich die KI-Revolution für den Rest des Jahres und Anfang 2026 spielen lässt. 

Darauf befindet sich unter anderem der US-Softwareanbieter Palantir, einer der führenden Spezialisten für Datenanalyse und künstliche Intelligenz. Seine Plattformen Foundry und Gotham helfen Organisationen, riesige Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen zu verknüpfen, zu analysieren und zu visualisieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Ursprünglich auf staatliche Auftraggeber wie das US-Verteidigungsministerium oder die CIA fokussiert, hat Palantir inzwischen auch im kommerziellen Bereich Fuß gefasst. Vor allem in Branchen wie Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen und Energie wächst die Zahl der Kunden dynamisch und damit auch die Marktchancen des Unternehmens. 

Hoch bewertet

Im zweiten Quartal 2025 knackte Palantir erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde US-Dollar, ein Plus von 48 % gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr peilt der Konzern Erlöse von rund 4,15 Mrd. US-Dollar an. An der Börse sorgten die Zahlen für ein neues Rekordhoch der Aktie bei knapp 190 US-Dollar. 

Damit gehört der Titel klar zu den Favoriten eines Window-Dressing-Ansatzes, wären da nicht die ambitionierte Bewertung und ein Börsenwert von inzwischen 390 Mrd. US-Dollar. Allein 2025 hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt, in den beiden Jahren davor sogar vervielfacht. Wer Palantir als Momentumtitel für eine Jahresendrally ins Depot legt, sollte sich daher des Rückschlagpotenzials bewusst sein. Die Wedbush-Analysten trauen dem Unternehmen dennoch zu, in den kommenden zwei bis drei Jahren die Marke von einer Billion US-Dollar Börsenwert zu knacken.

Europa holt auf

Nicht nur in den USA, auch in Europa notieren die Börsen 2025 klar im Plus. Besonders auffällig ist, dass die Leitindizes der Peripherieländer die Börsen in Frankreich und Deutschland outperformen. Länder wie Italien oder Spanien, die in der Eurokrise vor einigen Jahren noch schwer unter Druck standen, überzeugen inzwischen mit einer dynamischeren Konjunktur und gewinnen damit das Vertrauen internationaler Investoren zurück. 

Frisches Kapital, das lange einen Bogen um diese Märkte machte, fließt nun in die vormals vernachlässigten Aktienmärkte. Und weil dort jahrelang Zurückhaltung herrschte, treffen diese frischen Mittelzuflüsse auf vergleichsweise sehr günstige Bewertungen. 

Besonders italienische Aktien zählen 2025 zu den stärksten Performern in Europa. Getragen von einer abnehmenden Schuldendebatte, überraschend stabiler politischer Verhältnisse und einer überzeugenden Konjunkturentwicklung kletterte der Leitindex MIB erstmals über die Marke von 43.000 Punkten.

Versorger gefragt

Von den verbesserten Rahmenbedingungen und der neuen Zuversicht internationaler Investoren profitiert auch Enel, einer der größten Bluechips Italiens. Der Energieversorger gehört weltweit zu den führenden Anbietern von Strom und Gas und treibt seit Jahren den Wandel hin zu grüner Energie und digitaler Infrastruktur voran.

Für Anleger kombiniert Enel zwei wichtige Aspekte. Auf der einen Seite sorgen stabile Erträge und eine attraktive Dividende für ein defensives Fundament. Auf der anderen Seite eröffnet das milliardenschwere Investitionsprogramm in Netze und erneuerbare Energien neue Wachstumschancen. Und selbst wenn es seitens der Europäischen Zentralbank nicht zu weiteren Zinssenkungen kommt, bleibt das Umfeld für Versorger positiv. Denn verlässliche Cashflows und planbare Renditen sind an der Börse gefragt.

Die Enel-Aktie spiegelt diese Mischung aus defensivem Investment gepaart mit Wachstumsfantasie wider. Im Jahresvergleich hat sie bereits zweistellig zugelegt, ist mit einem KGV von elf aber noch moderat bewertet. Besonders ins Auge fällt die Dividendenrendite von über 6 %, die gerade zu Beginn eines neuen Börsenjahres zusätzliche Käufer anzieht. Damit verbindet die Enel-Aktie Stabilität, Fantasie und hohe Ausschüttungen. Alles Zutaten, die für weiter steigende Kurse bis zum Jahresende und darüber hinaus sorgen können.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

Foto: © Gerd Altmann auf Pixabay

AnlegerPlus