Themenfonds statt Einzelaktien? Warum viele Anleger unbewusst doppelt wetten

Wetten

Von Matthias Krapp, ABATUS

Viele Privatanleger investieren mit Leidenschaft in Einzelaktien oder Fonds – oft aus Überzeugung. Doch wer zu stark auf ein Thema setzt, trägt hohe Klumpenrisiken. Themenfonds können helfen – wenn man sie richtig einordnet.

Ob Technologiewerte, Energie oder Luxusmarken: Viele Anleger investieren gezielt in Bereiche, von denen sie überzeugt sind. Das Problem? Man denkt, man ist breit investiert, ist es aber oft nicht. Wer fünf Tech-Aktien besitzt, ist nicht diversifiziert, sondern fünffach vom selben Szenario abhängig.

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Emotionen – aber selten echte Streuung

Themen- oder Branchenfonds wirken auf den ersten Blick wie eine clevere Ergänzung. Schließlich decken sie Zukunftstrends ab. Doch Vorsicht: Viele solcher Fonds enthalten genau dieselben Unternehmen, die man bereits im Depot hat. Wer also Apple, Microsoft und Nvidia hält, kauft mit einem „Digitalisierungsfonds“ oft nur dieselben Titel, verpackt in neues Marketing.

Welche Aufgabe soll das Investment erfüllen?

Privatanleger sollten sich vor dem Kauf eines Themenfonds eine einfache Frage stellen: Soll der Fonds meine Renditechance erhöhen – oder mein Risiko reduzieren?

Für Sicherheitsbewusste: Ein Fonds kann nur stabilisieren, wenn er anders reagiert als die bestehenden Positionen. Ein „Green Energy ETF“ schwankt meist genauso stark wie einzelne Solaraktien – nur in hübscher Verpackung.

Für Renditejäger: Es braucht handfeste Gründe, warum ein Thema langfristig Erträge bringt, nicht nur starke Performance der Vergangenheit.

Vermeintliche Diversifikation ist oft nur Selbsttäuschung

Viele Fonds werben mit „mehr Streuung“, obwohl sie oft nur innerhalb eines engen Marktausschnitts investieren. Echte Diversifikation bedeutet nicht, zehn Aktien aus demselben Segment, sondern verschiedene Ertragsquellen, die nicht gleichzeitig fallen.

Ein Privatanleger mit vielen Wachstumsaktien kann z. B. stärker profitieren von:

  • Anleihen oder defensiven Strategien, die in Abschwüngen stabilisieren
  • breiten Welt- oder Faktor-ETFs, die systematisch Risiken streuen

Stresstest: Halte ich das Produkt auch bei –20 %?

Der größte Feind vieler Anleger ist nicht der Markt – sondern das eigene Verhalten. Einzelaktienbesitzer lieben Kontrolle: Sie wissen, warum sie eine Aktie halten. Bei komplexen oder intransparenten Produkten fehlt dieses Verständnis – und damit die Geduld.

Ein Investment ist nur dann sinnvoll, wenn man es auch in schlechten Phasen halten kann. Ein Fonds, dessen Inhalt man nicht versteht, wird oft genau dann verkauft, wenn er sich später wieder erholen würde – und kostet damit mehr als jede Gebühr.

Themenfonds nur als Baustein mit klarer Rolle

Themen- und Brancheninvestments können eine spannende Ergänzung sein – aber nicht als spontaner Trendkauf, sondern als bewusst eingesetztes Werkzeug. Wer bisher vor allem Einzelaktien besitzt, sollte sich fragen:

  1. Bringt der Fonds wirklich etwas Neues ins Depot – oder dupliziere ich nur meine Idee?
  2. Bin ich bereit, ihn lange genug zu halten, damit er wirken kann?
  3. Passt er zu meiner Gesamtstrategie – oder lenkt er mich davon ab?

Wer diese Fragen ehrlich beantwortet, investiert nicht mehr nach Bauchgefühl, sondern nach System. Und das ist langfristig die beste Renditestrategie – ganz ohne Hype.

Zum Autor

Matthias Krapp ist Dipl.-Bankbetriebswirt, Podcaster, Buchautor und Geschäftsführer der ABATUS VermögensManagement. Das Unternehmen begleitet Unternehmer/n, Privatiers, Stiftungen, kirchliche Institutionen und private Investoren.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

Foto: © Timo Ehlers auf Pixabay

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