Konjunkturzyklus: Alles hat seinen Preis

Konjunkturzyklus
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Läuft die Konjunktur heiß, werden Güter und Geld knapp, die Preise steigen. Die Wirtschaft gerät in den Abschwung und schließlich in die Rezession. Danach beginnt der Konjunkturzyklus erneut. Der Preis bringt Angebot und Nachfrage für Güter und Dienstleistungen ins Gleichgewicht, der Zins Angebot und Nachfrage nach Geld … wenn man sie denn lässt.

Die Zentralbanken haben sich auf die Fahnen geschrieben, alle Abschwünge in eine sanfte Landung zu überführen. Angestachelt vom Lob vieler Marktteilnehmer hat es den Anschein, als wollten die Zentralbanker in den letzten zwölf Jahren die Rezession komplett in die Mottenkiste verbannen. Dazu manipulierten sie die Zinsen, sie schafften den Preis für Geld ab. Hochverschuldete Staaten konnten sich ohne Risikozuschlag weiter mit Schulden vollsaugen und Wahlgeschenke verteilen, die Aktien- und Immobilienmärkte boomten. Es entstand eine Art Wohlstandsillusion, bei den einen, weil sie vom Staat gepampert wurden, bei den anderen, weil sie die Buchgewinne ihrer Vermögensanlagen zählten. 

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Mit jeder überwundenen Krise fühlte sich die Geldpolitik bestärkt darin, die richtige Lösung gefunden zu haben. Dabei hat sie völlig verkannt, dass sie nur getrieben wurde von den eigenen Fehlern der Vergangenheit. Und mit jeder Krisenintervention wurden nur noch größere Probleme in die Zukunft verschoben, bis heute. Und diese Probleme lassen sich alle auf einen Nenner bringen: die „Verschuldung“. Abschwünge dienen dazu, diese abzubauen. „Zombies“ werden aus dem Markt gekickt, Staaten sehen sich gezwungen, Steuern zu erhöhen, und Privathaushalte zu sparen. Finden solche Bereinigungen regelmäßig statt, sind die Abschreibungen der Gläubiger und die Anpassungen des privaten Sektors vergleichsweise homöopathisch. Lässt man diese nicht zu, wird die Fallhöhe immer tiefer.

Und nun zahlt man den (vorläufigen) Preis dafür. Die Geldpolitik hat aufgrund der Verschuldung, die sich durch das System frisst, das Heft des Handelns längst nicht mehr in der eigenen Hand, wie die aktuelle Bankenkrise zeigt. Eigentlich müssten die Zinsen viel höher liegen und das Geldangebot verringert werden, um die Inflation dauerhaft wieder einzufangen. Doch obwohl sich die realen Zinsen noch tief im roten Bereich befinden, muss angesichts der Anleihen- und Kreditbestände in den Bankbilanzen schon wieder über ein Ende der geldpolitischen Straffung nachgedacht werden, um die nächste Finanzkrise zu vermeiden.

Eine handlungsfähige Geldpolitik benötigt also dringend einen Abbau der Verschuldung. Konsequent wäre das über eine Währungsreform möglich. Dazu wird es vorerst wohl nicht kommen. Dann bleibt nur, über einen langen Zeitraum aus den Schulden herauszuwachsen und diese parallel durch Inflation zu entwerten. Also etwa so wie bis 2020, nur dass die Inflation (noch viel deutlicher) über dem nominalen Zinsniveau liegen muss. Mit einer „sicheren“ Geldanlage ist ein Vermögensaufbau bei negativen Realzinsen jedoch nicht möglich. Riskantere Geldanlagen in Aktien könnten dann wieder die Anlagealternative für die möglicherweise bald abgesagte Zinswende nach oben sein. 

Dieser Artikel stammt aus der AnlegerPlus-Ausgabe 4/2023.

Foto: © unsplash.com, regularguy.eth

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