Der alte Visa-Slogan aus den 80ern „It’s everywhere you want to be“ passt bis heute auch auf den US-Dollar. Doch sein Thron als Weltwährung ist umkämpft. BRICS-Staaten, Goldkäufe und geopolitische Spannungen rütteln an seiner Vormachtstellung.
Es sind vor allem die BRICS-Staaten, die die Dominanz des US-Dollars als globale Reservewährung infrage stellen. Sie diversifizieren ihre Devisenreserven seit Jahren stärker in Richtung Gold und wickeln zunehmend Rohstoffgeschäfte in den eigenen Währungen ab. Das sind ernsthafte Schritte, die Vormachtstellung des Greenback zu schwächen. Doch mehr als lautstark verkündete Pläne für eine gemeinsame, womöglich goldgedeckte Währung sind bislang nicht zu erkennen.
Resilienz des Greenback
Beim BRICS-Gipfel 2024 im russischen Kasan zeigte sich die Diskrepanz zwischen Vision und Realität deutlich. Trotz aller Rhetorik empfahlen die Organisatoren den Teilnehmern damals nämlich, US-Dollar oder Euro in die Stadt an der Wolga mitzunehmen. Und das russische Finanzministerium stellte zwar ein neues Zahlungssystem vor, das westliche Plattformen umgehen sollte, gleichzeitig warb der Kreml aber dafür, eingeführte US-Dollar bei Banken in Rubel zu tauschen.
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Diese Vorgänge verdeutlichen, wie schwer es ist, sich von einer Währung zu lösen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs das globale Finanzsystem prägt. Bereits 2009 forderte Chinas damaliger Zentralbankchef, den US-Dollar als Leitwährung abzulösen. Sechzehn Jahre später behauptet sich dieser jedoch weiterhin. Der US-Dollar bleibt die führende Reservewährung und dominiert den Devisenmarkt.
Allerdings nimmt dessen Anteil an den internationalen Währungsreserven stetig ab und auch der Anteil der US-Wirtschaft an der Weltproduktion ist deutlich kleiner als nach dem Zweiten Weltkrieg. Und dann ist da ja noch ein politisches Risiko. Denn US-Präsident Trump versucht ganz unverhohlen, Einfluss auf die US-Notenbank zu nehmen. Damit und mit seiner Handelspolitik könnte er der Glaubwürdigkeit des US-Dollar als sichere Zufluchtswährung schweren Schaden zufügen.
Kein schneller Wechsel
Die Geschichte zeigt, dass Leitwährungen ihre Vormachtstellung durchaus verlieren können, wie das britische Pfund im 20. Jahrhundert. Auch das BRICS-Bündnis und sein stetig wachsendes wirtschaftliches Gewicht sollte man nicht unterschätzen
Dennoch spricht aber vieles dafür, dass die vorhandene Infrastruktur dem US-Dollar noch jahrzehntelang Vorteile verschafft. Hinzu kommt die praktische Abhängigkeit vieler Staaten. Nur Wochen nach dem BRICS-Kommuniqué, das die Nutzung des US-Dollars verringern wollte, emittierte beispielsweise Chinas Finanzministerium neue Staatsanleihen – in US-Dollar.
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