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EQS-Media / 17.12.2025 / 14:49 CET/CEST Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/Wb63zqJ5gnE Der MSCI World genießt einen Ruf von beinahe legendärer Reichweite, doch die Grundlage dieses Renommees basiert auf einer Konstruktion, die nie zum Ziel hatte, die gesamte Vielfalt wirtschaftlicher Kräfte einzubinden. Statt eines Rundumblicks entsteht eine wohlgeordnete Momentaufnahme, die nur eine begrenzte Anzahl von Regionen und Unternehmen repräsentiert. Das Missverständnis, es handle sich um einen vollständigen Schnitt durch alle relevanten Märkte, hält sich hartnäckig und bietet reichlich Anlass für eine genauere Betrachtung. Der Name erzeugt Erwartungen, die der Index nicht erfüllen kann Die Bezeichnung wirkt umfassend und führt leicht zu der Vorstellung, ein breit gestreutes Weltportfolio liege bereit. Die Entstehungsgeschichte des Index offenbart jedoch eine deutlich nüchternere Absicht, da in den Anfangsjahren ausschließlich entwickelte Industrienationen im Fokus standen und diese Ausrichtung bis heute erstaunlich konstant geblieben ist. Auch wenn der Name weitläufig erscheint, wurde das Konstrukt nie als Abbild sämtlicher Märkte gedacht. Diese Diskrepanz zwischen Etikett und tatsächlicher Ausgestaltung erzeugt ein Bild, das auf den ersten Blick größer wirkt als die zugrunde liegende Struktur. Zahlreiche bekannte Unternehmen erscheinen nicht im MSCI World, weil sie keine Aktien an öffentlichen Märkten handeln. Dazu zählen Konzerne wie Aldi, Bosch oder SpaceX, deren Einfluss auf Branchen und Märkte enorm ist. Diese Firmen prägen Konsumgewohnheiten, technische Entwicklungen und weltweite Lieferketten, bleiben jedoch unsichtbar für sämtliche Indizes, die ausschließlich handelbare Aktien berücksichtigen. Hinzu kommen Branchen, die wirtschaftlich rasant wachsen, aber überwiegend von privat geführten Unternehmen dominiert werden. Ein anschauliches Beispiel ist der Markt für Online-Glücksspiel, denn es gibt viele Menschen, die Book of Ra spielen, aber viele Plattformen besitzen keine Börsennotierung. So erreichen diese hohe Nutzerzahlen und generieren beträchtliche Umsätze, doch diese Entwicklung bleibt für Aktienindizes ohne messbare Wirkung. Dadurch ergibt sich ein weiterer Hinweis darauf, wie begrenzt das Bild ist, das ein global klingender Index vermitteln kann. 23 Industrieländer sollen die globale Vielfalt ersetzen Der MSCI World setzt auf eine Auswahl von nur 23 Staaten, die als wirtschaftlich entwickelt gelten und über stabile Finanzmärkte verfügen. Diese Gruppierung blendet zahlreiche Regionen aus, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu bedeutenden Wachstumsmotoren entwickelt haben. Selbst große Volkswirtschaften wie China, Indien oder Brasilien bleiben unberücksichtigt, obwohl sie beträchtliche Anteile an weltweiter Produktion, Innovation und Bevölkerungsdynamik besitzen. Die ausschließliche Fokussierung auf etablierte Länder führt zwangsläufig zu einem Bild, das wichtige Impulse übersieht. Das Ergebnis lässt sich als Ausschnitt einer strukturierten und technologisch fortgeschrittenen Welt beschreiben, dessen Grenzen jedoch deutlich enger verlaufen als der Name suggeriert. Die enorme Dominanz der USA und die Folgen für das Risikoprofil Der Blick auf die Zusammensetzung des Index zeigt eine erstaunliche Konzentration, denn Unternehmen aus den Vereinigten Staaten beanspruchen etwa zwei Drittel der gesamten Gewichtung. Diese Übermacht entsteht aus der starken Kapitalisierung amerikanischer Konzerne und prägt die Charakteristik des Index auf nachhaltige Weise. Besonders der Technologiesektor entfaltet dort eine Wirkung, die kaum zu übersehen ist. Plattformkonzerne, Softwareentwickler und digitale Ökosysteme bestimmen große Teile des Marktgeschehens und rücken andere Wirtschaftsräume an den Rand der Wahrnehmung. Da ETFs an die Vorgaben der jeweiligen Indizes gebunden sind, lässt sich diese Struktur nicht