Was sind NFTs? Einfach erklärt

Non-Fungible Token

Satte 69 Mio. US-Dollar für ein virtuelles Kunstwerk von „Beeple“ oder 5 Mio. US-Dollar für eine private virtuelle Insel im Metaverse: Willkommen in der „schönen neuen Welt“ der Non-Fungible Token, kurz NFTs.

Es scheint so, dass nach den mehr als 17.000 Kryptowährungen und den inzwischen schon wieder weitgehend verdrängten Initial Coin Offerings (ICOs) nun die nicht-ersetzbaren Token die nächste Stufe in der Evolution der Blockchain-Technologie einläuten. 

Inhalt

  1. So funktionieren NFTs
  2. Warum sind NFTs so gefragt?
    1. Strukturwandel im NFT Kunst- und Sammlermarkt
    2. Metaverse ist ein entscheidender Treiber
  3. Ungeklärte Fragen
  4. IPO-Kandidaten
  5. Was sind NFTs – FAQ

So funktionieren NFTs

Bei NFTs geht es im Gegensatz zu Kryptowährungen nicht um das dezentralisierte Zahlungswesen, sondern um Rechte und manchmal Eigentumsansprüche an virtuellen Werten. Streng genommen ist ein Non-Fungible Token nur ein geschützter digitaler Verweis auf eine URL. Dort finden sich Daten zum Objekt, die auch Aufschluss über Eigentums- und Nutzungsrechte geben. Während die NFTs in der öffentlichen Blockchain gespeichert sind, befindet sich jedoch das handelbare Objekt selbst auf einem Server, der von einer dritten Partei betrieben wird. 

Das dient der Sicherheit, ist aber gleichzeitig der Schwachpunkt der Technologie. Wird der Server blockiert, still- oder lahmgelegt, verschwindet das Objekt. Das kann ein digitales Kunstwerk sein, der Quellcode des World Wide Web oder eine Foto- oder Audiodatei. 

Für Schlagzeilen sorgten NFTs im Jahr 2021 vor allem am Kunstmarkt. Bei der ersten NFT-Auktion von Sotheby’s wurden 16,8 Mio. US-Dollar umgesetzt. Im März 2021 wurde das Werk „Everydays – The First 5.000 Days“ des Digitalkünstlers Mike Winkelmann, Künstlername Beeple, bei Christie’s für 69 Mio. US-Dollar ersteigert. Damit ist Beeple einer der drei höchstbewerteten lebenden Künstler! Werke von ihm, die bereits 2020 verkauft worden waren, erzielten beim Wiederverkauf das Zehnfache. 

Warum sind NFTs so gefragt?

Seit die beiden führenden internationalen Auktionshäuser auch Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren, hat der NFT-Markt richtig abgehoben. In diesem Segment sind Millennials mit 78 % bei Sotheby’s die wichtigste Käufergruppe. Krypto-Millionäre sind aber auch im Bereich Moderner Kunst aktiv. Der Gründer der Krypto-Plattform Tron, Justin Sun, ersteigerte die Statue „Le Nez“ von Alberto Giacometti für 78,4 Mio. US-Dollar. 

Der Markt für Kunst und Collectibles hat sich 2021 prächtig entwickelt. Laut Sotheby’s CEO Charles Stewart war das Jahr „von Rekordergebnissen in der 277-jährigen Unternehmensgeschichte geprägt.“ Gesammelt und versteigert werden inzwischen nicht nur Bilder und Statuen, sondern auch exklusive Handtaschen, Bücher und Manuskripte, Wein und Whisky und sogar Comic-Originalausgaben. Für eine seltene Erstausgabe von „Hulk“ wurden 490.000 US-Dollar bezahlt!

Strukturwandel im Kunst- und Sammlermarkt

Der Auktionsmarkt hat sich grundlegend gewandelt, vor allem, weil eine neue Generation von Käufern und Sammlern entstanden ist. Kennzeichnend ist, dass 40 % des Marktes auf asiatische Käufer entfallen. Das andere Charakteristikum besteht darin, dass die Millennials die bisher vorherrschende Generation der Babyboomer als größte Käufergruppe abzulösen beginnen. Der Anteil der unter 40-Jährigen unter den Sotheby’s-Kunden stieg 2021 um 187 %. Und Millennials haben 50 % mehr gekauft als im Vorjahr. Aus ihrer Sicht versprechen Non-Fungible Token als neue Kunst- und Anlageform den frühen Käufern hohe Gewinne. 

