Es wird wohl noch etwas dauern, bis man in Deutschland wieder ein nennenswertes Wirtschaftswachstum sieht. Das legen die aktuellen Konjunkturprognosen des Ifo-Instituts und des IfW Kiel nahe.
Die deutsche Wirtschaft erholt sich nicht so schnell von den Krisen der letzten Jahre, wie die führenden Wirtschaftsforscher bisher angenommen hatten. „Die deutsche Konjunktur fasst zwar im Laufe des Jahres wieder Tritt, große Sprünge sind aber nicht in Sicht. Es mehren sich die Anzeichen, dass vor allem strukturelle Probleme auf der Wirtschaft lasten. Schwachpunkt bleiben die privaten Investitionen, auch weil die Wirtschaftspolitik viel Unsicherheit schürt“, so Stefan Kooths, Konjunkturchef am IfW Kiel.
Ifo und IfW kürzen Konjunkturprognosen
Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,2 % gekürzt. Noch im Januar waren die Experten von einem Plus von 0,7 % ausgegangen. Im Dezember des letzten Jahres hatten sie sogar noch 0,9 % prognostiziert. Dafür blicken die Wirtschaftsforscher jetzt optimistischer auf das Jahr 2025. Hier hoben sie ihre Schätzung um 0,2 Punkte auf 1,5 % Wachstum. „Die Konsum-Zurückhaltung, die hohen Zinsen und Preissteigerungen, die Sparbeschlüsse der Regierung und die schwache Weltkonjunktur dämpfen derzeit die Konjunktur in Deutschland und führen erneut zu einer Winterrezession. Mit dem allmählichen Wegfall der Belastungen bei Zinsen und Preisen und den Auswirkungen der höheren Kaufkraft für die Verbraucher wird sich die Wirtschaftsleistung zur Jahresmitte beschleunigen“, sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Auch das IfW Kiel geht jetzt davon aus, dass Deutschland länger brauchen wird, um sich aus dem Konjunkturtief zu befreien. Laut seiner jüngsten Prognose erwartet das Institut erst nach dem Frühjahr eine moderate Erholung. Im Winterhalbjahr dürfte die Wirtschaftsleistung noch schrumpfen und im Gesamtjahr 2024 mit einem Plus von 0,1 % kaum mehr als stagnieren. Damit korrigiert das IfW Kiel seine Erwartungen aus der Winterprognose deutlich um 0,8 Prozentpunkte nach unten. Privater Konsum und Exporte würden sich später beziehungsweise weniger dynamisch erholen, zudem zeigten sich die Investitionen äußerst schwach. Für 2025 belässt das IfW Kiel seine Prognose unverändert und sieht den Zuwachs der Wirtschaftsleistung bei 1,2 %.
Zahl der Beschäftigten steigt
Eine der wenigen guten Nachrichten kommt vom Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten soll von 45,9 auf 46,1 Millionen steigen, wie das Ifo-Institut berichtet. Im kommenden Jahr soll dann die Rekordzahl von 46,2 Millionen erreicht werden. Die Zahl der Arbeitslosen wird in diesem Jahr nur von gut 2,6 auf 2,7 Millionen steigen, und im kommenden Jahr wieder sinken auf unter 2,6 Millionen. Das sind 5,7 %, dann 5,9 und schließlich 5,6 %.
Eine Verbesserung ist laut Ifo-Institut auch bei der Inflation zu erwarten, die Preise sollen in diesem Jahr nur noch um 2,3 % steigen. Im kommenden Jahr soll der Preisauftrieb sogar auf 1,6 %, also unter den Zielwert der EZB von 2 %, sinken. Auch die IfW-Experten sehen die Inflation 2025 bei unter 2 %.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.