Orsay (pte003/08.11.2018/06:10) – Personaler, die persönliche Daten von Bewerbern in Facebook und Co analysieren, sorgen damit nicht selten für schwerwiegende Diskriminierungen, wie ein aktuelles praktisches Experiment von Forschern der Universität Paris-Süd http://u-psud.fr aufzeigt. Sie konnten nachweisen, dass schon allein die Herkunft eines Aspiranten über dessen Erfolgsaussichten entscheiden kann und Ausländer um 41,7 Prozent weniger Rückmeldungen auf ihre Bewerbungen erhalten.
Herkunft als Erfolgsfaktor
„Mit unserer Studie wollten wir herausfinden, ob und inwieweit Infos, die in sozialen Online-Medien zu finden sind, die Entscheidungen bei der Rekrutierung von neuem Personal tatsächlich beeinflussen“, so Matthieu Manant, Assistenzprofessor im Bereich Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris-Süd. Hierfür hat der Studienleiter ein Experiment gestartet. „Wir haben zwei fiktive Bewerber-Profile erstellt, die sich lediglich in ihrer Herkunft unterschieden – einer war ein Franzose und einer kam aus Marokko. Beide haben über 800 Bewerbungen abgeschickt.“
Die Ergebnisse seien überraschend, aber auch eindeutig gewesen. „Es hat sich gezeigt, dass der einheimische Bewerber um 41,7 Prozent mehr Antworten auf seine Bewerbung erhalten hat als der Marokkaner“, so Manant. Diese Diskriminierung gegenüber Ausländern sei rein über das Herumschnüffeln der Personaler in den Profilen auf Facebook und Co entstanden. „Wir haben penibel genau darauf geachtet, dass die Infos zur Herkunft nicht in den regulären Bewerbungsunterlagen vorkamen, sondern nur in den sozialen Medien auftauchten“, betont er.
Neues Design bei Facebook
Bereits die Art und Weise, wie persönliche Infos von den verschiedenen Social-Media-Portalen aufbereitet werden, können eine entscheidende Rolle bei Bewerbungen spielen. Während des Experiments hat Facebook nämlich eine Design-Änderung vorgenommen und Sub-Tabs bei User-Profilen eingeführt. Das hatte zur Folge, dass man nicht mehr auf den ersten Blick erkennen konnte, wo jemand herkommt oder welche Sprache jemand spricht.
Die Konsequenzen waren dramatisch: Nach der Design-Änderung hat sich der gravierende Unterschied bei der Zahl der Rückmeldungen zwischen den beiden Bewerbern in Luft aufgelöst. „Das legt die Vermutung nahe, dass das Sammeln von Infos zu neuen Bewerbern in den Personalabteilungen der Unternehmen nicht über die Hauptprofilseiten hinausgeht. Es zeigt aber auch, dass Social-Media-Anbieter in dieser Hinsicht aufpassen müssen, wie sie die Daten ihrer User aufbereiten“, gibt Manant zu bedenken.
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