Die stürmische NFT-Nachfrage und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten, schnell reich zu werden, treiben allerdings bereits seltsame Blüten. Nicht jeder Digitalkünstler wird in der Kunstgeschichte zu einem Äquivalent von Botticelli, Van Gogh oder Gerhard Richter werden. 

Metaverse ist ein entscheidender Treiber

Jenseits der Kunst wird der NFT-Boom aber vor allem vom Metaverse angekurbelt. In der virtuellen Welt der NFTs werden Grundstücke, Inseln und Villen kreiert und vermarktet, die sogar teurer als reale Vermögenswerte sein können. Bei einer Versteigerung zahlte ein Bieter 450.000 US-Dollar, um Nachbar des Rap-Stars Snoop Dogg zu werden. Lage und Nachbarschaft sollen auch im virtuellen Raum eine Wertsteigerung bewirken. In diesem Segment ist die Verzehnfachung von Preisen keine Seltenheit. Die 2020 in der Metaverse-Welt Sandbox für je 15.000 US-Dollar verkauften 100 virtuellen Inseln erreichen mittlerweile Preise von 300.000 US-Dollar. Celebrities wie Paris Hilton und Justin Bieber feiern dort als Avatare wilde Partys – fast wie im wirklichen Leben der Regenbogenpresse. 

Ungeklärte Fragen zum Thema NFTs

Die Frage aus Anlegersicht ist natürlich, wie dauerhaft und werthaltig bzw. -steigerungsfähig sind solche Vermögenswerte in der Zukunft? Zudem sind juristische Fragen teilweise ungeklärt. Welche Rechte hat der Urheber nach dem Verkauf eines NFT? Und wie können Rechteinhaber gegen Verstöße Dritter vorgehen? Es wird auch geprüft, ob NFTs als Wertpapiere zu kategorisieren sind, was eine Prospektpflicht nach sich ziehen würde. 

Nicht zuletzt steht derzeit auch der starke Verdacht im Raum, dass die hohen Preise für NFTs eine Folge von Geldwäscheaktivitäten sind. Da kein objektiver Preis festzustellen ist und die Käufe überwiegend anonym mit Kryptowährungen erfolgen, ist der neue unregulierte und nicht zentral überwachte NFT-Markt mehr noch als der etablierte Kunstmarkt für die Geldwäsche illegal erworbener Mittel sehr geeignet. 

IPO-Kandidaten

2017 wurde die marktführende Plattform opensea.io in New York gegründet. Hier können NFTs kreiert und zum Direktverkauf oder zur Versteigerung angeboten werden. Der Geschäftsverlauf ist stürmisch. Im Januar 2022 wurde das Unternehmen in einer Venture-Capital-Finanzierungsrunde mit 13,3 Mrd. US-Dollar bewertet. Ein Börsengang ist sehr wahrscheinlich. Auch Sotheby’s dürfte 2022 an die Börse zurückkehren, so jedenfalls plant es der Mehrheitsaktionär und Milliardär Patrick Drahi, der die Aktie erst 2019 von der Börse genommen hatte. Beide Aktien wären grundsätzlich börsengeeignet und vorbehaltlich einer vernünftigen Bewertung möglicherweise vielversprechend. 

Was sind NFTs – FAQ

Was ist ein NFT?

Bei NFTs geht es im Gegensatz zu Kryptowährungen nicht um das dezentralisierte Zahlungswesen, sondern um Rechte und manchmal Eigentumsansprüche an virtuellen Werten. Streng genommen ist ein Non-Fungible Token nur ein geschützter digitaler Verweis auf eine URL.

Wie funktionieren NFTs?

Über einen geschützten digitalen Verweis auf eine URL befinden sich Daten zum Objekt, die auch Aufschluss über Eigentums- und Nutzungsrechte geben.

Warum sind NFTs so gefragt?

Die steigende Nachfrage nach NFTs wird vor allem durch den Kunst- und Sammlermarkt und das Metaverse angetrieben.

Wie wertsteigerungsfähig sind NFTs?

Da kein objektiver Preis festzustellen ist, kann diese Frage kaum beantwortet werden. Ob es sich bei NFTs um einen Hype oder eine ernstzunehmende Asset-Klasse handelt, wird die Zeit zeigen.

Foto: © metaworks – istockphoto.com

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