Wann glänzt Gold wieder – ein kurzer Leitfaden für Privatanleger

Goldsparschwein

von Ricardo Evangelista, Active Trades Europe

Per Saldo sind Anleger mit Goldinvestments im laufenden Jahr deutlich besser gefahren als mit diversen anderen Anlageklassen. Seinem Ruf als Krisenwährung und Inflationsschutz ist das gelbe Edelmetall dennoch nicht gerecht geworden. Einiges spricht jedoch dafür, dass der Glanz vergangener Jahre in den kommenden Monaten zurückkehren könnte.

Die Gründe für die reduzierte Attraktivität von Gold bei Anlegern liegen auf der Hand. Zum einen sind hier natürlich die deutlich gestiegenen Kapitalmarktzinsen zu nennen, durch die sich die Opportunitätskosten des zinslosen Edelmetalls insbesondere in den USA massiv erhöht haben. Prozentual sind die ETF-Abflüsse jenseits des Atlantiks dann auch deutlich stärker ausgefallen als in Europa. Hinzukommt die Aufwertung des US-Dollars, was den Goldpreis gegenüber anderen Währungen ansteigen lässt. Europäische und asiatische Käufer schlagen deshalb vor allem bei einem schwächelnden Greenback zu, während sie sich bei einem relativ starken Dollar tendenziell eher von Goldbeständen trennen. Ablesen lässt sich dies beispielsweise am Investitionsvolumen mit Gold gesicherter ETFs und ähnlicher Produkte. Ihr Bestand hat sich laut World Gold Council seit Anfang Mai um über 400 Tonnen reduziert, was einem Rückgang von rund 10 % der Gesamtbestände entspricht.

Entsprechend hat die Feinunze auf Dollarbasis zwischen dem Jahreshoch im März, zu dem es knapp zwei Wochen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine kam, und Ende Oktober um mehr als 20 % auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren eingebüßt. Bei Goldproduzenten und Gold fördernden Bergbauunternehmen lagen die Verluste – ausgedrückt durch den NYSE Arca Gold Bugs Index – im gleichen Zeitraum sogar bei über 40 % (siehe Chart).

Schwankungsfreudige Goldminenaktien (Datenquelle: onvista.de, 12.12.22)

Inhalt

  1. Trendwende eingeleitet?
  2. Gold oder Goldaktien?
  3. Zum Autor

Trendwende eingeleitet?

Inzwischen scheint sich das Blatt aber gewendet zu haben und verschiedene Faktoren sprechen für eine Fortsetzung der jüngsten Erholung. So haben sich die Abflüsse aus Gold-ETFs im November deutlich verringert. Aufgrund der drohenden Rezession ist zudem damit zu rechnen, dass die US-Notenbank ihren Pfad der Zinserhöhungen im kommenden Jahr schon wieder verlassen wird. Selbst wenn die Leitzinsen dann noch eine Weile auf erhöhtem Niveau verharren sollten, könnten die Zinserwartungen schon früher zurückgehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der letzte massive Anstieg des Goldpreises zwischen 2018 und 2020 mit deutlich sinkenden Zinserwartungen an den Terminmärkten zusammenfiel. Die eigentliche Senkung der US-Leitzinsen erfolgte hingegen erst Mitte 2019. Davon abgesehen hat sich der US-Dollar zuletzt auch wieder etwas von seinem 20-Jahreshoch (gemessen am US-Dollar-Index, der den Wert des Greenback gegenüber einem Währungskorb aus EUR, JPY, GBP, CAD, SEK und CHF wiedergibt) gegenüber anderen wichtigen Währungen entfernt. Aus charttechnischer Sicht wird es für den Goldpreis entscheidend sein, den Unterstützungsbereich um die 1.750 US-Dollar je Feinunze zu halten.

Gold oder Goldaktien?

Für Anleger, die tatsächlich an neuen Glanz des gelben Edelmetalls glauben, kommen grundsätzlich Direktinvestments oder der Kauf entsprechender Aktien bzw. eines Aktienindex infrage. Dabei gelten die Anteile von Goldminenbetreibern oft als gehebelte Goldinvestments. Sie vollziehen die Preisbewegungen des Edelmetalls überproportional stark nach und weisen daher eine sehr viel höhere Volatilität auf. Während aktive Trader hiervon bei geschickter Positionierung profitieren können, setzen längerfristig orientierte Anleger, die sich nicht näher mit der Aufstellung einzelner Unternehmen oder den einschlägigen Bewertungskennziffern auseinandersetzen wollen, in der Regel direkt auf einen Anstieg des Goldpreises. Das kann ganz klassisch über physische Münzen und Barren oder sehr viel kostengünstiger und flexibler über Exchange Traded Commodities (ETCs) oder auch CFDs geschehen.

Zum Autor

Ricardo Evangelista kam 2011 zu ActivTrades, wo er von leitenden Funktionen übernahm, darunter die Gründung und Leitung der Niederlassung in Dubai sowie die Leitung von Vertrieb, Kundenbetreuung und Marketing für eine Reihe anderer Regionen. Ricardo tritt regelmäßig als Sprecher bei Veranstaltungen oder TV-Interviews auf und verfasst regelmäßige Marktanalysen. Seit Januar 2021 ist er Chief Executive Officer von ActivTrades Europe S.A. in Luxemburg. Vor seiner Tätigkeit bei ActivTrades arbeitete Ricardo in der IT- und Finanzbranche.

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Foto: © QuinceCreative

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