Längst haben private Anleger passive Indexfonds für sich entdeckt: Exchange Traded Funds oder kurz ETFs erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Seit einiger Zeit gibt es ETFs nicht nur zu gängigen Marktbarometern wie DAX und Co. Sogenannte Smart-Beta-ETFs beziehen sich auf spezielle Indizes und erlauben es, eine bestimmte Anlagestrategie umzusetzen.
Inhalt
- Einleitung
- Was sind Smart Beta ETFs?
- Ausschüttungsorientierte Smart Beta ETFs sind bei Anlegern besonders beliebt
- Kostenquote bei Smart-Beta-ETFs höher
- Fazit
Einleitung
Die Zahlen sprechen für sich: Im Januar 2020 stieg der Orderbuchumsatz von Exchange Traded Products, der Oberkategorie für börsengehandelte Indexprodukte wie ETFs, an der Börse Stuttgart auf rund 1,77 Mrd. Euro – und damit auf den höchsten Stand jemals. Bereits im Jahr 2019 war das Handelsvolumen bei Exchange Traded Products in Stuttgart um rund 21 % gestiegen. Private Anleger setzen also immer mehr auf ETFs.
Was sind Smart-Beta-ETFs?
Kein Wunder: Mit einem ETF investiert man von vornherein mit einer gewissen Streuung in einen Index, der eine Vielzahl von Einzeltiteln umfasst. So können sich Anleger mit wenigen Wertpapieren ganze Märkte ins Depot legen und auf einfache Weise ein weltweit diversifiziertes Portfolio zusammenstellen. Zudem ist ein ETF für Anleger leicht nachvollziehbar, denn er bildet die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index in der Regel eins zu eins ab. Aus diesem Grund sind auch die Verwaltungskosten bei den passiven Indexfonds relativ gering.
Bei den großen Aktienindizes wie DAX oder EURO STOXX 50 richtet sich die Zusammensetzung zumeist nach der Marktkapitalisierung der enthaltenen Unternehmen. Daneben sind jedoch auch andere Kriterien für einen Aktienindex denkbar. An diesem Punkt setzt das Konzept der sogenannten Smart-Beta-ETFs an: Sie beziehen sich auf spezielle Indizes, die beispielsweise Aktien mit hoher Dividendenrendite oder geringer Schwankungsbreite zusammenfassen.
Ziel dieser Produkte ist es zum einen, eine bessere Performance als mit klassischen Indizes zu erzielen. Zum anderen eignen sie sich zur Diversifikation: Während normale ETFs einfach den jeweiligen Markt abbilden, ermöglichen Smart-Beta-Produkte abweichende und ergänzende Anlagestrategien. Und das stößt durchaus auf Resonanz, seit im Jahr 2012 der erste Smart-Beta-ETF auf dem Markt erschien. Von den rund 1.500 an der Börse Stuttgart handelbaren Indexfonds können inzwischen etwa 180 als Smart-Beta-ETFs klassifiziert werden. Zusammen sorgen sie im Bereich der Exchange Traded Products für rund 10 % des Handelsvolumens.
Ausschüttungsorientierte Fonds sind bei Anlegern besonders beliebt
Betrachtet man die Umsatzspitzenreiter unter den Smart-Beta-Fonds an der Börse Stuttgart, wird deutlich, welche Strategien und Konzepte bei den Anlegern am gefragtesten sind. Unter den zehn meistgehandelten Smart-Beta-Produkten finden sich allein fünf Titel, die Indizes zu dividendenstarken Aktien abbilden. Für diese Dividenden-ETFs werden aus bestehenden Indizes die Titel ausgewählt und in einem speziellen Bezugsindex zusammengefasst, die eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite aufweisen. Ein Beispiel ist der DivDAX, der die 15 dividendenstärksten Titel des DAX umfasst. Zudem schließen Dividenden-ETFs oftmals Unternehmen aus, die in den Jahren zuvor Dividendenkürzungen vorgenommen haben oder bei denen Analysten von Dividendenkürzungen ausgehen.
Anleger sollten die Produkte allerdings mit Bedacht einsetzen. Dividenden-ETFs können zu einer unausgewogenen Zusammensetzung neigen, in der einzelne Branchen mit hohen Dividenden überproportionales Gewicht haben. Zweitens lassen sich hohe Dividendenrenditen nicht immer auf nennenswerte Ausschüttungen zurückführen, sondern können genauso gut auf gefallene Aktienkurse hindeuten.
Umsatzspitzenreiter an der Börse Stuttgart
Absoluter Umsatzspitzenreiter an der Börse Stuttgart ist im Bereich der Faktor-ETFs jedoch kein Dividenden-ETF, sondern ein ETF, der dem Low-Volatility-Konzept folgt. Low-Volatility-ETFs bilden Indizes aus Aktien ab, die in der Vergangenheit durchschnittlich weniger stark schwankten als der Gesamtmarkt. Gerade in turbulenten Börsenjahren wie 2018 erscheinen Low-Volatility-ETFs vielen Anlegern als ein geeignetes Mittel, um in Abwärtsphasen die Verluste zu begrenzen.
Allerdings wirkt der Ansatz auch umgekehrt: Kann eine Low-Volatility-Strategie den Markt in schwachen Jahren durchaus übertreffen, kann sie die Renditechancen in Zeiten eines Aufwärtstrends auch schmälern.
Kostenquote deutlich höher
Anders als klassische ETFs erlauben es Smart-Beta-Produkte, auf spezielle Anlagestrategien zu setzen. Bei sogenannten Multi-Faktor-ETFs haben Anleger sogar die Möglichkeit, mehrere Strategien zu kombinieren, also etwa mit Blick auf dividendenstarke Titel, die nur wenig schwanken. Diese Varianten und Konzepte haben freilich ihren Preis. Während die Kostenquote bei klassischen ETFs im Schnitt bei etwa 0,4 % pro Jahr liegt, werden bei Faktor-ETFs durchschnittlich rund 0,8 % pro Jahr fällig.
Angesichts der vielen Strategien droht bei Smart-Beta-ETFs außerdem ein großer Vorteil klassischer ETFs verloren zu gehen: die einfache Nachvollziehbarkeit. Müssen Anleger beispielsweise bei DAX-ETFs lediglich den deutschen Leitindex im Blick haben, kommt bei Smart-Beta-ETFs mehr Arbeit auf sie zu. Hier müssen sich Anleger zunächst zwischen vielen möglichen Konzepten entscheiden und anschließend die grundlegende Funktionsweise des ausgewählten Smart-Beta-ETFs verstehen. Auch mögliche Abweichungen in der Wertentwicklung zum Referenz-Index müssen bei der Anlage berücksichtigt werden.
Fazit
Wer Smart-Beta-ETFs umsichtig als Beimischung zu herkömmlichen ETFs nutzt, kann auf relativ einfache Weise spezielle Strategien umsetzen und sein Portfolio noch breiter aufstellen. Somit bieten diese Fonds Anlegern eine interessante Möglichkeit, Mehrwerte zu erzielen – als Allheilmittel für den Börsenerfolg taugen sie jedoch nicht.
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