Die Erwartungen eines nahenden Endes des geldpolitischen Straffungszyklus der USA sowie nachlassende Rezessionsängste und die konjunkturförderlichen Schritte Chinas bescherten den Rohstoffmärkten einen guten Start ins neue Jahr.
Nachdem die Rohstoffmärkte zum Jahresausklang 2022 insgesamt noch einmal schwächelnden, sorgten zu Beginn des Jahres auch bei Erdöl die eingangs genannten optimistischen Faktoren wieder für Auftrieb. China und seinem atemberaubenden ökonomischen Stimulationsprogramm kommt dabei die größte Bedeutung zu. Die diesjährigen Wachstumsprognosen für den weltgrößten Ölimporteur liegen im Konsens bei 4,8 %. Damit geht auch die Erwartung eines Rekord-Erdölverbrauchs einher: Eine Steigerung auf etwa 16 Mio. Barrel pro Tag (+800.000 bpd) ist nicht unrealistisch. Sollte die angestrebte weiche Landung in den USA und in Europa eintreten, wird sich der Ölmarkt in den kommenden Monaten zusehends anspannen. In diesem Fall dürfte die Welt im letzten Quartal dieses Jahres allein von den OPEC-Mitgliedern etwa 1 Mio. Barrel pro Tag mehr benötigen, als diese während des Förderwettlaufs im April 2020 aus dem Boden pumpten. Damals erreichten die meisten Mitgliedsstaaten ihre Kapazitätsgrenzen!
Rohstoffmärkte nach der Zinswende
Der Edelmetallsektor profitiert im Wesentlichen von der Erwartung einer nahen US-Zinswende und dem daraufhin abtauchenden US-Dollar sowie wieder sinkenden Anleiherenditen. Die bisherige Jahresperformance vor allem von Silber täuscht dabei ein wenig über dessen „glänzendes“ Potenzial hinweg. Auf Dreimonatssicht legte Silber mit seiner Zwitterstellung aus Industrie- und Edelmetall in der Spitze um mehr als 35 % zu, die aktuelle Verschnaufpause bereitet keinen Grund zur Sorge. Gold dagegen befindet sich vor allem aufgrund der geldpolitischen Schützenhilfe weiterhin in einem stabilen Aufwärtstrend und notiert nahe seines Neunmonatshochs.
„Dr. Copper“ profitiert aktuell maßgeblich von den Erwartungen eines wiederanlaufenden chinesischen Konjunkturmotors und einer damit erneut in Schwung kommenden Weltwirtschaft. Sicher ist, dass Kupfer zukünftig erheblich knapper werden wird, weder Recycling- noch Fördermengen werden sich in gleichem Maße erhöhen lassen, wie es die zu erwartende Geschwindigkeit der Nachfragesteigerung angesichts globaler Elektrifizierungsbemühungen erfordert. Selbst konservative Prognosen sehen eine Verdoppelung der heutigen Kupfernachfrage von 25 Mio. Tonnen pro Jahr auf 50 Mio. Tonnen im Jahr 2035. Und dafür gibt es schlicht nicht genügend neue Lagerstätten. Und dass hinter mehr als 60 % des globalen Kupferabbaus nur fünf Staaten stehen, beinhaltet politische Risiken, wie aktuell in Peru, die in Anbetracht der ohnehin zu erwartenden Knappheit mehr als besorgniserregend sind. Um an der Entwicklung von Kupfer partizipieren zu können, bietet beispielsweise ein ETC von BNP Paribas auf den RICI Enhanced Copper Index eine interessante Möglichkeit.
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen AnlegerPlus-Ausgabe.
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