Die weltweite Wasserknappheit und steigende Klimainvestitionen treiben die Nachfrage nach nachhaltiger Infrastruktur. Davon könnte die Aktie des Umweltdienstleisters Tetra Tech mit seinem breiten Portfolio langfristig profitieren.
Die Zahlen sind alarmierend: Über zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu einer der wichtigsten und doch knappsten Ressourcen unserer Zeit: sauberem Wasser. Mit dem Klimawandel wird sich das Problem weiter verschärfen. Studien zufolge dürften bis 2050 fast ein Drittel der insgesamt 164 untersuchten Länder und Gegenden unter extrem hohem Wasserstress leiden.
Das Geschäftsmodell
Das unterstreicht nicht nur den akuten Handlungsbedarf, sondern auch die wachsende Bedeutung von Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen annehmen. Ein zentraler Akteur in diesem Kontext ist Tetra Tech. Der US-Konzern mit rund 30.000 Mitarbeitenden hat sich als globaler Vorreiter im Bereich Ingenieur- und Beratungsdienstleistungen etabliert. Eines seiner zentralen Geschäftsfelder ist das Wassermanagement. Tetra Tech entwickelt unter anderem hochpräzise Systeme für die Wasseraufbereitung, optimiert Versorgungsnetze und unterstützt in Regionen mit Wasserknappheit den Ausbau alternativer Quellen, darunter Meerwasserentsalzungsanlagen.
Eine weitere Säule des Geschäftsmodells ist der Umweltschutz. Die Amerikaner sanieren Industrieflächen, die mit Chemikalien oder Schwermetallen belastet sind, und macht sie für zukünftige Nutzungen wieder zugänglich. Im Bereich der Kreislaufwirtschaft entwickelt das Unternehmen Strategien, um Abfall effizienter zu verwerten und Recyclingprozesse zu optimieren.
Daneben arbeitet Tetra Tech an Infrastrukturprojekten wie dem Entwurf und Bau moderner Verkehrsnetze oder widerstandsfähiger Gebäude, die auch außergewöhnlichen Wettereignissen standhalten sollen. Große Bedeutung kommt außerdem der Kooperation mit Regierungen und Energieversorgern zu, die Tetra Tech bei der Planung und Implementierung von Solar- und Windkraftanlagen unterstützt.

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Die Geschäftszahlen
In den vergangenen fünf Jahren hat Tetra Tech seine Umsätze kontinuierlich gesteigert, im Schnitt um 12,9 % pro Jahr. Im Geschäftsjahr 2024 (Ende: September) erreichten die Erlöse 4,32 Mrd. US-Dollar. Auch beim Nettoergebnis zeigt die Kurve nach oben: Von 2020 bis 2024 legte der Gewinn jährlich um durchschnittlich 13,9 % zu und übertraf zuletzt die Marke von 333 Mio. US-Dollar.
Bekanntermaßen handelt die Börse aber die Zukunft. Und für diese sehen die Analysten auf der Umsatzseite bis 2027 weiteres Wachstum. Allerdings mit abnehmendem Tempo: Im Schnitt soll der jährliche Zuwachs nur noch 3,1 % betragen. Interessant ist dabei, dass sich die operative Umsatzrendite dennoch leicht verbessern soll, von 11,8 % im Jahr 2024 auf 13,9 % im Jahr 2027.
Unter dem Strich dürfte 2025 für Tetra Tech dennoch kein Glanzjahr werden. Analysten erwarten nämlich einen Rückgang des Nettogewinns um fast 37 % auf rund 211 Mio. US-Dollar. Ausschlaggebend dafür ist eine einmalige Rückstellung im ersten Quartal in Höhe von 115 Mio. US-Dollar im Zusammenhang mit einem Vergleich wegen Betrugsvorwürfen gegen eine Tochtergesellschaft. Diese soll bei einem Umweltprojekt für das US-Militär 2011 und 2012 Prüfberichte manipuliert haben. Zusätzlich belasten pausierte Regierungsaufträge der US-Entwicklungsbehörde USAID das operative Geschäft. Für 2026 und 2027 rechnen Analysten aber wieder mit zweistelligen Gewinnzuwächsen.
Gut positioniert
Der Optimismus der Analysten dürfte sich vor allem auf die wachsende Bedeutung intelligenter Wassermanagementsysteme stützen. Laut einer Studie könnte das Volumen dieses globalen Markts bis 2028 mit einer jährlichen Rate von knapp 14 % auf rund 30 Mrd. US-Dollar anwachsen. Diese Dynamik bietet langfristige Chancen für das Unternehmen, das durch seine vielfältigen Dienstleistungen wie der Überwachung der Wasserqualität oder der effizienten Gestaltung von Wassernetzen bereits heute eine hervorragende Ausgangssituation in diesem Bereich hat.
Zugleich werden auch die weltweiten Investitionen in den Klimaschutz zunehmen, bis 2030 auf circa 4 Billionen US-Dollar, laut einer Schätzung der Internationalen Energieagentur. Für Tetra Tech, das unter anderem Städte und Gemeinden beim Hochwasserschutz sowie der Planung grüner Infrastruktur unterstützt, birgt dies enormes Potenzial für künftige Aufträge.
Der Konzern agiert damit an der Schnittstelle mehrerer globaler Megatrends, die in den kommenden Jahren die Nachfrage nach nachhaltigen und technologiebasierten Ingenieurdienstleistungen weiter befeuern könnten. Durch sein breites Geschäftsmodell, seine Innovationskraft und seine starke Marktposition ist das Unternehmen dort sehr gut positioniert.
Die Bewertung der Aktie ist nach dem Kurseinbruch der letzten Monate inzwischen wieder deutlich zurückgekommen. Auslöser war vermutlich eine Kombination aus Gewinnmitnahmen nach starken Geschäftszahlen, einem überraschend verhaltenen Ausblick für 2025 und der Sorge über mögliche Auswirkungen des Wahlsiegs von Donald Trump, dessen Umweltpolitik als wenig ambitioniert gilt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt für die Jahre 2026 (20,3) und 2027 (17,2) basierend auf den Analystenschätzungen nun deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.
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