DIW erhöht Konjunkturprognose – erholt sich die deutsche Wirtschaft?

Konjunkturprognose Juni DIW EU Ifo

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung blickt zumindest etwas positiver in die Zukunft. Im Vergleich mit anderen EU-Staaten ist die Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft aber weiterhin zurückhaltend.

Die Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erwarten zumindest eine leichte Erholung der deutschen Wirtschaft. Ende März hatten die Forscher noch mit einem Anstieg um 0,1 % gerechnet, jetzt erwarten sie 0,3 %. In der Folge dürfe sich der Aufholprozess aber beschleunigen, so dass für 2025 ein solides Plus von 1,3 % in Aussicht stehe, wie das Institut am Freitag mitteilte. 

Das DIW Berlin stimmt in seiner Einschätzung mit der Konjunkturprongose der Europäische Kommission aus dem Mai überein. Im EU-Vergleich wäre Deutschland aber auch mit diesen Zahlen Schlusslicht, nur für Italien werden ähnliche Werte prognostiziert. Für Europa erwartet die Kommission ein Wirtschaftswachstum von 1,0 % im laufenden Jahr. Im Euro-Raum wird ein Wachstum von 0,8 % erwartet. 2025 dürfte das BIP noch weiter steigen.

Steigende Konsumlaune

Starke Exporte und überdurchschnittliche Bauinvestitionen hätten für einen guten Start in das laufende Jahr gesorgt. Trotz gestiegener realer Einkommen habe es jedoch eine Schwäche beim privaten Konsum gegeben. Solide Tarifsteigerungen und höherer Transferzahlungen, ein robuster Arbeitsmarkt und die entschleunigte Inflation stärkten die Kaufkraft. Statt mehr auszugeben, wurde aber wegen anhaltender Unsicherheit über die eigene wirtschaftliche Situation vor allem bei Lebensmitteln, Getränken, Tabak und Kleidung gespart.

„Inzwischen dürften die privaten Haushalte mehr Einkommenssicherheit verspüren“, so DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. „Für den privaten Konsum stehen alle Zeichen auf Grün, so dass er zum wichtigsten Treiber des Wachstums werden dürfte.“ Nach den Einmalzahlungen in vielen Branchen werden auf Dauer Tariferhöhungen wirksam, die die Einkommenssicherheit stärken und mehr Lust auf Konsum machen. Auch einkommensschwache Haushalte dürften höhere Einkommen zur Verfügung haben. Die Inflationsrate sinkt und nähert sich der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Die Zinswende der EZB könnte zudem mittelfristig der Sparneigung etwas entgegenwirken.

Die EM & die Konjunkturprognose

Auszahlen wird sich laut dem Münchner Ifo-Institut auch die Europameisterschaft. Die Experten gehen davon aus, dass ausländische Touristen rund eine Milliarde Euro ins Land bringen werden. Das entspricht etwa 0,1 % der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal des Jahres. Das geht aus der aktuellen Ifo-Konjunkturprognose hervor, die in der kommenden Woche veröffentlicht wird. „Der Effekt ist jedoch nur kurzlebig, sodass die Dienstleistungsexporte durch heimkehrende Touristen nach Ende der EM im dritten Quartal wieder sinken und unter dem Strich gleichbleiben dürften“, sagt ifo-Forscher Gerome Wolf. 

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