auflösen. Dadurch entwickelt sich ein Portfolio, das zwar global benannt ist, aber einen unverkennbaren Schwerpunkt besitzt. Ein weiterer Aspekt betrifft die Unternehmensgrößen, die in den Index einfließen. Der MSCI World berücksichtigt ausschließlich große und mittelgroße Unternehmen. Kleinere Firmen bleiben außen vor, obwohl gerade diese Gruppe in vielen Ländern als Ausgangspunkt wirtschaftlicher Innovation gilt und häufig als Frühphase künftiger Marktführer fungiert. Dieser Ausschluss wirkt sich unmittelbar auf die Vielfalt der Branchenlandschaft aus. Auch unterschiedliche Anlagestile wie Value oder Momentum erhalten nur indirekte Beachtung. Ein Index, der in erster Linie großen Konzernen Raum gibt, bildet eine stabil wirkende Struktur ab, verliert jedoch den Blick für all jene Entwicklungen, die durch kleinere Betriebe entstehen und langfristig zu erheblichen Marktverschiebungen führen können. Ein Blick auf die tatsächliche Unternehmenswelt und ihre verborgenen Dimensionen Die Zahl der börsennotierten Unternehmen wirkt auf den ersten Blick beachtlich. Weltweit sind rund 53.700 Firmen an Kapitalmärkten vertreten. Diese Gruppe stellt jedoch lediglich eine sichtbare Oberflächenstruktur dar. Im Hintergrund existieren Millionen weiterer Betriebe, die als Familienunternehmen, mittelständische Strukturen oder private Großkonzerne agieren und damit einen großen Teil der weltweiten Wirtschaftskraft tragen. Diese Vielfalt kann von einem Index, der ausschließlich börsennotierte Firmen berücksichtigt, nicht eingefangen werden. Somit zeigt der MSCI World nur den Ausschnitt, der durch Handelbarkeit und Regulierbarkeit definiert ist, während die enorme Tiefe wirtschaftlicher Aktivität unbeleuchtet bleibt. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass der Weltaktienmarkt einen Bruchteil der gesamten Weltwirtschaft bildet. Kapitalmärkte erfassen lediglich jene Unternehmen, deren Eigentümer Anteile öffentlich handeln und deren Strukturen den gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Große staatliche Konzerne, genossenschaftliche Zusammenschlüsse oder private Marktführer passen nicht in dieses Raster. Dadurch entsteht ein Modell der Welt, das zwar übersichtlich, handhabbar und robust wirkt, jedoch einen Großteil der tatsächlichen wirtschaftlichen Realität nicht aufgreifen kann. Der MSCI World bildet damit eine definierte Ebene des Systems ab, die Lebendigkeit der globalen Ökonomie entfaltet sich jedoch weit darüber hinaus. Wer eine breitere Sicht wünscht, findet in anderen Indexmodellen umfangreichere Abdeckungen. Der MSCI ACWI bezieht zusätzlich Schwellenländer ein, was die geografische Breite deutlich erweitert. Der MSCI ACWI IMI geht noch weiter und ergänzt kleinere Unternehmen, wodurch eine feinere Struktur entsteht, die dem globalen Geflecht näherkommt. Der Blick hinter die Kulissen der Indexlogik ist unverzichtbar Die große Popularität des MSCI World hat über die Jahre dazu geführt, dass viele seiner Grenzen im Alltag kaum Beachtung finden. Die scheinbar einfache Lösung zieht an, da sie solide und unkompliziert wirkt. Sobald sich jedoch die Frage stellt, welche wirtschaftlichen Berichte tatsächlich berücksichtigt werden, öffnet sich ein völlig neues Bild. Die Erkenntnis über die Beschränkung auf bestimmte Regionen, Unternehmensgrößen und Marktsegmente führt zu einem realistischeren Verständnis. Die globale Wirtschaft ist komplex, wandelbar und voller Kräfte, die jenseits börsennotierter Strukturen wirken. Ein Index kann diese Vielfalt nicht vollständig darstellen, er kann jedoch Hinweise liefern, wie bestimmte Märkte sich entwickeln und welche Bereiche der Welt dabei außen vor bleiben. Ende der Pressemitteilung Emittent/Herausgeber: United Newswire
17.12.2025 CET/CEST Veröffentlichung einer Pressemitteilung, übermittelt durch EQS News – ein Service der EQS Group. Die EQS Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen. |
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