Rohstoffe zwischen Friedens- und Zinsfantasie

Rohstoffe Zinsen Krieg Frieden

Die Signale der US-Notenbank auf baldige Zinssenkungen haben die Erwartungen an den Finanzmärkten neu geordnet – auch die Rohstoffe sind betroffen. Der US-Dollar gab nach, wodurch Edelmetalle wie Gold und Silber Rückenwind erhielten. Beim Ölpreis wirkten dagegen gegensätzliche Faktoren, sodass die Notierungen weitgehend stabil blieben.

Im Rahmen der jährlichen US-Notenbanktagung in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming gewährte Fed-Chef Powell einen umfassenden Einblick in die aktuelle Konjunkturlage und zur Zinspolitik. Dabei deutete er an, dass die seit rund einem Jahr anhaltende Pause im laufenden Zinssenkungszyklus bald enden könnte.

Powell betonte, dass die Inflation weiterhin zu hoch sei, während sich zugleich die Risiken am Arbeitsmarkt verstärkten. Diese Kombination mache die Lage besonders herausfordernd. Die wirtschaftliche Situation könnte aber den Ausschlag für eine baldige Zinssenkung geben. Gleichwohl unterstrich Powell erneut das vorrangige Ziel der Fed, die Preisstabilität zu sichern.

Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung bei der September-Sitzung der Fed wird inzwischen auf etwa 90 % geschätzt. Insgesamt erwarten Marktteilnehmer in den kommenden zwölf Monaten Senkungen um mehr als 100 Basispunkte. An den Finanzmärkten sorgten die neuen Spekulationen für eine Abwertung des US-Dollars gegenüber allen wichtigen Währungen. Rohstoffe, insbesondere Edelmetalle, profitierten dagegen von dieser Entwicklung.

Top-Analysen, exklusive Tipps & Markttrends – unabhängig und praxisnah.

24-mal im Jahr fundierte Börsenanalysen

Jetzt Abo abschließen!

Zinsfantasie stützt den Goldpreis

Die Zinspolitik der US-Notenbank zählt zu den entscheidenden Faktoren für die Preisentwicklung von Edelmetallen. Da Gold und Silber keine laufenden Erträge in Form von Zinsen abwerfen, steht die Preisentwicklung der Edelmetalle in einem inversen Verhältnis zum Zinsniveau. Sinkende Zinsen verringern die Opportunitätskosten des Haltens von Gold und Silber und erhöhen damit ihre Attraktivität gegenüber Anleihen oder liquiden Mitteln mit geringeren Renditen.

Vor diesem Hintergrund legte der Goldpreis im Anschluss an die Rede Powells in Jackson Hole zu. Zuvor hatten Meldungen über angebliche Fortschritte bei den Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine sowie Spekulationen über ein mögliches Treffen zwischen Putin und Selenskyj die Risikoprämie beim Gold verringert und für Gewinnmitnahmen gesorgt. Seit Jahresbeginn notiert der Goldpreis zwar deutlich im Plus, seit den im April erreichten Rekordständen fehlt dem Preis jedoch die Dynamik.

Zukunftsmetall Silber

Wie beim Goldpreis wirkt sich ein schwächerer US-Dollar auch positiv auf die Silbernotierung aus. Der Silberpreis nähert sich aktuell der Marke von 40 US-Dollar je Unze. In den vergangenen Wochen stützten vor allem kräftige ETF-Zuflüsse den Kurs, da spekulatives Kapital verstärkt in den Markt floss. 

Für die mittlere und längere Perspektive sind jedoch die strukturellen Nachfragetrends entscheidend. Silber gilt als unverzichtbarer Rohstoff für zahlreiche Zukunftstechnologien und befindet sich seit 2021 in einem Angebotsdefizit. Diese Konstellation spricht für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.

Stabile Ölnotierungen

Der Ölpreis reagierte mit Abschlägen auf die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg sowie das Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin. Trump erklärte im Anschluss, dass vorerst keine Strafzölle gegen China wegen dessen Käufen von russischem Öl verhängt werden. 

Stützend wirkten dagegen aktuelle Daten des US-Energieministeriums: Die Rohöllagerbestände gingen um 6 Millionen Barrel zurück und damit deutlich stärker als die zuvor erwarteten knapp 1 Million Barrel. Verantwortlich für den hohen Abbau waren einerseits gestiegene Exporte bei gleichzeitig sinkenden Importen, andererseits eine Rohölverarbeitung, die zuletzt fast so hoch war wie das Jahreshoch Anfang Juni.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

Foto: © John R Perry auf Pixabay

AnlegerPlus